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Das Glück einer Sommernacht

Das Glück einer Sommernacht

Titel: Das Glück einer Sommernacht
Autoren: Barbara Wallace
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lassen.“ Jetzt erst fiel ihr auf, dass zu seinen Füßen eine Plastiktüte am Tischbein lehnte. Er musste sie mit hereingebracht haben, aber sie war zu fassungslos gewesen, um darauf zu achten. Er griff hinein und zog ein in Stoff gewickeltes dickes, kleines Päckchen heraus.
    Ohne es auszupacken, wusste Kelsey sofort, was es enthielt. Ihren Becher.
    „Warum hast du ihn nicht mitgenommen?“, fragte Alex.
    „Es war an der Zeit, manche Dinge loszulassen.“
    „Ich verstehe.“ Nach einer Pause fragte er: „Was hast du sonst noch losgelassen?“
    Ihn. Ihre Fantasien. Kelsey behielt die Antworten für sich und strich nur stumm mit dem Finger über das Päckchen. „Du hättest nicht den ganzen Weg hierher zu fahren brauchen, um einen Kaffeebecher zurückzugeben.“
    „Es ist aber kein gewöhnlicher Becher, oder? Und der Becher ist auch nicht der Grund. Ich bin hergefahren, um dich zu sehen.“
    Sie schloss die Augen. „Alex …“
    „Du bist ohne Abschied verschwunden.“
    War das der Grund für seinen Besuch? Wollte er sich noch einmal richtig von ihr verabschieden?
    „Du hast geschlafen“, gab sie zurück. Und wolltest mich nicht mehr.
    „Wärst du nur nicht einfach so gegangen …“
    „Warum?“ Hätte sie das Unvermeidliche hinauszögern sollen? Hätte sie warten sollen, damit er sie selbst fortschicken konnte? „Ich hatte Farley gebeten, dass er kommen und nach dir sehen sollte.“
    „Ja, er war da.“
    „Gut.“
    „Du wärst mir lieber gewesen.“
    „Ich kann mir nicht vorstellen, warum. Du hast mir sehr deutlich gemacht, wie du zu allem stehst, als du im Wald verschwunden bist.“
    Alex nickte und wandte den Blick ab.
    „Ich war wütend“, sagte er dann. Jetzt sah er sie wieder an. „Es war, als hätte dieser Blog-Artikel mich direkt in die Vergangenheit zurückversetzt. Auf einmal brach alles wieder über mich herein. Es hat so wehgetan, dass ich dachte, ich ersticke. Ich wollte nur noch taub und gefühllos sein. Wieder abtauchen und mich irgendwo verstecken.“
    „Ich verstehe dich. Mit Selbstschutzmaßnahmen kenne ich mich aus.“
    „Ich weiß. Ich habe dir schon einmal gesagt, dass wir beide uns sehr ähnlich sind. Misstrauisch und dickköpfig, unter anderem. Deshalb musste ich so lange ausharren, bis ich herkommen und dir in die Augen sehen konnte. Denn am Telefon hättest du nicht mit mir gesprochen.“
    Nein, dachte Kelsey. Stimmt. Sie hätte wohl nicht abgenommen, wenn sein Name auf dem Display erschienen wäre. Auch wenn sie sich noch so sehr danach gesehnt hatte.
    Behutsam nahm er ihre Hand. Kelsey entzog sie ihm nicht, und ihr wurde wohlig warm. Es fühlte sich so gut und so vertraut an. „Als ich aufgewacht bin und du nicht da warst, erschien mir das Haus unendlich groß und leer. Zum ersten Mal habe ich mich in Nuttingwood wirklich allein gefühlt.“
    Kelsey sah auf seine Finger, die sich sanft um ihre schlangen. Sie hatte immer noch Angst, seinen Worten zu glauben. Womöglich verstand sie die Situation ein weiteres Mal ganz falsch?
    „Du hast mir gefehlt“, sagte Alex leise und sah ihr tief in die Augen. „Ich möchte nicht mehr allein sein.“
    Und er beugte sich vor und küsste sie, bevor sie noch etwas sagen konnte. Ein langsamer, zärtlicher, hingebungsvoller Kuss mitten vor den Augen aller Cafégäste und Passanten. Dann löste er sich von ihr und legte seine Stirn an ihre. „Du hast mir so gefehlt.“
    Du mir auch. Mehr als sie je für möglich gehalten hätte. Aber konnte sie es wagen, ihm zu vertrauen? Was war mit Alyssa und der Vergangenheit? Was, wenn er eines Tages irgendwann wieder beschloss, sich zurückzuziehen? Noch einmal würde sie das nicht ertragen.
    Als könnte er ihre Gedanken lesen, sagte Alex eindringlich: „Du bist nicht Alyssa. Was uns beide verbindet, ist etwas völlig anderes. Selbst, wenn ich noch Zweifel gehabt hätte …“ Er brach ab, lachte sie an und zog ein gefaltetes Blatt Papier aus seiner Brusttasche. „Dann hätte mich das hier überzeugt.“
    Es war ein Ausdruck von Toms Blogseite, geschrieben am Tag nach ihrer Begegnung bei Farley. Kelsey hatte sich nicht getraut, selbst nach dem Artikel zu suchen. Wie sie schon geahnt hatte, stellte die Story sie als wahnsinnige, gemeingefährliche Furie dar. Um den Eindruck noch zu untermauern, gab es einen Handy-Schnappschuss von ihr, aufgenommen in der Sekunde, nachdem sie Tom geohrfeigt hatte. Der wilde Ausdruck in ihren weit aufgerissenen Augen trieb ihr die Schamröte ins
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