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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs
Autoren: Simon Beaufort
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leicht von einer einmal gefassten Meinung abbringen ließ. Geoffrey hatte auch keine Lust, den ganzen Tag lang eine fruchtlose Diskussion zu führen. Also wechselte er das Thema.
    Â»Es schneit immer schlimmer. Wir sollten dieses Gasthaus ausfindig machen, von dem du gesprochen hast, bevor jeder andere in der Stadt auf denselben Gedanken kommt und wir in den Ställen schlafen müssen.«
    Roger strahlte. »Es heißt ›Der Kopf des Sarazenen‹ – der Name passt doch großartig zu zwei Kreuzfahrern wie uns. Mein Vater hat mir davon erzählt, und ich übernachte stets dort, bevor ich mich in die Normandie einschiffe. Du wirst es nicht bereuen! Dieses Gasthaus vergisst keiner so schnell.«
    Geoffrey befürchtete, dass Roger mit diesem Versprechen Recht behalten sollte, auch wenn er sich nicht so sicher war, ob diese unvergessliche Erfahrung auch eine angenehme sein würde.

    Selbst ein Ortsunkundiger merkte sofort, dass Rogers Gasthaus in einem heruntergekommenen Viertel stand. Hier versammelten sich Söldner zu rauflustigen Banden, brachten Seeleute die Heuer mit Huren durch, die rote Perücken trugen und aufdringlich um Kundschaft buhlten, während Händler Waren feilboten, die sie eigenmächtig von den königlichen Steuern und Zöllen befreit hatten. Die Häuser wirkten ungepflegt und verwahrlost, auch wenn jedes Fenster mit schweren Läden vor Dieben geschützt war. Hier und dort lagen Betrunkene im Schnee, grölten Lieder und hoben halb geleerte Weinschläuche zum lautstarken Gruß an Vorübergehende. Auch Bettler gab es, die in der Kälte unter ihren Lumpen kauerten und erbarmungswürdig um Almosen flehten.
    Geoffrey sah im Dunklen Schatten huschen und fasste an den Schwertgriff, bereit, blankzuziehen, sobald etwas auf einen Angriff hindeutete. Allerdings ging er davon aus, dass sie hinreichend sicher waren – selbst in einer so gefährlichen Gegend wie der, durch die Roger sie nun vergnügt führte. Schwer bewaffnete normannische Ritter galten als Furcht erregende Kämpfer, und man musste schon mehr sein als der schäbige Strauchdieb, der hier in den Gassen und Torbögen lauerte, um einen von ihnen herauszufordern und dieses Wagnis zu überleben. Räuber und Halsabschneider musterten sie, während sie vorüberritten, und wandten sich dann klugerweise anderen Dingen zu.
    Geoffrey blickte sich immer wieder nach ihrem Verfolger um. Der war beharrlich hinter ihnen und verriet sich dann und wann durch verstohlene Bewegungen, die man gerade noch aus dem Augenwinkel mitbekommen konnte. Aber wenn dieser Beobachter etwas gegen sie wagen wollte, so hätte er es wohl bereits getan. Vermutlich hatte Roger Recht, und es handelte sich nur um einen verzweifelten Dieb.
    Als Geoffrey und Roger mitsamt dem hinterdreintrottenden Gefolge das Gasthaus erreichten, hörten sie von drinnen gedämpfte Stimmen und manch lauten Ruf, während der Wirt vermutlich versuchte, seine Gäste mit Bier und Wein zu versorgen. Roger stieg ab, schnallte die Satteltaschen los und reichte die Zügel des Schlachtrosses an einen Stallknecht weiter. Dann trat er auf die Tür zu und überließ die weitere Sorge um die Unterkunft von Pferden und Männern dem zuverlässigen Helbye. Er grinste schon in Vorfreude auf ein Mahl und den warmen, gewürzten Wein, der ihnen die Kälte des eisigen Winterabends aus den Gliedern vertreiben würde. Geoffrey folgte ihm, während der Hund um seine Fersen streifte.
    Die besten Plätze am Kamin waren bereits belegt, und die beiden Ritter wurden zu einem Tisch am hinteren Ende der Gaststube geleitet. Obwohl das nicht gerade der behaglichste Platz war, bot er doch einige Vorteile: Sie waren unter sich und weit genug von den anderen Tischen weg, wo sich einige der anrüchigsten Gestalten drängten, die Geoffrey je gesehen hatte. Er konnte nur davon ausgehen, dass man den Sheriff bestochen hatte, dieses Haus zu übersehen, denn hier wurden so offensichtlich Verbrechen geplant und besprochen, dass man genauso gut »Gesetzlose willkommen« über die Tür hätte schreiben können.
    Ein abgehetzter Schankbursche knallte zwei Bierkrüge vor ihnen auf den Tisch, dann ließ er die Ritter stehen, die sich noch den Schnee von der Kleidung klopften. Aufgeweichte Eisklumpen klatschten auf den mit Binsen ausgelegten Boden, als Roger kräftig den Mantel ausschüttelte.
    Â»Was für ein
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