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Das Glück wartet in Virgin River

Das Glück wartet in Virgin River

Titel: Das Glück wartet in Virgin River
Autoren: Robyn Carr
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verkaufen und durch ein sanfteres Pferd zu ersetzen. Sie denkt, das Pferd hätte einen Schaden.“
    Clay zog eine Augenbraue hoch. „Ein Wallach?“
    „Oh nein“, antwortete Nathaniel lachend. „Ein zweijähriges Hengstfohlen aus der Abstammungslinie des Landesmeisters Magnum Psyche. Ich habe ihn mir angesehen. Der Junge wäre für die meisten Leute zu viel des Guten.“
    „Sie hat sich einen jungen Zuchthengst zugelegt?“, stieß Clay hervor und pfiff durch die Zähne.
    Nathaniel klopfte ihm kräftig mit der Hand auf die Schulter. „Hatte ich schon erwähnt, dass ich froh bin, dich hier zu haben?“
    „Ich habe noch nicht einmal ausgepackt, und da kommst du mir schon mit einem Sonderauftrag“, schimpfte er und versuchte, seine Freude zu verbergen.
    Nathaniel grinste. „Du kannst mir nichts vormachen. Gib’s zu, du hattest doch ein bisschen Angst, dich hier zu langweilen, und jetzt bist du erleichtert, weil ein schwieriges Pferd unterwegs ist. Das steht dir ins Gesicht geschrieben. Komm jetzt, Annie hat einen Schmorbraten zubereitet, der ist einfach himmlisch.“

2. KAPITEL
    L illy war ein wenig aufgewühlt, als sie vom Jensen-Stall wegfuhr. Der neue Assistent sah einfach gnadenlos gut aus und hatte ohne Zweifel mit ihr geflirtet. Zwei fünfzig Pfund schwere Futtersäcke gleichzeitig in die Futterkammer zu tragen! Das hätte er sich echt sparen können. Das war reine Angeberei, ein Versuch, sie mit seiner Kraft und seinen muskulösen Armen zu beeindrucken.
    Nun, er würde ein paar Überraschungen erleben, wenn er damit bei ihr landen wollte. Erstens hatte sie von Kindesbeinen an mit vielen männlichen Stammesangehörigen zu tun gehabt und durchschaute sie alle. Viele von ihnen bekamen während der Pubertät Probleme mit ihrem Selbstwertgefühl, was an der Diskriminierung lag, der sie meist ausgesetzt waren. Die anscheinend beste Möglichkeit für diese jungen Männer, sich wieder aufzurichten, war es, ein Mädchen aufzureißen. Das brachte ihr Testosteron in Wallung und gab ihrem Selbstbewusstsein neuen Schwung. Sie wusste das so genau, weil auch sie schon aufgerissen und dann grausam abserviert worden war. Aber sie hatte es überlebt und würde nicht zulassen, dass ihr das noch einmal geschah.
    Außerdem wusste sie, dass die meisten männlichen amerikanischen Ureinwohner – zumindest von denen, die sie kannte – altmodische Vorstellungen von der Machtverteilung in einer Beziehung hatten. Sobald sie in ihrem Leben das erste Mal an sich herabschauten und entdeckten, dass sie männliche Wesen waren, verfielen sie in die dominante Rolle. Lilly hatte schon mit ihrem alles bestimmenden Großvater genug zu tun, weshalb sie sich von anderen indianischen Männern fernhielt. Sie war in der Lage, auf sich selbst aufzupassen, und hatte nicht die geringste Angst davor, allein zu leben. Tatsächlich gefiel ihr das sogar ziemlich gut.
    Und dann diese ganze Hopi/Navajo-Geschichte; ihre Stammestraditionen, ihre Sitten und Bräuche. Unendlich viel davon war ihr in Fleisch und Blut übergegangen, da ihr Großvater nichtaufhörte, davon zu reden. Sie hatte nie versucht, ihre Verbindung zur Gemeinschaft der amerikanischen Ureinwohner zu leugnen, aber schon lange bemühte sie sich, ein wenig Abstand von alledem zu gewinnen. Sie fand, sie könne auch eine stolze Hopi sein, ohne sich ständig mit dem ganzen Stammeskram zu beschäftigen. Schließlich war sie auch französischer, deutscher, polnischer und irischer Abstammung – zumindest hatte ihre Mutter das ihrem Großvater erzählt. Mit dem Namen ihres Vaters war sie nie herausgerückt, doch über seine Herkunft war Lilly informiert.
    Ihre Mutter war bei Lillys Geburt selbst noch ein Teenager gewesen. Sie hatte ihr Baby bei seinen Großeltern abgegeben und war weggelaufen, und niemand wusste, wohin. Freunde aus dem Hopi-Reservat hatten gehört, dass ihre Mutter gestorben sei, allerdings gab es keinen Nachweis dafür, und niemand wusste Genaues. Lilly und ihre Großeltern hatten nie wieder etwas von ihr gehört, und keiner von ihnen hatte sich die Mühe gemacht, mehr über sie herauszufinden.
    Ihr Großvater war ein starker, Respekt einflößender Mann. Als ihre Großmutter noch lebte, hatte er sie behandelt, als wäre sie aus purem Gold, aber dennoch hatte Grandma ihn sämtliche Entscheidungen treffen lassen. An einer solchen althergebrachten Beziehung war Lilly nicht interessiert. Das war einer der Gründe, weshalb sie sich lieber an „Bleichgesichter“ hielt, wenn sie
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