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Das Gluecksarmband

Das Gluecksarmband

Titel: Das Gluecksarmband
Autoren: Holly Greene
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Händen hielt, und bereitete den Laden dann weiter auf das Tagesgeschäft vor. Keine Frage, sie war heute voller Tatendrang, und sie wusste, dass das Wetter die Kunden zum Kaufen animieren würde. Normale Menschen neigten eher dazu, sich bei ungemütlichem Wetter in ihrer Wohnung zu verkriechen; New Yorker hingegen ließen sich von Schnee und Kälte oft nach draußen locken. Ganze Scharen machten sich dann zum weihnachtlichen Einkaufsbummel und zu anderen festtäglichen Spaziergängen auf und füllten die Straßen. Ja, der Laden würde heute brummen.
    «Bist du bereit, deine übersinnlichen Fähigkeiten einzusetzen und ein bisschen zu sortieren?» Carole tauchte wieder aus dem Hinterzimmer auf und stellte einen großen Karton auf den Verkaufstresen.
    Molly grinste. «Klar.»
    Carole löste den Packzettel ab, riss den Karton auf und nahm das erste Stück heraus, eine schöne große beigefarbene Ledertasche. Molly sah sofort, dass es eine originale Kelly war, noch so gut wie neu. Der größte Teil ihrer Ware stammte von wohlhabenden Frauen, die die Stücke gründlich inspizierten und reinigten, bevor sie sie zum Verkauf ablieferten.
    «Na?» Fragend schaute Carole sie an.
    «Eine echte Kelly, so viel ist sicher, und tadellos in Schuss, soweit ich sehen kann.»
    «Also, das weiß ich auch …»
    Molly schloss die Augen und hielt die Tasche mit theatralischer Geste vor sich hin. «Groß, schön, in den Zwanzigern, keine Kinder, Fan von Grace Kelly, Sekretärin in einem Schreibpool bei …», sie öffnete ein Auge und sah Carole lächeln, «… vielleicht beim
New Yorker
? Hatte schließlich ihren Chef geheiratet, der viel kleiner war als sie, aber das spielte keine Rolle. Er war so reich, reicher, als sie es sich je hätte träumen lassen.»
    «Und das hat sie glücklich gemacht?» Carole bemühte sich, ihr Schmunzeln zu verbergen.
    Molly streichelte die Ledertasche, die von ihrer Besitzerin so tadellos erhalten worden war. Wahrscheinlich hatte sie sie in einem Schutzbeutel aufbewahrt, auf einem hohen Regal, in Reih und Glied neben anderen Handtaschen.
    «Jedenfalls hat die Tasche sie glücklich gemacht.»
    «Und würde Geld
dich
glücklich machen?»
    Molly lachte. «Bestimmt nicht. Für mich zählt nur Liebe. Und die muss mich richtig umhauen.»
    Carole schüttelte den Kopf. «Du mit deiner Gefühlsduselei … Na, viel Glück damit.»
    Molly griff erneut in den Karton. Sie liebte neue Lieferungen – es waren immer faszinierende Entdeckungen dabei, und es hatte etwas Bittersüßes, abgelegte Erinnerungen zu durchstöbern.
    Staunend zog sie ein Designerstück nach dem anderen hervor und hängte sie auf eine leere Kleiderstange. Zwei witzige Party-Tops, zwei mit Pailletten besetzte Kleider – Stücke von guter Qualität, aber ein bisschen protzig. Lächelnd bewunderte sie die Teile.
    Doch dann blieb ihr die Luft weg. Sie hielt ein besonders schönes Ballkleid von Givenchy in den Händen, aus den fünfziger Jahren. Sie hängte es auf die Stange, um es besser betrachten zu können. Dieses Kleid würde bestimmt kein Ladenhüter werden. Molly streichelte den schweren schwarzen Seidenstoff und blickte sehnsüchtig auf die winzigen Kristalle, mit denen der weite Tüllrock verziert war. Es war wirklich ein außergewöhnliches Kleid.
    Sie schloss die Augen und fragte sich, wo es hergekommen war und was für eine Frau es
getragen haben mochte … welche Feste das Kleid in seinem vergangenen Leben mitgemacht hatte und wie viel Freude und romantische Gefühle es geweckt haben musste, wenn die schöne junge Frau aus einer anderen Zeit es getragen hatte. Molly lächelte. Bald würde das Schicksal wieder eine Frau für würdig halten, dieser Abendrobe zu begegnen … und das nächste Kapitel im Leben des Kleidungsstückes würde beginnen, hier in diesem Geschäft.
    «Es ist einfach wunderschön, findest du nicht?», sagte sie zu Carole. «Kannst du dir vorstellen, was es alles erlebt hat?»
    «Bestimmt ganz viel Interessantes», bemerkte Carole trocken, während sie den Lieferschein studierte. «Dieser Karton stammt anscheinend direkt aus der Garderobe von Anna Bowery.»
    Molly bekam große Augen, als sie den Namen der schon älteren New Yorker Society-Lady hörte. Anna Bowery war in den fünfziger und sechziger Jahren dafür bekannt gewesen, dass sie mit Berühmtheiten wie Frank Sinatra, den Kennedys und sogar Clark Gable verkehrte. Dieses Kleid musste wahrhaftig schon unglaubliche Dinge mitgemacht haben.
    «Wow … kannst du
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