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Düstere Sehnsucht - Feehan, C: Düstere Sehnsucht - Deadly Game

Düstere Sehnsucht - Feehan, C: Düstere Sehnsucht - Deadly Game

Titel: Düstere Sehnsucht - Feehan, C: Düstere Sehnsucht - Deadly Game
Autoren: Christine Feehan
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1
    KEN NORTON BLICKTE zu den brodelnden schwarzen Wolken auf, die die Sterne verbargen und einen unheilverkündenden anthrazitfarbenen Schleier vor den Mond warfen. Er beobachtete die Schatten der Bäume in der Nähe des Gebäudes und überprüfte sie ständig auf irgendwelche Veränderungen, irgendein Anzeichen dafür, dass sich jemand außerhalb der Reichweite der Kameras durch die Dunkelheit schlich, doch sein Blick schweifte immer wieder zu der großen Jagdhütte und den beiden Kadavern ab, die an Fleischerhaken auf der Veranda baumelten. Der Geruch von Blut und Tod bestürmte sein Riechorgan, und er wollte würgen – eine blödsinnige Reaktion auf die beiden gehäuteten Rehe, die an Haken vor dem Haus hingen, wenn man bedachte, dass er Scharfschütze war und mehr als genug Menschen getötet hatte.
    Seine Hautfarbe veränderte sich, um sich seiner Umgebung besser anzupassen, und seine eigens zu diesem Zweck entworfenen Kleidungsstücke spiegelten die Farben um ihn herum wider und erlaubten es ihm, von der optischen Wirkung her vollständig in dem Laub zu verschwinden, das ihn umgab, verborgen vor neugierigen Blicken. Zum tausendsten Mal wandte er die Augen von den schwankenden Kadavern ab, von denen noch das Blut tropfte.
    »Und wer zum Teufel befiehlt einen Anschlag auf einen
Senator der Vereinigten Staaten?«, fragte er, und seine stahlgrauen Augen schimmerten unruhig wie Quecksilber. »Und nicht nur auf irgendeinen Senator, sondern auf einen, der als Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten angesehen wird. Das gefällt mir nicht. Es hat mir schon von dem Moment an nicht gefallen, als sie uns gesagt haben, wer das Zielobjekt ist.«
    »Verdammt nochmal, Ken. Dieser Mann ist kein Unschuldiger«, erwiderte sein Zwillingsbruder Jack und schlängelte sich etwas weiter vor, um sich so in Stellung zu bringen, dass er die Hütte besser in der Schusslinie hatte. »Das weißt du besser als jeder andere. Ich verstehe nicht, warum zum Teufel wir den Mistkerl beschützen. Ich will ihn selbst töten. Dieser Halunke hat als Köder gedient, um dich in den Kongo zu locken. Er ist heil rausgekommen, und dich haben sie dort zurückbehalten, um dich in kleine Streifen zu schneiden und dir bei lebendigem Leib die Haut abzuziehen.« Die Worte waren erbittert, doch Jacks Stimme war vollkommen ruhig. »Erzähl mir bloß nicht, du glaubst nicht, dass er die Finger im Spiel hatte. Es gibt zahllose Leute, die den Anschlag auf ihn angeordnet haben könnten. Der Senator hat dich in eine Falle gelockt, Ken. Er hat dich dem Anführer der Rebellen überlassen, und Ekabela hätte dich beinah getötet. Ich könnte ihn hundertmal umlegen, und es würde mir keine schlaflosen Nächte bereiten. Oder seelenruhig zusehen, wie ihn ein anderer umlegt.«
    » Genau. « Ken rollte sich herum und achtete dabei sorgfältig darauf, dass sich die Büsche um ihn herum nicht bewegten. Er hoffte, die Dunkelheit hatte verborgen, dass er zusammengezuckt war, als sein Zwillingsbruder die Vergangenheit zur Sprache gebracht hatte. Er dachte nicht
oft an die Folter – wie sein Fleisch in winzige Stücke geschnitten und sein Rücken gehäutet worden war, wie es sich angefühlt hatte, als das Messer durch seine Haut gedrungen war. Aber jedes Mal, wenn er die Augen schloss, hatte er Alpträume. Dann fiel ihm alles wieder ein. Jeder Messerstich. Jeder Schnitt. Die Qualen hatten nicht aufgehört. Wenn er aufwachte, bekam er kaum Luft und war schweißgebadet, und seine eigenen Schreie hallten tief in seinem Innern nach, wo niemand sie jemals hören konnte. Die Rehe, die an den Fleischerhaken hingen, riefen ihm alle Einzelheiten exakt und lebhaft ins Gedächtnis zurück. Er fragte sich unwillkürlich, ob all das Teil eines wesentlich größeren Plans war.
    Er streckte seine Hand aus, weil er sehen wollte, ob sie zitterte. Die Narben waren verhärtet, und sie spannten, doch seine Hand hielt vollkommen still. »Was glaubst du, warum ausgerechnet wir zu seinem Schutz abgestellt worden sind? Wir hegen einen Groll gegen diesen Mann. Wir wissen, dass er nicht der ist, für den ihn alle halten. Also frage ich dich, wer sich besser eignen würde als wir, um ihn umzulegen, ohne Fragen zu stellen? Wem könnte man die Schuld besser zuschieben als uns? Hier stimmt etwas nicht.«
    »Was hier nicht stimmt, ist, dass wir diesen Mistkerl beschützen. Sollen sie ihn doch umbringen.«
    Ken warf einen Blick auf seinen Zwillingsbruder. »Hörst du überhaupt, was du da sagst? Wir sind nicht
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