Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs
Autoren: Simon Beaufort
Vom Netzwerk:
Lehrlinge in den Trachten ihres Gewerbes und grobschlächtige Wachleute, die allzu gewalttätige Ruhestörungen unterbinden sollten. Doch als Geoffrey sich umblickte, nahm er nicht diese Seeleute, Lehrlinge oder Wachen wahr, sondern einen verstohlenen Schatten, der eilig in der Einmündung irgendeiner Seitenstraße untertauchte. Eine solche Bewegung hatte er in der letzten Stunde schon häufiger zu sehen vermeint, und so wendete er das Pferd und ritt rasch den Weg zurück.
    Als er die Einmündung erreichte, war dort niemand zu sehen. Unschuldig schlängelte sich die Gasse auf einige Lagerhäuser am Hafen zu. Geoffrey schaute eine Zeit lang und versuchte, die Schatten zu durchdringen, konnte aber nichts Verdächtiges ausmachen. Als er die Seitenstraße schließlich wieder verließ, wartete Roger schon mit spöttischem Gesichtsausdruck auf seine Rückkehr.
    Â»Wenn ich mich umschaue, sehe ich ständig jemanden, der sich gerade hinter der nächsten Ecke versteckt«, erklärte Geoffrey. »Irgendwer folgt uns, und das gefällt mir gar nicht.«
    Â»Denk nicht zu viel drüber nach«, empfahl Roger. »Das wird nur irgendein Dieb sein, der sich Hoffnung auf unsere Satteltaschen macht. Kümmere dich einfach nicht drum.«
    Vermutlich hatte Roger Recht, auch wenn Geoffrey sich nicht überwinden konnte, in seiner Wachsamkeit nachzulassen. Ein wenig Trost fand er in der Tatsache, dass dem Burschen die Verfolgung immer schwerer fallen würde, wenn der Schnee weiterhin so dicht fiel.
    Â»Morgen finden wir ein Schiff«, erklärte Roger zuversichtlich, als käme etwas anderes gar nicht in Frage. Er blinzelte die Nässe aus den Augen. »Vom englischen Wetter hab ich die Nase voll. In der Normandie ist das anders.«
    Geoffrey lächelte. »Vermutlich wird es dort noch viel schlimmer sein. Und solange der Wind nicht günstiger steht, kommen wir gar nicht von hier fort.«
    Â»Deine Männer murren schon rum.« Roger wies mit dem Daumen nach hinten, wo Geoffreys Waffenknechte, in Mäntel gehüllt und die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen, verdrießlich nebeneinander ritten. Selbst der Hund wirkte schlecht gelaunt. Er weigerte sich, den üblichen Platz neben Geoffreys Pferd einzunehmen, und hielt sich stattdessen bei den Kriegern auf, wie um ihnen sein Mitgefühl auszudrücken. Der einzige Kriegsknecht, der aus diesem grämlichen Einerlei herausstach, war Peterkin, der Schwachsinnige. Während er dahinritt, funkelten seine Augen in unschuldigem Entzücken beim Anblick der Flocken, die auf seiner Kleidung liegen blieben, und der Mund stand ihm vor Staunen weit offen.
    Â»Auf deinem Gut konntest du dir doch die Leute aussuchen«, merkte Roger an und betrachtete Geoffreys Gefolgschaft mit unverhohlener Verachtung. »Hast du da niemanden gefunden, der mehr hermacht als dieser Haufen?«
    Geoffrey zuckte mit den Achseln. »Ich wollte niemanden mitnehmen, der für Angehörige sorgen muss, auch wenn derjenige es selbst wünschte. Diese sechs dort haben keine Familien, die von ihnen abhängen.«
    Â»Weil nämlich zwei von ihnen so lange im Kerker gesessen haben, dass sie gar keine Gelegenheit zum Heiraten hatten. Die beiden nächsten finden mehr aneinander als an irgendwelchen Frauen; und die beiden letzten haben schlicht und ergreifend einen Sprung in der Schüssel. So jämmerliche Gestalten hab ich mein Lebtag noch nicht gesehen!«
    Geoffrey wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, denn Roger hatte vollkommen Recht. Die Littel-Brüder waren unverbesserliche Diebe, und er hatte sie in seinen Dienst gezwungen, weil sie andernfalls unweigerlich am Galgen gelandet wären. Es waren abgebrühte und skrupellose Burschen, und Geoffrey hatte den Verdacht, dass sie sich aus dem Staub machen würden, sobald sie genug Geld für die Flucht zusammengeraubt hatten. Freyn und Tilloy waren deutlich mehr als nur Freunde, was Geoffrey allerdings nichts ausmachte, solange ihre Beziehung sie nicht bei ihren Pflichten behinderte. Joab und sein Bruder Peterkin allerdings bereiteten ihm die größten Sorgen. Beide waren geistig auf dem Stand von Kindern, vor allem Peterkin, und je besser Geoffrey sie kennen lernte, umso mehr bedauerte er es, dass er sie von zu Hause fortgebracht hatte.
    Â»Schon merkwürdig, dieser Kampf auf dem Dach«, fuhr Roger fort, als Geoffrey nicht auf seine verächtlichen Bemerkungen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher