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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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schweren Eisenketten hinter sich herschleifend, und alle Leute bei diesem Anblick entsetzt geschwiegen hatten. Aber später hatten die Könige von einem Missverständnis gesprochen und jetzt rüsteten sie dem Don Christóforo Colón sogar Schiffe für eine vierte Entdeckungsfahrt - also musste er doch noch Einfluss haben. Immerhin war er Admiral und Vizekönig geblieben. Da kostete es ihn bestimmt nur einen Federstrich, Miguel zum Piloten zu machen.

kapitel 2
    A ls Pablo nach einigen Augenblicken nach unten schaute, waren die zerlumpten Seeleute in der Menschenmenge am Strand verschwunden. Er schwang sich über die Brüstung und ließ sich in den Sand fallen. Die beiden Pagen sprangen zur Seite, denn die Plattform befand sich mehrere Meter über dem Boden, aber Pablo war gelenkig wie eine Katze und kam sofort wieder auf die Füße. Er hatte schon ganz andere Sprünge überstanden.
    »Das war bloß ein Trick von mir«, sagte er stolz. »Mit der Stadtgarde, meine ich. Am besten verschwindet Ihr, bevor sie es merken und zurückkommen.«
    Die Söhne des Admirals betrachteten ihn erstaunt. Sie sahen einen stämmigen, kraushaarigen Jungen mit dunklen Kulleraugen im runden Gesicht, um den Mund herum deutliche Spuren von Fett und Kohle. Hemd und Hose waren fadenscheinig und geflickt, aber ziemlich sauber. Er war braun gebrannt, im Gesicht und auf den bloßen Armen und Beinen schimmerten kleine, helle Narben.
    Ein Straßenjunge, dachte Diego. Und er stinkt nach Fisch. Aber immerhin hat er uns die unverschämten Kerle vom Hals geschafft. Warum wohl?
    »Wir sind dir zu Dank verpflichtet«, sagte er förmlich und öffnete den Geldbeutel an seinem Gürtel.
    »Ich brauche kein Geld! Das heißt, ich brauche es schon, aber etwas anderes wäre mir noch lieber - nein - ich wollte sagen - wenn ich - also wenn Euer Gnaden die Güte haben würden...« Pablo verhaspelte sich. Wie sprach man eigentlich mit dem Sohn eines Vizekönigs?
    Der Rothaarige zog die Augenbrauen hoch. Er sieht wirklich ziemlich hochnäsig aus, da hat Martin Bermejo Recht, dachte Pablo.
    »Ich heiße Pablo Alvarez, halten zu Gnaden«, sagte er hastig. »Und mein großer Bruder Miguel ist Seemann und möchte unbedingt Pilot werden. Er ist erst 21 und ist doch schon Obermaat und vielleicht könnte Euer Vater, der Herr Admiral...«
    Er verstummte, denn über das Gesicht des Rothaarigen flog ein Ausdruck, dass Pablo sich vorkam wie geohrfeigt. Empört, nein - fassungslos, nein - angewidert, ja - das war das richtige Wort.
    »Mein Vater beschäftigt sich nicht mit solchen Nichtigkeiten.« Der Große warf Pablo eine Münze zu und zog seinen Bruder mit sich fort, hinüber zu den Karavellen, die für die vierte Fahrt des Admirals bestimmt waren.
    Pablo starrte hinter den beiden her, während er mechanisch die Münze in den Fingern drehte, ohne sie zu beachten. Der Jüngere hat sich nicht mal bedankt, dachte er. Wieso bin ich eigentlich so wütend?
    Er spürte Tränen des Zorns hinter seinen Lidern brennen. Der Blonde eben hatte auch vor Wut geheult. Pah! Das fehlte noch! Pablo schluckte und zwinkerte schnell. Er konnte sich überhaupt nicht erinnern, wann er das letzte Mal geweint hatte. Er war schließlich Pablo Kiebitz-Ei und kein verweichlichter Page. Und warum sollte er wütend sein? Vornehme Herren kümmerten sich nicht um Straßenjungen, das wusste er doch. Kein Grund zur Aufregung! Er würde die beiden ohnehin nicht wieder sehen. Pagen mussten am Hof bleiben und dem König oder der Königin dienen. Über kurz oder lang würden sie Sevilla verlassen und in die nächste Residenz ziehen.
    Er drehte sich um und ging zum Arenal-Tor. Er hatte nicht die geringste Lust, Luisa Tommasina von dem Vorfall zu erzählen. Aber auf einmal verstand er die schimpfenden Seeleute.
    Zu seiner Erleichterung entdeckte er einen Fischerjungen,der einer bettelnden Blinden leere Muscheln in die Schürze warf. Nachdem er ihn verprügelt hatte, fühlte Pablo sich besser. Aber er hatte noch weniger Lust als sonst, nach Hause zu gehen. Er würde einen Abstecher in die Stadt machen.

    Wenig später saß er auf einer Stufe vor der Kathedrale. Dieser Platz gefiel ihm fast genauso gut wie die Brüstung des Hafenkrans und er war fast ebenso oft hier wie dort.
    Die Gradas de la catedral 16 waren der Mittelpunkt von Sevilla. Hier warteten Matrosen, Zimmerleute, Kalfaterer, Bordschützen und Schiffsjungen auf Anstellung. Schiffseigentümer und Kapitäne stiegen die Stufen auf und ab, musterten die Männer
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