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Das Glück einer Sommernacht

Das Glück einer Sommernacht

Titel: Das Glück einer Sommernacht
Autoren: Barbara Wallace
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erfahren, was er ihr hatte sagen wollen.
    Sie konnte nicht anders, sie gab ihm einen letzten Kuss auf seine halb geöffneten Lippen und lief zur Tür.
    Eines hatten emotionale Abschiede an sich, sie hinterließen eine große Müdigkeit. Kaum hatte Kelsey das Tal erreicht, da spürte sie, wie sich vom Nacken her Kopfschmerzen in ihr ausbreiteten. Dass sie heute Morgen keinen Kaffee getrunken hatte, half auch nicht gerade. Ebenso wenig wie das Schuldgefühl darüber, dass sie gegangen war, während Alex schlief.
    Sie hatte keine Wahl gehabt. Er schlief jetzt sicher erst einmal stundenlang. Wenn sie bei ihm geblieben wäre, hätte sie New York nicht mehr vor dem Abend erreicht, und sie musste dort noch eine Übernachtungsmöglichkeit finden. Oder noch schlimmer, sie hätte ihren Aufbruch auf morgen verschieben müssen.
    Das ist der eigentliche Grund. Du wolltest nicht eine weitere Nacht hier verbringen und am Morgen seine erneute Zurückweisung erleben.
    Kelsey brauchte jetzt unbedingt einen Kaffee, und als die Stadt in Sicht kam, bog sie in die Hauptstraße. Sie konnte bei Leafy Bean haltmachen und sich einen Becher Kaffee auf den Weg mitnehmen, bevor sie die Gegend verließ.
    Farley war damit beschäftigt, Kunden zu bedienen und zwischendurch Regale aufzufüllen, als sie eintrat. Sie sah ihn bei den Obstkonserven, winkte ihm kurz zu und ging direkt zur Kaffeetheke. Der alte Griesgram würde sie wenigstens nicht nach ihren roten Augen fragen.
    „Wie ist der mit Haselnussgeschmack heute Morgen?“, rief sie.
    „Wie immer“, brummelte Farley. „Beliebt. Ihr Touristen und eure Schnickschnack-Lieblingssorten. Haselnuss, Vanille und Karamell. Italienische Röstung. Jedes Mal, wenn ich wieder hinsehe, muss ich neuen Kaffee kochen.“
    Es war seine Art, ihr zu sagen, dass der Kaffee frisch war.
    „Sind diese Becher hier die größten, die Sie haben?“, fragte Kelsey.
    „Sehen Sie irgendwo größere?“
    „Danke.“ Trotz ihrer Erschöpfung und bei aller Traurigkeit musste sie lächeln. Der alte Mann war ein unverbesserlicher Griesgram, aber er war ein Original. „Ich werde Sie vermissen, Farley.“
    Er sah von den Pfirsichdosen hoch, die er gerade stapelte, und warf ihr einen seltsamen Blick zu.
    Eine Sekunde lang hätte sie fast gedacht, es funkelte etwas wie Dankbarkeit und – konnte das wirklich sein? – Zuneigung hinter seinen Brillengläsern.
    „Vermissen können Sie mich erst, wenn Sie nicht mehr da sind“, brummte er auf seine typische Weise.
    Die Türglocke klingelte, und eine Frauenstimme rief: „Guten Morgen, Farley.“
    „Was ist so gut an dem Morgen?“, rief er zurück. Und ergänzte in seinen Bart: „Albernes Volk. Wie soll man seine Arbeit machen, wenn jeder einen anquasselt.“
    Ja, sie würde Farley vermissen. Kelsey wandte sich wieder den Kaffeekannen zu. Sie würde eine Menge an dieser Stadt vermissen. Sie hatte sich hier wohlgefühlt. Auch das war Teil des Problems. Sie hatte zugelassen, dass ihr Aufenthaltsort ihr ans Herz gewachsen war. Noch eine Beziehung. In diesem Sommer hatte sie all ihre Regeln mit Füßen getreten. Aber sie war dafür bestraft worden.
    Sie seufzte und kippte sich eine doppelte Portion Sahne in den Kaffee. Farley war ein Anhänger von starkem Kaffee, er kochte ihn noch stärker als Alex. Alex dagegen kochte Kaffee exakt so, wie sie ihn mochte.
    Hör endlich auf, an ihn zu denken. Er gehörte jetzt zur Vergangenheit. Aus reinem Selbsterhaltungstrieb musste sie aufhören, in Erinnerungen zu schwelgen. Bevor sie ging, wollte sie Farley noch bitten, heute einmal nach Alex zu sehen. Und dann würde sie seinen Namen aus ihrem Gedächtnis streichen.
    Hinter ihr diskutierten neu eingetroffene Kunden über das Gemüse. Kelsey nahm sich gerade einen Deckel für ihren Kaffeebecher, als sie plötzlich eine wohlbekannte Frauenstimme hörte: „Tom, meinst du, zwei Pfund Tomatensalat sind genug?“
    Tom. Ihre Hand erstarrte in der Luft. Dieser Mistkerl! Aus ihrer Trauer wurde Wut, die sich in ihr wie ein Sommergewitter zusammenballte.
    „Sie!“ Sie stürmte auf die Touristengruppe zu und stürzte sich direkt auf den blonden Mann in dem Hawaiihemd. Wie leicht konnte sie jetzt mit beiden Händen diesen albernen geblümten Kragen packen und festdrehen. Wie gut würde es tun, mit der flachen Hand in dieses selbstzufriedene Gesicht zu schlagen!
    Umso mehr, als Tom Forbes dastand und ihr entgegenlächelte, als wäre nichts gewesen.
    „Hallo, Kelsey. Sie haben den Blog gesehen,
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