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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld
Autoren: S. Fischer-Fabian
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nur
der Sinatra singt nicht mehr aus den verdeckt angebrachten Lautsprechern,
sondern der Dean Martin, aber es macht keinen Unterschied.
    Wenn die Tür sich öffnet, sieht
René große Schilder: »Hold-Cosmetic / Department II« steht auf den Schildern
und »Hold-Cosmetic / Laboratory« und »Hold-Cosmetic I Department Europe«
und »Hold-Cosmetic / Sales manager«. Rosé, aquamarin, saharagelb, aubergine,
ocker— jedes Stockwerk ist in einer anderen Farbe gehalten.
    »Feiner Laden«, sagt René
lässig und ist doch ziemlich beeindruckt.
    Die Leute, die zusteigen,
tragen weiße Kittel und duften ebenfalls nach Eau de Verène. Ihre Gesichter
aber sind nicht so tierisch ernst wie damals, diesmal lächeln sie freundlich,
sagen: »Nein, wie süß« und »Na richtig goldig« und machen Trixi Komplimente.
    »Freundlicher Laden«, sagt René
anerkennend.
    Im 20. Stockwerk (schilfgrün)
wollen zwei Damen zusteigen, eine ältere und eine jüngere. Der Liftboy ruft
»beeeesetztttt!« startet durch und die Damen müssen draußenbleiben.
    »Hast du sie gesehen?« flüstert
Trixi.
    »Ich bin ja nicht blind,
Schatz.«
    »Heiliger Strohsack, war die
Erika dünn. Ich frage mich, was ich eigentlich hier soll.«
    »Ich sagte dir doch, daß ich
von New York nur den Hafen kenne, mein Schatz. Den Rest wirst du mir zeigen,
einverstanden?« Er küßt sie wieder auf die Nase. »Moment mal, waren es nicht
gestern 11 Sommersprossen?«
     
    »Hast du sie gesehen, Mamusch?«
fragt Erika.
    »Und wie ich sie gesehen habe«,
sagt Frau Radke.
    »Wie fandest du sie?«
    »Also wenn du mich schon
fragst: ich fand sie einfach wundervoll, dein Kusinchen.«
    »Wieso fandest du sie
wundervoll?«
    »Weil ich...« Sie stockt. Und
plötzlich schließt sie ihre Tochter in die Arme, sie küßt sie ab, sie tanzt mit
ihr herum, sie jubelt unterdrückt los; »Kind, ach Kind, mein Ekalein.« Sie hält
atemlos inne und sagt: »Du kriegst übrigens deinen roten Porsche, den du dir
gewünscht hast. Den Porsche. Und den Nerz.«
    »Einen White Mink?«
    »Meinetwegen, einen White
Mink.«
    »Mamusch!!!« schreit Erika und
will jetzt ihrer Mutter um den Hals fallen. Frau Radke ist mit einem Schlag
wieder Dame. »Haltung«, sagt sie, »Reichtum verpflichtet. Wir sind schließlich
keine Parvenüs, keine Neureichen.« Sie reckt sich unwillkürlich. »Wo bloß der
Lift bleibt?«
     
    »Pfffft« macht die Lifttür, und
auf dem Stockwerkanzeiger leuchtet die 34 auf. Endstation.
    »Hilfst du mir?« fragt Trixi.
    »Ich helfe dir«, sagt René und
hilft ihr.
    Sie steigen aus und blicken den
langen teppichbelegten Gang hinunter. Die Wände sind in Maisgelb gehalten und
mit Marmor abgesetzt. Von den Decken hängen Kristallüster.
    »Ich gestatte mir, Ihnen ein
herzliches Willkommen zu entbieten, Miß Sommer.« Der Butler John steht vor
ihnen und versucht vergeblich, seine Wiedersehensfreude zu mäßigen. Seine Augen
strahlen, sein Mund strahlt, seine Ohren strahlen. »Miß Sommer«, sagt er noch
einmal und streckt ihr seine Hand zur Begrüßung entgegen. Er bemerkt den
ungeheuerlichen Fauxpas, die Hand bleibt auf halbem Weg in der Luft hängen,
aber Trixi hat sie schon ergriffen, schüttelt sie kräftig.
    »John«, sagt sie, »wie ich mich
freue, John.«
    »Die Freude ist auf meiner
Seite nicht geringer, Miß Sommer.«
    »Madame Cantal, John. Seit
einem knappen Jahr Madame Cantal.«
    »Miß Sommer haben geheiratet,
Pardon, Madame Cantal haben geheiratet, das heißt...« Er blickt verwirrt von
Trixi zu René und von René zu Trixi. »Dann gehe ich nicht fehl in der Annahme,
daß dieser Gentleman Ihr Ehegatte ist?«
    »Sie gehen nicht fehl.« Jetzt
schüttelt auch René ihm die Hand.
    Der Butler schüttelt zurück,
nun war eh alles egal. Mit der Routine des erfahrenen Dieners gleitet sein
Blick über den hochgewachsenen jungen Mann im blauen Blazer. Genehmigt, denkt
er, der darf. Gute Augen, festes Kinn, der Mund hat Sensibilität, weltläufiger
Typ mit Toleranz, distanzbewußt aber nie arrogant, kameradschaftlich, ohne sich
gemein zu machen, Humor vorhanden.
    »Dann gehe ich wohl auch nicht
fehl, wenn ich dieses süße Etwas dort als ein Produkt dieser Verbindung
ansehe.« Er zeigt mit dem Zeigefinger auf das süße Etwas.
    »Auch hier liegen Sie richtig,
John.«
    »Sie gestatten.« Er nimmt Trixi
die große Babytragetasche ab und trägt sie auf beiden Armen vor sich her, als
seien es die Insignien einer Königin.
     
    Im Konferenzsaal des
Verena-Hold-Wolkenkratzers ist die
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