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Blackout - Kein Entrinnen

Blackout - Kein Entrinnen

Titel: Blackout - Kein Entrinnen
Autoren: Mira Grant
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Ich heiße Georgia Carolyn Mason. Ich gehöre zu den Waisen des Erwachens, also den Menschen, die unter zwei Jahre alt waren, als die Toten anfingen zu wandeln. Meine Herkunftsfamilie steht wahrscheinlich irgendwo an der Mauer, eine anonyme Fußnote der toten Welt. Ihre Welt starb während des Erwachens. Sie haben die neue Welt nicht mehr erlebt.
    Meine Adoptiveltern haben mir beigebracht, Fragen zu stellen, die Wirklichkeit, in der ich lebe, zu verstehen und erst zu schießen, wenn es nötig ist. Sie haben mir die Mittel an die Hand gegeben, um zu überleben, und dafür bin ich ihnen dankbar. In diesem Blog will ich meine Erfahrungen und Ansichten so offen und ehrlich wie möglich mitteilen. So kann ich der Familie, die mich erzogen hat, am besten Ehre erweisen; und es ist die einzige Möglichkeit, die Familie zu ehren, die mich verloren hat.
    Ich werde euch die Wahrheit sagen, wie sie sich mir darstellt. Dann könnt ihr euch euer eigenes Bild machen.
    Aus Unschöne Bilder , dem Blog von Georgia Mason,
    20. Juni 2035.
    George meint, ich müsse ein Leitbild formulieren, weil unser Vertrag mit Bridge Supporters das verlangt. Ich persönlich bin gegen Leitbilder, denn im Grunde verhindern sie nur, dass man Spaß bei einer Sache hat. Das wollte ich George klarmachen, und sie meinte, es sei ihre Aufgabe, zu verhindern, dass Leute Spaß an einer Sache haben. Dann hat sie mir eine Form von körperlicher Gewalt angedroht, die ich lieber nicht im Detail beschreiben will, da sie meine hypothetische Leserschaft verstören könnte. Begnügen wir uns mit der Feststellung, dass ich nun ein Leitbild verfasse. Und hier ist es:
    Ich, Shaun Phillip Mason, geistig und körperlich gesund, schwöre hiermit, tote Wesen mit Stöcken zu piksen, zu eurer Belustigung Blödsinn zu machen und das alles ins Netz zu stellen, damit ihr es immer und immer wieder ansehen könnt. Denn das wollt ihr doch, oder?
    Stets zu Diensten.
    Aus Lang lebe der König , dem Blog von Shaun Mason,
    20. Juni 2035.

1
    Meine Geschichte endete, wo so viele Geschichten seit dem Erwachen endeten: mit einem Mann – in diesem Fall mit Shaun, meinem Adoptivbruder und besten Freund –, der mir eine Knarre an den Nacken hielt, als mich das Virus in meinem Blutkreislauf auslieferte und aus einem denkenden menschlichen Wesen in etwas verwandelte, das eher in einen Horrorfilm gehört.
    Meine Geschichte endete, aber ich erinnere mich an alles. Ich erinnere mich, wie mich das kalte Grausen packte, als ich sah, wie die Leuchtanzeige der Bluttesteinheit nach und nach auf Rot umsprang und meine Infektion bestätigte. Ich erinnere mich an Shauns Gesichtsausdruck, als er begriff, dass es vorbei war – dass es Wirklichkeit wurde – und dass es nicht wie im Film noch eine clevere Auflösung gab, um mich lebendig aus dem Sendewagen herauszuschaffen.
    Ich erinnere mich an den Lauf der Knarre auf meiner Haut. Er war kalt und hatte etwas Beruhigendes, denn er gab mir die Gewissheit, dass Shaun tun würde, was er tun musste. Dann würde wegen mir niemand anders zu Schaden kommen.
    Niemand außer Shaun.
    Diesen Eventualfall hatten wir nie durchgesprochen. Mir war immer klar gewesen, dass er sein Glück eines Tages zu sehr herausfordern würde und dass ich ihn verlieren würde. Dass er derjenige sein würde, der mich verlor, hatten wir uns nicht träumen lassen. Ich wollte ihm sagen, dass alles gut werden würde. Ich wollte ihn anlügen. Ja, daran erinnere ich mich: Ich wollte ihn anlügen. Aber ich konnte nicht. Es war nicht mehr genug Zeit dafür, und selbst dann hätte ich nicht das Zeug dazu gehabt.
    Ich erinnere mich, dass ich angefangen habe zu schreiben. Und dass ich dachte, dass es das nun war. Dass dies meine letzte Chance war, der Welt mitzuteilen, was ich ihr sagen wollte. Jetzt und in Zukunft würde ich danach beurteilt werden. Ich erinnere mich daran, wie sich mein Geist langsam verabschiedete. Ich erinnere mich an die Furcht.
    Und ich erinnere mich an das Geräusch, als Shaun abdrückte.
    An alles, was danach kam, hätte ich mich nicht mehr erinnern sollen. Hier endete meine Geschichte. Vorhang zu, Datei abspeichern, Fall abgeschlossen. Wenn die Kugel erst einmal dein Rückenmark trifft, bist du erledigt. Dann kann dir der ganze Mist egal sein. Und ganz bestimmt solltest du dann nicht mehr in einem fensterlosen, mehr oder weniger leeren Raum aufwachen, der verdächtig nach einer Quarantänezelle der amerikanischen Seuchenschutzbehörde aussieht, in der du mit keiner
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