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Das Gluecksarmband

Das Gluecksarmband

Titel: Das Gluecksarmband
Autoren: Holly Greene
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dir das vorstellen? Vielleicht hat sie in dem Kleid mit Marlon Brando getanzt oder mit J.D. Salinger über Bücher gesprochen …» Molly bekam eine Gänsehaut. «Wer das kauft, kriegt wirklich ein Stück Geschichte», sagte sie ehrfürchtig. «Das Kleid ist ja wie geschaffen für zauberhafte Stunden. Welche Frau würde sich darin nicht gern küssen lassen? In so einem Kleid muss man sich doch einfach verlieben.»
    «Das klingt ja, als hätte jemand richtig Lust darauf gekriegt.» Carole lächelte. «Es würde dir bestimmt passen.»
    Molly lachte, schüttelte dann aber bedauernd den Kopf.
    «Nee, das kann ich mir nicht leisten. Und außerdem, wann sollte ich es denn anziehen? In dem Kleid muss man tanzen – auf einer großen Veranstaltung, auf einem Silvesterball oder so. Und ich verbringe Silvester doch mit Popcorn auf dem Sofa. Danny und ich gucken uns immer im Fernsehen an, wie die Kugel fällt.»
    Carole hob die Augenbrauen. «Du redest wie eine waschechte alte Jungfer. Los, Molly, probier das Kleid an. Bloß um es mal an dir zu sehen, einfach aus Jux.»
    Molly lächelte. Einen Moment lang war die Versuchung so groß, dass sie fast nachgegeben hätte. Aber es hatte keinen Sinn. Selbst wenn ihr das Kleid gut stehen sollte, würde sie doch nie Gelegenheit haben, etwas so Schönes anzuziehen. Und das Kleid hatte es nicht verdient, den Rest seiner Tage ungetragen in ihrem Schrank zu verbringen.
    Natürlich wünschte Molly sich Anlässe, bei denen sie so etwas tragen konnte; oder vielmehr wünschte sie sich manchmal, sie könnte nach Lust und Laune ihre Visa Card zücken und bräuchte bloß an ihre eigenen Bedürfnisse denken. Aber so war ihr Leben eben nicht – sie musste an Danny denken, und von Jahr zu Jahr wurde es ihr wichtiger, ihm ein ganz besonderes Weihnachtsfest zu bieten, auch wenn sie dafür gelegentlich Einladungen zu Festen oder Veranstaltungen ausschlagen musste. Manchmal dachte Molly zwar, es könnte doch nett sein, die Stadt unsicher zu machen, aber sie war Danny nie böse, weil er sie davon abhielt. Sie war mit ihrem Leben zufrieden.
    Und das hieß, dass sie Weihnachtsmann spielen würde, statt sich mit einem Givenchy-Kleid zu verwöhnen.
    Carole war nicht entgangen, dass ihre Stimmung ins Melancholische umgeschlagen war.
    «Ist alles in Ordnung, Molly? Tut mir leid, ich wollte nicht so auf dem Kleid rumreiten.»
    Molly zuckte die Achseln und winkte ab. «Nein, nein, das ist es nicht. Sorry, ich musste gerade an was anderes denken. Danny hat heute morgen wieder angefangen, von Vätern zu reden. Ihm ist aufgefallen, dass seine Freunde manchmal von ihren Vätern von der Schule abgeholt werden.»
    «Bestimmt denkt er einfach, du könntest ein bisschen Unterstützung gebrauchen», meinte Carole. Als Molly widersprechen wollte, schnitt Carole ihr das Wort ab. «Ich weiß, ich weiß. Du bist Superwoman, und du schaffst alles allein. Aber ich bin sicher, dass Danny einfach an dein Glück denkt, nicht an sein eigenes.»
    «Aber ich bin doch glücklich», erwiderte Molly.
    «Ich weiß», fuhr Carole fort. «Das sieht man dir ja an. Ich kenne nur wenige Menschen, die so optimistisch sind wie du. Du siehst überall Romantik und Freude und steckst deine ganze Umgebung mit deiner positiven Art an. Glaubst du, Danny sieht das nicht? Ich will nur sagen, dass du auch mal etwas Besonderes verdienst. Du bist noch zu jung, um dich so zu verkriechen. Oder willst du etwa so enden wie ich? Ganz allein?», fragte Carole mit einem Lächeln, aber in ihrem Tonfall schwang Selbstverachtung mit.
    «Ach, Carole, mir könnte viel Schlimmeres passieren, als so zu enden wie du», neckte Molly ihre Chefin in Anspielung auf ihr turbulentes gesellschaftliches Leben.
    «Also, du musst zusehen, dass du deinen Terminkalender füllst. Wenn du bloß im Schlafanzug zu Hause rumhockst, kriegt dein Armband ja nie neue Anhänger.» Carole tätschelte ihrer Mitarbeiterin den Arm. Sie wusste, dass Molly zur Feier wichtiger Ereignisse und Erfahrungen in ihrem Leben traditionell neue Anhänger an ihrem Bettelarmband befestigte. Und Carole wusste auch, dass schon seit Jahren kein neuer Anhänger mehr hinzugekommen war.
    «Danke, du hast recht. Ich werde anfangen, meinen Terminkalender mit Verabredungen zu füllen.»
    «Gut.»
    «Sobald ich die Kartons ausgepackt habe», fügte Molly verschmitzt hinzu, um dem Thema auszuweichen.
    Carole legte den Kopf schräg: «Es ist dein Leben, aber glaubst du, Anna Bowery hat darauf gewartet, dass Sinatra
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