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Das Gesicht

Das Gesicht

Titel: Das Gesicht
Autoren: Dean Koontz
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»Finger weg von unserem Baby. Wenn hier jemand dafür sorgt, dass es brav sein Bäuerchen macht, dann sind wir das.«
    »Wir waren gerade in der Gegend«, sagte Frye, »und haben den Ruf zufällig aufgeschnappt.«

    »Ihr seid ihm nachgejagt«, korrigierte ihn Carson.
    Frye war ein vierschrötiger Kerl, der so fettig aussah, als rührte sein Nachname nicht von seiner Ahnenreihe her, sondern von seiner bevorzugten Zubereitungsmethode für alles, was er aß – in heißem Bratfett ausgebacken.
    »O’Connor«, sagte er, »unter allen Iren, die mir je begegnet sind, sind Sie die erste Person, mit der man keinen Spaß haben kann.«
    In einer Situation wie dieser, die sich innerhalb weniger Wochen von einem bizarren Mordfall zu einer Serie von sechs Morden ausgewachsen hatte, waren Carson und ihr Partner natürlich nicht die Einzigen in der Abteilung, die für die Ermittlung bestimmter Aspekte des Falles eingeteilt worden waren.
    Allerdings waren sie diejenigen gewesen, die den ersten Mord an Land gezogen hatten und daher berechtigtes Interesse an Mordfällen anmeldeten, die damit in Verbindung standen, bis der Mörder so viele Opfer angehäuft hätte, dass die Polizei sich gezwungen sehen würde, ein Sonderdezernat einzurichten. Und wenn es dazu kommen sollte, würde man ihr und Michael höchstwahrscheinlich die Leitung des Projekts übertragen.
    Harker neigte dazu, sich glühend rot zu verfärben – von der Sonne, vor Neid oder weil er sich Kränkungen in Bezug auf sein fachliches Können einbildete, eben von so ziemlich allem, und die Sonne des Südens hatte sein blondes Haar fast weiß gebleicht. Daher wirkte sein Gesicht immer und ewig verbrüht.
    Seine Augen, so blau wie eine Gasflamme und so hart wie Edelsteine, verrieten die Wahrheit über ihn, die er hinter einem sanften Lächeln zu verbergen trachtete. »Wir mussten uns ranhalten, bevor Beweismaterial verloren geht. In diesem Klima setzt die Verwesung rasch ein.«
    »Sie dürfen sich selbst gegenüber nicht so hart sein«, sagte
Michael. »Eine Mitgliedschaft im Fitnesscenter und ein bisschen Willenskraft, und Sie werden gleich wieder viel lebendiger wirken.«
    Carson nahm Ned Lohman zur Seite. Michael schloss sich ihnen an, als sie ihr Notizbuch herauszog und sagte: »Dann mal zum Wann, Wo und Was von dem Moment an, als Sie in diese Geschichte hineingezogen worden sind.«
    »Hören Sie, ich weiß, dass das Ihr Fall ist. Das habe ich Frye und Harker auch gesagt, aber die sind ranghöher als ich.«
    »Es ist nicht Ihre Schuld«, versicherte sie ihm. »Ich sollte inzwischen gelernt haben, dass Geier immer als Erste das Aas wittern. Fangen wir mit dem Zeitpunkt an.«
    Er sah auf seine Armbanduhr. »Der Anruf ist um sieben Uhr zweiundvierzig eingegangen, das heißt, vor achtunddreißig Minuten. Ein Jogger hat die Leiche gesehen und uns verständigt. Als ich hier ankam, stand der Typ da und ist auf der Stelle gelaufen, damit seine Herzfrequenz nicht absackt. «
    In den letzten Jahren hatten Jogger mit Handys mehr Leichen gefunden als jede andere Bevölkerungsgruppe.
    »Was den Ort angeht«, fuhr Officer Lohman fort, »ist die Leiche noch genau da, wo der Jogger sie gefunden hat. Er hat keinen Rettungsversuch unternommen.«
    »Die abgetrennten Hände«, warf Michael ein, »haben ihm wahrscheinlich einen Hinweis darauf gegeben, dass Mundzu-Mund-Beatmung ziemlich zwecklos wäre.«
    »Das Opfer ist blond, vielleicht nicht von Natur aus, wahrscheinlich eine Weiße. Haben Sie bezüglich der Person noch andere Beobachtungen gemacht?«, fragte Carson Lohman.
    »Nein. Ich bin auch nicht näher an sie herangegangen und habe nichts angerührt, falls es das ist, was Sie wissen wollen. Das Gesicht habe ich bisher noch nicht gesehen, und daher kann ich das Alter nicht schätzen.«

    »Zeit, Ort – was ist mit den näheren Umständen?«, fragte sie Lohman. »Ihr erster Eindruck war …?«
    »Mord. Sie hat sich die Hände doch nicht selbst abgeschnitten. «
    »Eine vielleicht«, sagte Michael zustimmend, »aber bestimmt nicht alle beide.«

5
    Auf den Straßen von New Orleans gab es zahllose Möglichkeiten: Frauen jeder erdenklichen Sorte. Manche von ihnen waren schön, doch selbst die verlockendsten ließen das eine oder andere zu wünschen übrig.
    Im Lauf der Jahre seiner Suche war Roy Pribeaux bisher noch nicht der Frau begegnet, die seinen Ansprüchen in jeder Hinsicht genügte.
    Er war stolz darauf, Perfektionist zu sein. Wenn er Gott gewesen wäre, wäre die Welt ein
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