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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs
Autoren: Simon Beaufort
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einging. »Wie kam ein Armbrustbolzen in den Rücken von diesem Burschen, wo wir doch beide gesehen haben, wie er von vorn erstochen wurde?«
    Â»Wir haben gesehen, wie er nach dem Stich in die Knie brach und sich an die Wunde griff. Dann kippte er nach vorn und fiel vom Dach. Ich hätte allerdings eher erwartet, dass er nach hinten kippt, wo er doch von vorn angegriffen worden war. Vermutlich war die Schulterwunde nur ein Kratzer, und die tödliche Verletzung stammte vom Armbrustbolzen im Rücken.«
    Â»Und das bedeutet?«, fragte Roger.
    Â»Das bedeutet, dass jemand anderes daherkam und ihm in den Rücken geschossen hat, vermutlich ein Freund des Messerstechers.«
    Â»Der Armbrustbolzen war auch merkwürdig«, befand Roger, nachdem er kurz über die Ungerechtigkeit eines so feigen Vorgehens nachgedacht hatte. »Hast du ihn gesehen?«
    Â»Er war rot eingefärbt«, erwiderte Geoffrey sogleich. Auch ihm war die eigentümliche Farbe des Geschosses aufgefallen. »Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, warum.«
    Â»Na, ich schon«, erklärte Roger selbstgefällig. Es gefiel ihm, dass er mehr wusste als sein gebildeter und belesener Freund. »Man hat ihn im Saft der roten Bete getränkt.«
    Â»Warum das?«, fragte Geoffrey und war sich nicht sicher, ob er das glauben sollte. Roger brachte oft »Tatsachen« vor, die er sich aus nur halb verstandenen Einzelheiten zusammengereimt hatte.
    Â»Weil man mit einem so gefärbten Pfeil leichter sein Ziel trifft«, sagte Roger. »Ein roter Pfeil sorgt dafür, dass man einen Hirsch oder einen Keiler erwischt. Mit einem weißen Pfeil – der mit Asche abgerieben wurde – tötet man einen Hasen. Und ein blau gefärbter Pfeil holt die Vögel vom Himmel. Wo ich herkomme, weiß das jedes Kind.«
    Â»Aber der Mann auf dem Dach war weder ein Hirsch noch ein Keiler. Weißt du wirklich nicht, was er mit diesem Stab meinte?«
    Roger runzelte die Stirn. »Vielleicht wollte er, dass ich ihm einen zuwerfe, damit er dem anderen Kerl das Messer aus der Hand schlagen kann.«
    Geoffrey war anderer Ansicht. »Du solltest dafür sorgen, dass ›Bruder Gamelo‹ ihn nicht bekommt, hat er gesagt. Es ging nicht darum, dass du ihm einen zuwirfst.«
    Â»Vielleicht meinte er den Stab Aarons«, schlug Roger vor, nachdem er eine Weile ernsthaft darüber nachgedacht hatte. »Das ist der einzige bedeutsame Stab, der mir einfällt.«
    Â»Aaron? Meinst du Moses’ Bruder aus der Bibel?«, fragte Geoffrey und musterte Roger argwöhnisch. Er fragte sich, was Roger auf diesen weit hergeholten Gedanken gebracht hatte. »Wie kommst du darauf?«
    Â»Weil mein Vater immer versprochen hat, er würde Aarons Stab für die Kathedrale von Durham besorgen«, erwiderte Roger lässig. »Ein so großer und bedeutsamer Ort braucht ein paar gute Reliquien. Wir haben natürlich viele Heilige, wie Cuthbert, Aidan, Oswald und Balthere. Aber mein Vater möchte noch etwas wirklich Bedeutsames.«
    Â»Aarons Stab?«, fragte Geoffrey verblüfft. »Aber den gibt es doch gar nicht.«
    Â»Klar gibt es den«, entgegnete Roger. »Sonst hätte mein Vater ihn wohl nicht Durham versprochen, oder?«
    Â»Das eine ergibt sich nicht notwendigerweise aus dem anderen«, hob Geoffrey hervor. Rogers Vater war der Bischof von Durham und ebenso gerissen und betrügerisch, wie sein Sohn arglos war. Geoffrey wusste nur zu gut, dass man ihm nicht vertrauen durfte. »Wie kann Flambard darauf hoffen, je die Echtheit eines solchen Fundes zu beweisen?«
    Â»Das muss er gar nicht. Die Menschen werden die Heiligkeit spüren – genau wie bei St. Cuthbert, dessen Frömmigkeit schon durch den Sarg strahlt.«
    Â»Tut sie das?«, fragte Geoffrey trocken, der vom Gegenteil überzeugt war.
    Â»Aarons Stab ist bedeutsam«, fuhr Roger fort. »Gott hat damit die zehn Gebote niedergeschrieben.«
    Â»Das hat er nicht«, wandte Geoffrey sogleich ein. »Er ließ Moses den Stab schwenken, und so brachte er einige der Plagen hervor, wegen derer die Israeliten schließlich der Sklaverei in Ägypten entkamen.«
    Â»Vielleicht auch das«, meinte Roger ausweichend und war nicht bereit, seinen Irrtum einzugestehen. »Trotzdem ist er sehr mächtig, und bald gehört er Durham.«
    Das bezweifelte Geoffrey ernsthaft, aber Roger war nicht der Mann, der sich
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