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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen
Autoren: Rolf Krohn
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unerfahrensten. Sie hatte noch Zeit. Ohnehin begriff Rega nicht, weshalb ihr Vater sie mit Maro und den zwei anderen zu diesen Übungen geschickt hatte. Nur Jungen legten die Kriegerprobe ab, das war doch altbekannt.
    Bis zur Sonnenwende würde noch mancher Monat vergehen. Maro und Teto kamen zudem erst in ein paar Jahren an die Reihe. Aber für die beiden war es sicher eine gute Übung. Was freilich Cara und sie dabei sollten?
    „Ich war erster!" Der Junge strich sich die widerspenstigen Haare aus der Stirn, nun troffen sie schon vor Nässe.
    „Komm lieber hierher ins Trockene", sagte Cara. „Oder hast du dich heute früh nicht gewaschen?"
    Teto zog die Schwester an den Haaren. Welch eine Beschuldigung! Er war kein Barbar wie die Vaccäer im fernen Westen.
    „Euer Vater kommt!" rief Rega und beendete damit den Streit. Rasch drehte sich der Junge um. „Ah, Maro ist bei ihm. Ob er es auch geschafft hat?"
    Regas Bruder stürmte atemlos heran und führte im strömenden Regen einen Freudentanz auf. Welchen Weg er benutzt und was für einen Trick er zu guter Letzt angewandt hatte, ging aus seiner zusammenhanglosen Erzählung nicht hervor, zumal er auch noch stotterte. „Höchste Zeit ist es!" sagte Tetos und Caras Vater. „Zu Hause wartet man auf uns. Sie werden denken, wir haben uns verirrt. Ihr Helden werdet hungrig sein, nicht wahr?"
    Bei der Erwähnung des Essens erinnerten sich die vier daran, Appetit zu haben. Zugegeben hätten sie das freilich nicht. Nach dem Sieg taten sie wie erprobte Krieger, die schon mal auf ein Mittagessen verzichten konnten, ohne zu wehklagen.
    Nur Rega dachte anders, aber sie war auch ein Mädchen und erst acht.
    Sie sprangen auf die zottigen Pferde und ließen sie an einem Bach entlang bis zürn Duro laufen - keine weite Wegstrecke. Hier konnte man sich nicht verirren. Wer im iberischen Hochland nicht zu einer Siedlung fand, mußte fremd oder aber geistesgestört sein. Beides fand sich in Iberien selten.
    „Vater, warum bist du sogar bei diesem Wetter mit uns hier draußen gewesen?" fragte Cara. Sie als kleines Mädchen durfte ohne weiteres mit einer Frage herausplatzen. Teto hätte in diesem Fall zu hören bekommen, er solle warten, bis ein Älterer ihn anrede.
    „Der Heilige Mann hat Sonne und Mond befragt und dem Rauschen der Eiche gelauscht. Die Kriegerprobe wird vorverlegt. Sie soll nicht erst zur Sonnenwende stattfinden, vielleicht sogar jetzt schon, zur Tagundnachtgleiche."
    „Warum denn das?" Maro drängte sich an den Vater des Freundes. „Wegen des Krieges?"
    „Ja. Die Römer stehen vor Numantia. Netos allein weiß, ob es ihnen einfällt, eine Schar gegen Malega zu schicken. Jeder Waffenfähige wird dann gebraucht."
    Maro war aufgeregt. Würde er die Probe bestehen? Falls nicht, pflegten die Gefährten den Unterlegenen zu verspotten, und man mußte ein Jahr warten. - Zwar schlich er gewandt und lautlos und konnte auch recht gut mit Bogen und Speer umgehen..., bloß vor den Augen der erfahrenen Männer ging doch mal etwas daneben. Und dann...
    „Aber wir?" erkundigte sich Cara. „Wir werden ja gar nicht geprüft."
    „Also, die Sache ist die", sagte der Mann bedächtig, „die Römer haben viel mehr Krieger als unsere verbündeten Städte. Sollten sie uns belagern, müssen auch Mädchen und Frauen zu den Bogen greifen."
    „Bei Netos! So schlimm steht es?"
    „Ja, Cara. Gestern trat der Ältestenrat zusammen. Da wurde beraten, und danach erfuhren alle Männer, was zu tun ist. Vor allem werden wir noch heute Abend Pfeilschießen üben. Mal sehen, wie gut ihr das könnt!"
    Die Kinder erschraken. Die Feinde vielleicht bald vor den Toren der Burg? So stark außerdem, daß selbst sie mitkämpfen sollten?
    Cara mühte sich, die Tränen zu unterdrücken. Seit dem Frühjahr besuchte sie mit einigen Altersgenossinnen die weise Frau und erlernte das Nähen und Sticken. Die alte Witwe hatte die Römer kennengelernt und berichtete schreckenerregende Dinge von ihrer Grausamkeit.
    „Wir müssen damit rechnen, daß Feinde an den Ufern des Duro sind", sagte der Mann. „Haltet euch hinter mir und nehmt die Bogen zur Hand. Falls etwas passiert - ausreißen! Sie finden sich hier nur schwer zurecht, ihr aber kennt die Wege."
    Der Duro lag nun vor ihnen, und wollten sie nach Malega, mußte er überquert werden. Schwierig war das nicht, denn die Pferde kannten den Strom und schwammen stets furchtlos hinüber und herüber. Die Kinder brauchten sich nur an die Mähne zu klammern. Zudem
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