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Das Gesicht

Das Gesicht

Titel: Das Gesicht
Autoren: Dean Koontz
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es ihm nur darum ging, zu entkommen. Dann lief sie an den Toiletten vorbei zu einer weiteren Tür am Ende des Gangs.
    Sie sah sich zweimal um. Von Harker keine Spur.
    In die Tür am Ende des Gangs war ein kleines Kontrollfenster eingelassen, durch das sie die Dunkelheit dahinter sah.
    Da ihr bewusst war, dass sie von hinten angeleuchtet eine ideale Zielscheibe bot, solange sie auf der Schwelle verharrte, lief Carson in gebückter Haltung schnell weiter und sah in dem hellen Lichtschein, der sie begleitete, nach links und nach rechts. Kein Harker.
    Die Tür fiel zu, und Carson stand im Dunkeln. Sie wich an die Wand zurück, fühlte, wie sich Lichtschalter in ihren
Rücken pressten, rutschte zur Seite, hielt mit einer Hand die Pumpgun und schaltete die Lichter an.
    An der neun Meter hohen Decke hing eine Reihe von Lampen mit kegelförmigen Schirmen. Sie beleuchteten eine riesige Lagerhalle mit Waren, die bis zu einer Höhe von sechs Metern auf Paletten gestapelt waren. Der reinste Irrgarten.
    Sie bog nach rechts ab, lief an den offenen Enden der Gänge vorbei und schaute in jeden einzelnen hinein. Kein Harker. Kein Harker. Kein Harker. Harker.
    Knapp zehn Meter von ihrem Ende des Gangs entfernt bewegte sich Harker von ihr fort. Er humpelte so gekrümmt, als hätte er Schmerzen, und er hatte beide Arme um seinen Leib geschlungen.
    Carson dachte an die Menschen, die er aufgeschlitzt hatte, sie dachte an den improvisierten Autopsietisch in seinem Schlafzimmer, wo er alles vorbereitet hatte, um Jenna Parker zu sezieren. All das hielt sie sich bewusst vor Augen, als sie hinter ihm herlief, damit sie gar nicht erst auf den Gedanken kam, ihn nachsichtig zu behandeln. Sie näherte sich ihm auf weniger als sechs Meter, bevor sie ihn bei seinem Namen rief und die Schrotflinte mit dem Finger auf dem Abzug hob.
    Wenn er ihre Aufforderung befolgte und sich flach auf den Boden fallen ließ, würde sie ihn mit der Schrotflinte bewachen und ihr Handy benutzen, um Michael zu verständigen und Verstärkung anzufordern.
    Harker drehte sich zu ihr um. Sein nasses Haar hing ihm ins Gesicht. Der Umriss seines Körpers schien … Was es auch war, da stimmte etwas nicht.
    Dieser Scheißtyp dachte gar nicht daran, sich flach auf den Boden zu legen. Ihm entrang sich der gespenstischste Laut, den sie je gehört hatte: teils wilder Schmerzensschrei, teils aufgekratztes Gelächter, teils Ausdruck rasender Wut.
    Sie schoss auf ihn.

    Die Kügelchen trafen ihn geballt da, wo er sich mit beiden Armen den Unterleib hielt. Blut spritzte.
    So schnell, dass es schien, als sei er keine echte Gestalt, sondern eine Figur in einem Film, der mit Zeitraffer aufgenommen worden war, kletterte Harker an einer Wand von Kisten hoch und aus dem Gang hinaus.
    Carson lud nach und peilte ihn an wie eine Tonscheibe beim Wurfscheibenschießen. Von der obersten Kiste wurde ein großer Brocken abgesprengt, als Harker über die Kistenwand verschwand und sie ihn verfehlte.
     
    Michael sprach ein Gebet für sein bestes Stück, als er Carsons Pistole in seinen Hosenbund klemmte, über den Zaun in der Seitenstraße kletterte und zusammenzuckte, weil ein Blitz die Nacht wie ein Axthieb spaltete und er sich ausrechnete, der Blitz würde in den Maschendrahtzaun einschlagen und ihn verbrutzeln lassen.
    Er schaffte es unverkohlt über den Zaun und in die Gasse und rannte durch den Regenguss und die grollenden Echos des Donners zur Rückseite des Lagerhauses.
    Eine betonierte Auffahrt führte zur Laderampe hinter dem Lager. Auf diese breite Plattform führten ein Rolltor und eine normale Tür. Harker würde aus der kleineren Tür kommen.
    Michael zog Carsons Pistole, ließ seine eigene jedoch im Halfter stecken. Er würde den Flüchtenden nicht buchstäblich mit zwei Pistolen in Empfang nehmen, eine in jeder Hand. Um eine optimale Platzierung der Schüsse zu gewährleisten, musste er die Waffe mit beiden Händen halten.
    Falls sich, wie angekündigt, herausstellen sollte, dass Harker so schwer umzulegen war wie ein wild gewordenes Rhinozeros, dann könnte es passieren, dass Michael bei dem Versuch, auf seine beiden Herzen zu ballern, ein komplettes Magazin in ihn hineinpumpen musste. Falls Harker danach immer noch auf den Beinen sein sollte, würde ihm keine
Zeit bleiben, das Magazin auszuwerfen und ein frisches reinzurammen. Dann würde er Carsons Pistole fallen lassen, seine eigene ziehen und hoffen, dass die nächsten zehn Schüsse Harker töten würden.
    Als er sich diese
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