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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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Perlen!«
    »Und Gewürze?« »Keine Gewürze!«
    Pablo beugte sich vor und kniff die Augen zusammen. Das war doch - natürlich, der Wortführer der Schreihälse war Martin Bermejo aus der Vorstadt Triana, der Bruder des Juan Rodriguez Bermejo, den ganz Sevilla nur Rodrigo de Triana nannte.
    Und ganz Sevilla kannte auch seine Geschichte, denn Rodrigo de Triana war der Matrose, der auf der ersten Fahrt des Christóforo Colón 9 über das unbekannte Meer im Mastkorb der Pinta gesessen hatte. Er war es gewesen, der am 12. Oktober 1493 im letzten Mondschein oder im frühesten Morgendunst eine Insel aus dem Wasser hatte auftauchen sehen - obwohl auch auf der Santa María und der Niña alle Augen versucht hatten, ein erstes Anzeichen zu entdecken. Er hatte »Land in Sicht!« geschrien und hatte sich damit die seidene Jacke verdient, die Christóforo Colón ausgelobt hatte, und die 10 000 Maravedis 10 der Königin. Die Jacke hatte er bekommen, aber das Geld hatte der Admiral für sich beansprucht, weil er wenige Stunden zuvor ein Licht am Ufer gesehen hatte.
    »Ein Licht am Ufer? Auf die Entfernung? Da hätte man schon einen Ochsen am Spieß braten müssen! Aber es gibt überhaupt keine Ochsen auf San Salvador. Und Schafe und Ziegen auch nicht. Da kennt man nämlich kein Vieh. Warum hätten die Indianer ein riesengroßes Feuer am Strand machen sollen? Sie liegen nachts in ihren Hängematten und schlafen und ihre Hütten stehen tief im Urwald. Dieser geldgierige Genuese 11 hat mich um meine Belohnung gebracht! Und kein Mensch kann mir sagen, warum! Die Königin hat er beschwatzt, dass sie ihm ein Zehntel von allen Einnahmen aus den neuen Ländern zugestanden hat, und Vizekönig wird er außerdem. Wozu braucht er da meine 10 000 Maravedis? Für mich ist das ein Vermögen, na ja, jedenfalls ein Jahresgehalt, aber für ihn ist das nicht mehr als ein Fliegendreck.«
    Überall hatte Rodrigo de Triana diese Geschichte erzählt und immer neue Versuche unternommen, doch noch an das Geld zu kommen, aber es hatte nichts genützt. Der Admiral hatte zwei Zeugen von der Santa María, denen er das Licht gezeigt hatte. Weil nur der eine es gesehen hatte und der andere nicht, hatte er die Mannschaften der drei Schiffe nicht in Aufregung versetzen wollen. Gegen diese Erklärungen war Rodrigo de Triana machtlos gewesen und schließlich war er zum allgemeinen Entsetzen in maurische Dienste getreten.
    Das war ein schwerer Schlag für seine Familie. Die Mauren waren die Erzfeinde des Christentums, die Diener Allahs, die Gefolgsleute des Propheten Mohammed und seiner Nachfolger, die das ganze Abendland in die Gewalt des Islams bringen wollten. Jahrhunderte hatte es gedauert, bis man die Mauren aus Spanien vertrieben hatte. Erst vor zehn Jahren war die letzte maurische Festung, Granada, gefallen und ganz Andalusien gehörte seitdem wieder zum Reich der christlichen Könige Fernando und Isabella. Wer für die Mauren kämpfte, der war ausgeschlossen aus der Gemeinschaft aller rechtgläubigen Menschen, sein Leib war der irdischen Gerechtigkeit und seine Seele dem Teufel verfallen.
    »Ein Lügner ist er, dieser Admiral der Moskitos!« Martin Bermejo schüttelte die Fäuste. »Meinen Bruder hat er um seine Belohnung gebracht und der hat vor Kummer darüber den Verstand verloren. Denn nur ein Wahnsinniger geht zu den Mauren, das ist doch wohl klar.«
    Die Meute der Zerlumpten brüllte Zustimmung.
    »Und mein Bruder ist nicht der Einzige, den der Moskito-Admiral auf dem Gewissen hat.« Bermejo hob die Rechte und zählte an den Fingern ab. »In Kastilien - und Aragon - und Andalusien - und Navarra - und im Baskenland haben hunderte von Männern seinen Lügen geglaubt. El Dorado hatte er angeblich gefunden, das Goldland. Viele haben ihr letztes Geld für eine Fahrt nach Española 12 eingesetzt. Und was haben sie dort gefunden? Fast alle den Ruin. Und viele sogar das Grab!«
    »Betrüger! Lügner! Verbrecher! Verdammter Genuese! Mörder!«, schrien die anderen durcheinander.
    Der Lärm schwoll bedrohlich an.
    Pablo sah die beiden Pagen jetzt direkt unter sich. Der Ältere war schon ein junger Mann, bestimmt über zwanzig, den Jüngeren schätzte Pablo auf ungefähr vierzehn. Sie waren ruhig weitergegangen, als ob sie die Beschimpfungen gar nicht gehört hätten. Wenn sie wirklich die Söhne des Admirals waren, dann gingen sie sicher zu den vier Karavellen 13 am Ende der langen Schiffsreihe, die für die neue Fahrt des Entdeckers ausgerüstet wurden. Trotz
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