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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs
Autoren: Simon Beaufort
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Wunsch, den Burschen die Nacht im Stall verbringen zu lassen, wenn er das unbedingt wollte, und zwischen der drängenden Sorge, dass Peterkin nicht in der Lage war, in einem Gasthaus wie dem »Kopf des Sarazenen« allein zurechtzukommen.
    Â»Peterkin!«, rief er. »Hör mit dem Unfug auf. Komm raus!«
    Aber die Schatten blieben still, obwohl Geoffrey nicht weit entfernt unregelmäßige Atemzüge hörte. Allmählich wich sein Zorn auf Peterkin dem Gefühl, dass etwas nicht stimmte, und er zog den Dolch. Er fragte sich, ob er wohl schon zu spät kam, um Peterkin vor den weniger ehrbaren Gästen der Schenke zu schützen.
    Geoffrey trat einen Schritt vor und stolperte über etwas. Der Dolch flog ihm aus der Hand und landete auf einem Haufen Stroh. Geoffrey fluchte unterdrückt und beugte sich vor, um danach zu suchen. Aber seine tastenden Finger stießen nicht auf kalten Stahl, sondern auf warme Haut – und eine klebrige Flüssigkeit, die Geoffrey nach langjähriger Erfahrung im Krieg sogleich als Blut erkannte. Als er sich wieder aufrichtete, stürzte sich jemand so ungestüm auf ihn, dass sie beide zu Boden gingen.

2. K APITEL
    Ein erfahrener Ritter in voller Rüstung war nicht leicht zu besiegen, selbst wenn er seinen Dolch verloren hatte. Aber Geoffreys Gegner lieferte ihm einen beachtlichen Kampf. Mit einem langen Jagdmesser täuschte er erst in diese Richtung an, dann in jene. Auch war er mit den dunklen Ställen besser vertraut und nutzte das zu seinem Vorteil: Immer wieder suchte er in Pferdeständen Deckung und stieß unvermittelt wieder daraus hervor, während Geoffrey nur blind umhertasten konnte.
    Bald genug allerdings bekam Geoffrey den Mann zu fassen, und dann hatte er ihn rasch zu Boden gezwungen. Er verdrehte ihm das Handgelenk, bis dieser mit einem Schmerzensschrei das Messer fallen ließ, dann zerrte er ihn auf die Füße und zur Tür, damit er im trüben Licht, das durch die Fenster der Gaststube in den Hof fiel, sein Gesicht sehen konnte.
    Sein Angreifer sah unauffällig aus: mausgraues Haar, fahler Teint und dunkelbraune Augen. Nichts an ihm war ungewöhnlich oder bemerkenswert, und Geoffrey bezweifelte, dass er ihn schon einmal gesehen hatte. Schon wollte er eine Erklärung für den Angriff fordern, als sein Blick auf eine reglose Gestalt fiel, die nahebei auf dem Boden lag. Geoffrey erkannte Peterkin, und ihm wurde klar, dass er vorhin im Stall über ihn gestolpert war. Er starrte den Jungen an, ohne den Griff um den Gefangenen zu lockern.
    Peterkins blaue Augen waren starr und weit aufgerissen. Blut schimmerte dunkel in einer Lache unter ihm; es stammte aus einer Wunde, die ein Armbrustbolzen – von roter Farbe – geschlagen hatte. Das Geschoss ragte aus Peterkins Brust.
    Geoffreys Schock wandelte sich in Wut, als ihm bewusst wurde, dass der Junge einen sinnlosen Tod von der Hand eines unbarmherzigen Räubers gefunden hatte. Er packte den Gefangenen mit beiden Händen, hob ihn ein Stück hoch, dass die Füße des Mannes kaum noch den Boden berührten, und drückte ihn gegen die Tür.
    Â»Du Bastard!«, knurrte er und wurde nur noch zorniger durch die blinde Furcht, die er in den Augen des Mannes las. »Dieser Junge war ein Einfaltspinsel! Er hätte dir seine Geldbörse freiwillig gegeben, wenn du nur gefragt hättest. Es gab keinen Grund, ihn zu töten!«
    Der Mann sagte nichts, sondern keuchte nur und wand sich, als Geoffreys Hände sich fester um seine Kehle schlossen. Einige wütende Atemzüge lang erwog Geoffrey, ihn an Ort und Stelle zu erwürgen. Die zwielichtigen Gesellen im »Kopf des Sarazenen« würden sicher keine Einwände erheben, wenn er unmittelbare Vergeltung übte und die Leiche im Schnee liegen ließ. Aber es war nicht seine Art, Unbewaffnete zu töten, und daher wollte er die Sache lieber dem Sheriff überlassen. Er zerrte den Mörder über den Hof, um ihn zu den städtischen Bütteln zu bringen.
    Kurz vor der Tür der Schenke vernahm er ein Zischen und einen Schlag, und im nächsten Augenblick erbebte der Mann in krampfartigen Zuckungen. Geoffrey starrte ihn überrascht an. Ein Armbrustbolzen – wiederum rot – stak in seiner Brust. In der Dunkelheit zu seiner Linken hörte Geoffrey einen entsetzten Atemzug: Offenbar war dieser Treffer ein fatales Missgeschick gewesen und hatte das eigentliche Ziel
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