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Das Gluecksarmband

Das Gluecksarmband

Titel: Das Gluecksarmband
Autoren: Holly Greene
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auf der Suche nach exquisiter Kleidung sogar an Auktionen bei Sotheby’s teil. Morgens sortierte sie die neue Ware und Spenden. Ein bestimmter Prozentsatz von ihrem Gewinn ging automatisch an das Rote Kreuz, und da der Laden einen vornehmen, wohlhabenden Kundenstamm hatte, waren die Preise nichts für schwache Gemüter.
    Erst als Molly aufsah, bemerkte sie den Mann von UPS , der vor der Ladentheke stand. «Ach, Harold, tut mir leid, ich habe vor mich hingeträumt …» Harold brachte mindestens einmal in der Woche Pakete in den Laden. «Ich hoffe, Sie haben noch nicht lange gewartet.»
    «Erst eine halbe Stunde», knurrte er mit starkem Brooklyner Akzent. «Was ist das heute bloß für ein Winterwunderland da draußen.»
    «Ich weiß, ist das nicht herrlich? Ein idealer Start in die Weihnachtszeit», sagte Molly verträumt. Sein sarkastischer Unterton war ihr völlig entgangen.
    «Ja-ha», erwiderte Harold missmutig. «Wenn Sie das Ungetüm da draußen den ganzen Tag durch Manhattan steuern müssten, würden Sie das vielleicht anders sehen.» Er deutete auf den braunen UPS -Lieferwagen am Straßenrand, der den Schnee unter seinen Rädern in grauen Matsch verwandelt hatte.
    «Ach, Harold, hören Sie auf. Sicherlich können Sie sich trotzdem über die Weihnachtsstimmung freuen.» Molly lächelte. «Zu dieser Jahreszeit ist New York doch ganz besonders zauberhaft.»
    «Na ja, ich würde mich schon über ein bisschen Weihnachtszauber in Form einer Unterschrift freuen. Wenn ich hier im Village nur eine Minute länger als nötig halte, kriege ich einen Strafzettel wegen Verkehrsbehinderung. So was liebt die Firma ganz besonders, und ich brauche dieses Jahr meine Prämie. Also, wenn’s Ihnen nichts ausmacht …»
    «Selbstverständlich. Sie sollen doch keinen Ärger bekommen.» Molly nahm das kleine Gerät entgegen und kritzelte mit Schleifen und Kringeln ihren Namen auf das Display. «Bitte schön.»
    In diesem Moment tauchte Carole aus dem Hinterzimmer auf. In ihrem Kostüm von Yves Saint
Laurent war sie perfekt gekleidet. Sie brachte verschiedene Kleidungsstücke auf Bügeln mit, die sie im Laden aufhängen wollte. Mollys Chefin war um die sechzig und lebte und arbeitete seit den siebziger Jahren in Manhattan. Das
Secret Wardrobe
war ihr ganzer Stolz. Sie hatte es geschafft, aus dem schäbigen Trödlerladen, der einzelne Teetassen, alte Toaster und abgetragene Cabanjacken verkaufte, ein elegantes Geschäft für schicke Vintage-Designermode zu machen.
    Carole war mollig und trug ihr Haar kurz geschnitten und tiefrot gefärbt. Ihr Augen-Make-up war immer sehr auffallend. «Das ist mein Markenzeichen», hatte sie einmal zu Molly gesagt, und Molly verstand das gut. Caroles Augen waren riesengroß und mandelförmig, einfach wunderschön. Auch wenn sie von Natur aus eher schroff war, wusste Molly doch, dass Carole ihre Arbeit schätzte. Im Laufe der Jahre waren die zwei Frauen sich nahegekommen, und wenn es um die Arbeit ging, die im Laden zu erledigen war, konnten sie sich aufeinander verlassen, das wussten sie beide.
    «Ach sorry, Harold. Mir war doch, als hätte ich die Ladentür gehört. Ich war gerade so mit diesen Sachen hier beschäftigt, ich wollte sie unbedingt noch aufhängen, bevor wir aufmachen», erklärte sie.
    «Kein Problem, Carole. Molly hat mir ja weitergeholfen», meinte Harold. «Sie hat mich gerade über den Zauber der Vorweihnachtszeit aufgeklärt», fügte er augenzwinkernd hinzu.
    «Ach, das hätte ich mir ja denken können», erwiderte Carole. «Unsere Molly ist ein ganz großer Weihnachtsfan.» Sie wandte sich an ihre Mitarbeiterin. «Bestimmt bist du heute durch die Straßen gehüpft und hast dabei ‹Jingle Bells› geträllert.»
    Molly nahm diese Neckereien achselzuckend hin. Die beiden kannten sie einfach gut. «Na ja, wenn ich gewusst hätte, dass ich es heute mit dem Geist der vergangenen Weihnacht und mit Ebenezer Scrooge zu tun bekommen würde, hätte ich mir auf dem Weg hierher natürlich ganz viel Zeit gelassen.»
    Carole lachte leise. «Also, was haben wir denn da, Harold? Wie viele Kartons sind es?» Ihrem wachsamen Auge entging nichts, was im Laden geschah. Caroles organisatorische Fähigkeiten und ihr Blick für Details waren zwei Gründe dafür, dass das Geschäft so gut lief.
    «Sind wohl drei oder vier», antwortete er. «Soll ich sie ins Hinterzimmer bringen?»
    «Wenn es Ihnen nichts ausmacht», bat Carole.
    Molly nahm ihrer Chefin die Kleidungsstücke ab, die sie noch in den
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