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Das Gluecksarmband

Das Gluecksarmband

Titel: Das Gluecksarmband
Autoren: Holly Greene
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sie ja auch die Miete bezahlen, und Danny brauchte dauernd neue Schuhe.
    «Wieso wollen die Leute eigentlich das alte Zeugs von anderen kaufen?»
    Molly seufzte. Dieses Gespräch hatten sie bereits viele Male geführt, und wie immer versuchte sie, ihrem Sohn zu erklären, worin der Reiz von Vintage-Kleidung lag, von Stücken mit Geschichte, die ihre Vorbesitzerinnen getragen hatten, wenn sie sich verliebt hatten, wenn sie geweint hatten und bei allen großen Abenteuern im Leben. Molly war überzeugt, dass jedes Kleidungsstück, das im Laden durch ihre Hände ging, auf seine Weise einzigartig war: Jedes einzelne besaß eine Persönlichkeit, jedes hatte gelebt.
    Doch Danny war ein zehnjähriger Junge und liebte nur die neuen Nikes an seinen Füßen.
    «Eines Tages wirst du das verstehen – oder nein, wahrscheinlich wirst du ein Mädchen kennenlernen, das das versteht.»
    Danny verdrehte die Augen. Eine typische Reaktion, denn er war noch in dem Alter, in dem man Mädchen «ätzend» fand. Doch Molly war sich ziemlich sicher, dass er in einigen Jahren anders über sie denken würde.
    «Ist ja egal, Mom.»
    «Du wirst schon sehen. In unseren Laden kommen viele Männer, die verzweifelt nach einer
Handtasche, einem Tuch oder einem Kleid suchen, das ihre Freundin, Verlobte oder Ehefrau mal gesehen hat und ohne das sie einfach nicht leben kann. Eines Tages wirst du auch so ein Mann sein. Dann wirst du auf der Suche nach einer ganz bestimmten Handtasche ein Geschäft wie das
Secret Wardrobe
durchstöbern.»
    «Niemals, Mom. Denkst du etwa, ich würde mal eine Tussi gut finden, die sich für Handtaschen interessiert? Wie bescheuert ist das denn?»
    Molly fand die Jacke, die sie gesucht hatte, und drehte sich grinsend zu ihrem Sohn um. «Ach, genauso gut könntest du sagen, du magst nur Fische, die nicht schwimmen. Die gibt es einfach nicht.»
    Danny zuckte die Achseln und räumte mit einem winzigen Lächeln ein: «Na gut, Hauptsache, sie zwingt mich nicht, Pizzamusik zu hören, dann kann ich vielleicht damit leben.»
    Molly musste lachen. Sie schaute sich im Raum um «Okay, ich glaube, ich bin so weit.» Obwohl sie sich bemühte, gut organisiert zu sein, verließ sie die Wohnung morgens immer in großer Eile. «Wie sehe ich aus?»
    Sie trug einen braunen Bleistiftrock, der ihre Figur betonte, eine weiße Rüschenbluse und darüber ein orangefarbenes Samtjäckchen. Kniehohe braune Knautschstiefel aus Leder vervollständigten ihr Outfit.
    Molly war nicht groß, auf Strümpfen maß sie nur etwa eins dreiundsechzig, daher hielt sie es meistens für nötig, hohe Absätze zu tragen. Die Stiefel waren schick, mit ihren Zehn-Zentimeter-Absätzen wären sie jedoch für viele Frauen unpraktisch gewesen. Zum Glück trug Molly aber schon so lange hohe Schuhe, dass sie zur Expertin geworden war und sich darin bewegte, als wären es Laufschuhe. Sie war recht schlank, fand sich allerdings selbst nicht schlank genug. Dennoch machte sie nie eine Diät, sondern bemühte sich einfach, die Finger von Junk-Food zu lassen. Natürlich half es ihr auch, dass sie so viel zu Fuß ging. Weniger hilfreich dagegen war, dass sich ganz in der Nähe ihrer Wohnung mehrere Modelagenturen befanden.
    Ihr kastanienrotes Haar trug Molly locker hochgesteckt, und ihre blitzenden smaragdgrünen Augen bildeten einen schönen Kontrast zu ihrer cremeweißen Haut. Aufgrund ihres Aussehens und des Nachnamens O’Neill nahmen alle an, sie habe irische Vorfahren. Doch Molly war zwar bei irischen Eltern aufgewachsen, war sich aber nicht sicher, ob sie tatsächlich irisches Blut in den Adern hatte. Seamus und Eileen O’Neill hatten sie nämlich adoptiert, als sie erst acht Monate alt gewesen war.
    Zu diesem Zeitpunkt waren die beiden praktisch schon New Yorker gewesen. In jungen Jahren waren sie aus verschiedenen Regionen Irlands eingewandert und hier in Queens hatten sie sich kennengelernt und ineinander verliebt. Mollys Mutter lebte auch heute noch da. Ihr Vater war leider schon vor Jahren gestorben.
    Danny begutachtete seine Mutter. «Ich glaube», sagte er nachdenklich, «da fehlt noch was.» Er lächelte sie an und wedelte mit der Hand, um ihr zu helfen, selbst darauf zu kommen.
    Stirnrunzelnd schaute Molly an sich hinunter. «Na, was könnte das denn … Ach so!» Sie zog den rechten Ärmel zurück, sodass ihr Handgelenk zum Vorschein kam, an dem sie normalerweise ein ganz wichtiges Schmuckstück trug.
    Ihr Sohn stand vom Bett auf, trat an ihre Kommode und kramte in
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