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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen
Autoren: Rolf Krohn
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Schar nicht viel. Gewiß kaufte auch mancher Händler kleine Mädchen. Die zahlreichen Tempel suchten immer Nachwuchs für jene Scharen williger Damen, die später die Besucher im Interesse Roms auszuhorchen hatten. Ganz gerissene Geschäftsleute wie der reiche Cajus Cornelius Lentulus begannen sogar Sklavenzuchten. Auch da fehlte es stets an „Material".
    Aber wohin mit den Jungen? Die Tage, als ein beunruhigter Senat gegen den karthagischen General Hanno mangels anderer Truppen eine Sklavenlegion aufstellen mußte, kamen bestimmt nicht wieder. Gladiatorenschulen aber nahmen nicht jeden Jungen.
    Unter der Hand wechselte dieser oder jener dennoch den Besitzer. Seit den siegreichen Mazedonischen Kriegen hatte die Knabenliebe in Rom Fuß gefaßt. Verbote halfen wenig. Die Legionäre wußten das, aber es war schwierig, einen Händler zu finden, der die heikle Ware bis nach Italien schaffte. Dort stellte sich alles viel einfacher dar. Halb wach und halb betäubt lag Teto auf dem Wagen. Kaum kam ihm zu Bewußtsein, daß einer der Legionäre sich achselzuckend für ihn entschieden hatte. Der Römer war überzeugt, ein sehr schlechtes Geschäft zu machen. Wer würde schon für ein derart schwächlich wirkendes Kind gutes Geld geben?
    Er löste die Stricke und zerrte den Jungen zur Schmiede. Ein Ring wurde um das Fußgelenk gelegt. Dann ging es in den Keller. Erst zwei Tage später war Markttag.

III
In Tarraco
    Der Markt war wenig repräsentativ. Praktisch sollte er sein und nichts anderes. Um harte Geschäfte ging es hier.
    An den Mauern ringsum und an den Außenwänden des Hauses in der Mitte hatte man große Ringe eingelassen. Das zu beschauende Gut wurde daran festgekettet. Die hochverehrten Herren Käufer durften sich in aller Bequemlichkeit ansehen, was sie nachher teuer bezahlen sollten.
    Jene Sklaven, deren Besitzer die Gebühr für das Zurschaustellen der Ware nicht aufbringen wollten oder konnten, erwarteten ihr Schicksal im Dunkel des halbunterirdischen Gefängnisses. Die Mietpreise dort waren wesentlich billiger; andererseits scheuten sich die Interessenten oft, in diesen Keller zu steigen. Daher wurde das Anpreisenswerte im allgemeinen auf dem Hof belassen. Alte, Schwächliche und Kranke landeten im Finstern.
    Noch war es früh am Tag. Weil die Abnehmer lange nicht so beflissen zu sein brauchten wie die Verkäufer, lag der Sklavenmarkt fast leer da. Nur ein älterer Mann mit spärlichem Haar und weißer Toga lief aufgeregt schwitzend umher. Er rief Befehle und nahm andere zurück, stolperte, verlor dabei fast seine Sandalen und fluchte herzhaft. Seine Leute nahmen die Anweisungen meist schweigend entgegen.
    Dann wurde eines der Gattertore aufgetan. Bewaffnete brachten die Sklaven aus dem Transport von Ocilis herein.
    „Ah! Centurio Quartus höchstpersönlich. Welche Ehre für mein unwürdiges Haus! Was bringst du mir heute?" rief der Mann mit der Toga.
    „Dir selbst nur etliche Kupferstücke, für deinen Markt... Du hast ja zwei Augen im Kopf und kannst sehen."
    Der Marktbesitzer zog den dicken Bauch ein und verbeugte sich schmeichlerisch. Mitten in dieser Bewegung erinnerte er sich indes an das Wichtigste und sagte: „Halt, halt! Die Gebühren - ich muß die Gebühren einnehmen. Die Zeiten sind hart, die Steuern ungemein hoch. Ruiniert mich nicht, gebt mir unverzüglich meine paar Münzen! Ich mache euch billige Preise." Daß keiner der Krieger den Beteuerungen glaubte, war ihm bekannt. Aber er legte Wert darauf, als fast arm zu gelten. Dazu gehörte das Jammergeschrei. „Ein Platz an der Mauer kostet dreißig Kupferstücke, einer im Ergastulum nur acht. Die Tarife bleiben stets dieselben. Ihr seht es, ehrlich bin ich und aufrichtig."
    Er schrieb die Namen der Besitzer auf bereitliegende Zettel und hängte diese den Sklaven um. In der Gebühr war das einbegriffen. Wie hätte man die redenden Werkzeuge sonst unterscheiden können?
    „Ein glücklicher Umstand", sagte er dann und dämpfte die Stimme. „Man braucht mal wieder Knaben - ihr wißt schon."
    Tetos Besitzer hob die Augenbrauen und entschied rasch, die dreißig Kupferstücke zu wagen. Er ließ den Jungen an die Mauer schmieden. Wenn die Götter ihm wohlwollten...
    Ohne Umstände wurden inzwischen die anderen Gefangenen ins Ergastulum, den Sklavenkeller, getrieben und dort angekettet. Die Legionäre ließen sich im Schatten eines Baumes nieder und erwarteten die Käufer.
    Nicht viel später brachte eine weitere Kolonne Bewaffneter ihre Gefangenen
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