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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs
Autoren: Simon Beaufort
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Sauwetter«, murmelte er, zog sich den kegelförmigen Helm vom Kopf und rieb sich mit plumpen Fingern durch die Haare, die darunter zum Vorschein kamen. »Ich hasse die Kälte.«
    Â»Und im Heiligen Land behauptest du ständig, ein ehrlicher englischer Winter wäre dir lieber als diese verdammte Hitze«, stellte Geoffrey fest, während er versuchte, wieder ein wenig Leben in seine erstarrten Gesichtszüge zu kneten. »Außerdem hast du mir erzählt, Durham wäre mitunter für Wochen vom Schnee eingeschlossen. Eigentlich solltest du an so ein Wetter gewöhnt sein.«
    Roger brummte nur. Er ließ sich auf eine Holzbank fallen, griff nach dem Bier und leerte es auf einen Zug. Dann lehnte er sich zurück gegen die Wand, wischte sich die Lippen mit dem Handrücken ab und schloss zufrieden die Augen. »So ist’s gut. Es gibt doch nichts Besseres, um die Kälte aus den Knochen zu vertreiben, als einen Krug heißes Bier.«
    Geoffrey setzte sich neben ihn und genoss die Wärme des überheizten Raumes. Er nahm seinen Krug, gerade als Roger die Hand danach ausstreckte, und entspannte sich eben unter der einschläfernden Wirkung des Bieres, als ihm auffiel, dass seine Männer immer noch draußen waren.
    Â»Lass sie doch«, bemerkte Roger schläfrig und griff nach Geoffreys Arm, als der sich erhob. »Wahrscheinlich hat Peterkin, dieser Schwachkopf, seine Satteltaschen verloren, oder so was. Helbye wird schon damit fertig.«
    Geoffrey ließ sich wieder auf die Bank zurücksinken. »Der arme Helbye. Wenn er gewusst hätte, was für einen Haufen ich ihm diesmal zur Ausbildung auflade, wäre er gewiss nicht noch mal mitgekommen.«
    Roger lachte leise in sich hinein. »Er ist schon zufrieden – jedenfalls zufriedener, als wenn er den Rest seiner Tage Unkraut jäten und Schafe zählen müsste. Helbye ist ein Krieger und wird als Bauer niemals glücklich sein.« Er warf Geoffrey einen abschätzigen Blick zu. »Im Gegensatz zu dir.«
    Â»Ich bin kein Bauer«, erwiderte Geoffrey, empört über diese Beleidigung. »Schon vor zwanzig Jahren habe ich ein Rittergut geerbt und seither weniger als eine Woche dort verbracht. Den Großteil meines Lebens war ich ein Krieger, und das weißt du.«
    Roger musterte ihn prüfend von oben bis unten, und seine Augen verweilten bedeutungsschwer auf dem Buch, das aus den Satteltaschen seines Freundes ragte. Roger billigte keine Bücher, und ebenso wenig die Tatsache, dass Geoffrey diese las. Derartigen Zeitvertreib erachtete er als unritterlich.
    Geoffrey und Roger waren beide Ritter, aber davon abgesehen besaßen sie wenig Gemeinsamkeiten. Trotzdem waren sie treue Freunde geworden. Auch äußerlich unterschieden sie sich sehr voneinander: Roger war ein bulliger Mann mit ständig gerötetem Gesicht, der sich nur wenig um sein Auftreten scherte. Geoffrey hingegen war in der Regel ordentlich, wenn auch nicht unbedingt sauber, und seine ausdrucksvollen grünen Augen verrieten seinen Verstand sowie einen gewissen Sinn für Humor.
    Was ihre Persönlichkeit betraf, waren die Unterschiede noch größer: Roger schätzte nichts höher als einen guten Kampf, und zu seinen sonstigen Vergnügungen zählten ausgiebige Aufenthalte in Hurenhäusern und ausschweifende Besäufnisse mit seinen Freunden. Seine Weltsicht war ebenso einfach wie sein Charakter, und er litt niemals unter dem moralischen Zwiespalt, der Geoffrey stets heimgesucht hatte, während die Streitmacht der Kreuzfahrer mordend, raubend und plündernd durch die halbe bekannte Welt gezogen war. Geoffrey galt unter den anderen Rittern als wunderlich. Während eine Stadt nach der anderen in die gierigen Hände der Kreuzritter fiel, hatte er sich geweigert, Gold und kostbare Juwelen zu stehlen, und es stattdessen vorgezogen, seine Sammlung an Büchern und Schriftrollen zu erweitern.
    Â»Wenn wir abreisen, wirst du deine Güter wieder für einige Jahre nicht sehen«, verkündete Roger. »Morgen sind wir auf See, und nächste Woche in der Normandie. Von dort aus reiten wir nach Süden bis Venedig, wo uns ein weiteres Schiff nach Jaffa bringen wird. Und dann haben wir nur noch einen Tagesritt vor uns, bis wir die Heilige Stadt erreichen.«
    Geoffrey dachte mit Freude an Jerusalem. Er erinnerte sich an die Kirche beim Heiligen Grab mit ihren gelblichen Mauern und den runden
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