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Das Gesicht

Das Gesicht

Titel: Das Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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aller Ruhe ein Lesezeichen in ihren Roman und legte das Buch zur Seite. »Es hätte nicht so kommen müssen, Jonathan. «
    »Vielleicht doch. Vielleicht hat für mich nie Hoffnung bestanden. «
    »Zum Teil ist es meine Schuld, dass Sie jetzt in dieser Lage sind. Wenn Sie die Therapie fortgesetzt hätten …«
    Er trat einen Schritt vor. »Nein. Ich habe zu viel vor Ihnen verborgen. Ich wollte nicht, dass Sie erfahren … was ich bin.«
    »Ich war eine lausige Therapeutin«, gestand sie ihm ein.
    »Sie sind eine wunderbare Frau, Kathy. Ein prachtvoller Mensch.«
    Im Lichte dessen, was er in den letzten Tagen verbrochen hatte, war es unmöglich, die Absurdität dieses Wortwechsels – ihre Zurückhaltung und Harkers Schmeicheleien – noch lange aufrechtzuerhalten, und Kathys Gedanken überschlugen sich, als sie versuchte, sich auszumalen, wohin diese Begegnung führen könnte und wie sie am besten damit umgehen sollte.
    Das Schicksal mischte sich in Form eines läutenden Telefons ein.

    Sie starrten es beide an.
    »Es wäre mir lieber, wenn Sie nicht drangingen«, sagte Harker.
    Sie blieb sitzen, um ihn nicht zu provozieren. »Wenn ich darauf bestanden hätte, dass Sie zu den Sitzungen erscheinen, hätte ich vielleicht Anzeichen erkannt und rechtzeitig gemerkt, dass Sie … sich in Schwierigkeiten bringen.«
    Das Telefon läutete ein drittes Mal.
    Er nickte. Sein Lächeln war gequält. »Ja, ganz bestimmt. Sie sind so einfühlsam, so verständnisvoll. Und genau deshalb habe ich mich davor gefürchtet, noch länger mit Ihnen zu reden.«
    »Würden Sie sich bitte setzen, Jonathan?«, fragte sie und deutete auf den Stuhl, der ihr am Tisch gegenüberstand.
    Ein fünftes Läuten.
    »Ich bin ja so müde«, bekannte er, doch er machte keine Anstalten, sich dem Stuhl auch nur zu nähern. »Stoße ich Sie ab … durch das, was ich getan habe?«
    Sie wählte ihre Worte sehr sorgsam, als sie sagte: »Nein. Ich empfinde … einen gewissen Kummer, vermute ich.«
    Nach dem siebten oder achten Läuten verstummte das Telefon.
    »Kummer«, fuhr Kathy fort, »weil ich den Mann, der Sie waren, sehr gern mochte … den Jonathan, den ich gekannt habe.«
    »Es gibt kein Zurück, nicht wahr?«
    »Ich werde Sie nicht belügen«, sagte sie.
    Harker bewegte sich zaghaft, beinah schüchtern, auf Kathleen zu. »Sie sind so vollständig. Ich weiß, dass ich bloß in Sie reinzuschauen bräuchte, um zu finden, was mir fehlt.«
    Abwehrend erhob sie sich von ihrem Stuhl. »Sie wissen, dass das Unsinn ist, Jonathan.«
    »Aber was kann ich denn sonst tun … außer weitersuchen? «
    »Ich will nur das Beste für Sie. Glauben Sie mir das?«

    »Vermutlich … Ja, ich glaube Ihnen.«
    Sie holte tief Atem und ging das Risiko ein: »Würden Sie mich dann vielleicht jemanden anrufen lassen, um Vorkehrungen zu treffen, Sie der Polizei zu übergeben?«
    Für einen qualvollen Moment sah sich Harker in der Küche um, als säße er in der Falle. In diesem Augenblick hätte er ausrasten können, doch die Anspannung fiel von ihm ab und schlug in Furcht um.
    Da sie wahrnahm, dass sie ihn vielleicht überreden konnte, sich zu ergeben, sagte Kathy: »Lassen Sie mich einen Anruf machen. Lassen Sie mich das Richtige tun.«
    Er dachte einen Moment lang über ihr Angebot nach. »Nein. Nein, das ist keine gute Idee.«
    Er schaute sich wieder in der Küche um, und sein Blick blieb fasziniert an etwas haften.
    Als Kathy in seine Blickrichtung sah, fiel ihr Augenmerk auf den Messerblock mit den blitzenden Klingen.
     
    Beim Verlassen von Harkers Wohnung hatte Michael gar nicht erst versucht, das Steuer an sich zu bringen. Er warf Carson die Wagenschlüssel zu.
    Auf der Fahrt hielt er die Schrotflinte zwischen den Knien, die Mündung auf das Dach des Wagens gerichtet.
    Während sie mit Raketengeschwindigkeit durch die Nacht schossen, sagte er aus reiner Gewohnheit: »Gib endlich den Versuch auf, jeden Geschwindigkeitsrekord zu brechen. Der Einsatzleiter wird sowieso dafür sorgen, dass schon vor uns jemand da ist.«
    Carson beschleunigte und gab zurück: »Hast du etwas gesagt, Michael? ›Ja, Carson, schneller, schneller, habe ich gesagt. ‹ Genau, hatte ich mir doch gedacht, dass du das gesagt hast, Michael.«
    »Du ahmst mich miserabel nach«, klagte er. »Ich bin viel komischer.«

     
    Mit einer Hand auf dem Unterleib, als hätte er Bauchschmerzen, schlich Harker durch die Küche, bewegte sich auf den Messerblock zu und entfernte sich dann wieder von ihm, um gleich

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