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Das Gesicht

Das Gesicht

Titel: Das Gesicht
Autoren: Dean Koontz
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darauf erneut diese Richtung einzuschlagen. »Es geschieht etwas«, sagte er besorgt. »Vielleicht spielt es sich doch nicht so ab, wie ich es mir vorgestellt habe.«
    »Was ist los?«, fragte Kathy misstrauisch.
    »Vielleicht geht es doch nicht gut aus. Überhaupt nicht gut. Aber es kommt etwas.«
    Sein Gesicht verzog sich plötzlich vor Schmerz. Er stieß einen erstickten Schrei aus und presste beide Hände auf seinen Unterleib.
    »Jonathan?«
    »Ich spalte mich.«
    Kathy hörte das Quietschen von Reifen und das Aufheulen von Bremsen, als ein schneller Wagen in ihrer Auffahrt anhielt.
    Harker sah in die Richtung, aus der das Geräusch kam, und sein Schmerz wurde von Grauen übertrumpft, als er sagte: » Vater? «
     
    Anstelle des Einhorntors, durch das man auf den Gartenweg gelangte, wählte Carson die Einfahrt und hielt so dicht vor dem Garagentor an, dass sich selbst ein Zauberer nicht dünn genug hätte machen können, um sich zwischen dem Haus und der Stoßstange der Limousine durchzuzwängen.
    Sie zog ihre Dienstwaffe hinten aus der Pistolentasche, während sie aus dem Wagen sprang, und Michael lud die Schrotflinte nach, als er hinten um den Wagen herumlief und an ihre Seite kam.
    Die Haustür wurde aufgerissen, und Kathy Burke kam auf die Veranda gerannt und lief die Stufen hinunter.
    »Gott sei Dank«, sagte Carson.

    »Harker ist durch die Hintertür rausgelaufen«, sagte Kathy.
    Schon während sie diese Worte aussprach, hörte Carson schnelle Schritte und drehte sich nach dem Geräusch um.
    Harker war am hinteren Ende der Garage vorbeigerannt und sprang über den Rasen und auf die Straße hinaus, ehe Carson auf ihn anlegen konnte.
    Inzwischen durfte sie es wegen der Häuser auf der anderen Straßenseite nicht mehr wagen, auf ihn zu schießen. Das Risiko, Kollateralschaden anzurichten, war zu groß.
    Michael rannte, Carson rannte, Harker rannte vor ihnen her, und sie alle rannten mitten über eine Straße in einem Wohngebiet.
    Trotz der Doughnuts und der warmen Mahlzeiten von Take-aways, die sie im Stehen einnahmen, trotz der arschverfettenden Zeit, die sie an ihren Schreibtischen verbrachten, um die neun Meter langen Formulare auszufüllen, die der Fluch moderner Polizeiarbeit waren – trotz alledem waren Carson und Michael schnell, so schnell wie die Bullen im Kino, so schnell wie der Wolf, der ein Kaninchen hetzt.
    Aber Harker, der kein Mensch war, sondern eine Missgeburt, die Victor Frankenstein in einem Labor ausgebrütet hatte, war noch schneller. Während sie zur nächsten Straßenkreuzung und dann nach links in eine Querstraße und an der nächsten Kreuzung nach rechts rannten, vergrößerte er seinen Vorsprung.
    Blitze zerrissen den Himmel, die Schatten von Magnolienbäumen sprangen über das Pflaster, und ein Donnerschlag ließ die Stadt so heftig beben, dass Carson sich einbildete, fühlen zu können, wie der Donner im Boden unter ihren Füßen grollte, aber es fiel immer noch kein Regen, obwohl er längst überfällig war.
    Sie gelangten von einem Wohnviertel voller Bungalows in
eine Gegend, in der niedrige Bürogebäude und Wohnblocks standen.
    Harker rannte wie ein Marathonläufer auf Methadon und entfernte sich weiter und immer weiter von ihnen, bis er zwischen zwei Straßenkreuzungen den Fehler machte, in eine schmale Gasse abzubiegen, die sich als Sackgasse erwies, an deren Ende eine Mauer stand.
    Er erreichte die zweieinhalb Meter hohe Backsteinhürde, schmiss sich dagegen und kletterte daran hinauf wie ein Affe an einer Stange, doch dann schrie er abrupt auf, als zerrisse ihn ein grässlicher Schmerz. Er fiel von der Mauer, wälzte sich herum und sprang augenblicklich wieder auf die Füße.
    Carson schrie ihm zu, er solle stehen bleiben, als bestünde auch nur die geringste Hoffnung, dass er ihrem Befehl nachkommen würde, aber sie musste sich an die Vorschriften halten.
    Er rannte wieder auf die Mauer zu, sprang in die Luft, packte das obere Ende und schwang sich so schnell darüber, dass sie ihn nicht ins Visier nehmen konnte.
    »Sieh zu, dass du ihn von vorn abfängst!«, rief sie Michael zu, und er raste in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren, um einen anderen Weg in die Straße hinter der Mauer zu finden.
    Sie steckte ihre Pistole ins Halfter, zerrte eine halbvolle Mülltonne zum Ende der Gasse, stieg darauf, packte mit beiden Händen das obere Ende der Mauer, zog sich hoch und schwang ein Bein auf die andere Seite.
    Sie war sicher, Harker sei ihr längst entkommen,
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