Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gesicht der Anderen

Das Gesicht der Anderen

Titel: Das Gesicht der Anderen
Autoren: Beverly Barton
Vom Netzwerk:
“Sie gehören auch nicht zur Familie, Mr. Moran.”
    “Dante bleibt hier”, sagte Tessa in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete, und erhob sich.
    Sharon schnaufte. “Ich möchte jetzt gern erfahren, was los ist.”
    “Tessa weiß es”, sagte G. W.
    “Natürlich weiß sie es”, sagte Sharon. “Inzwischen weiß es vermutlich ganz Mississippi.”
    Plötzlich wurde Tessa klar, dass Tante Sharon allein hier war – ohne Leslie Anne. Sicher hatte sie sie aber nicht alleine zurückgelassen. Erst recht nicht, nachdem Tessa sie ausdrücklich darum gebeten hatte, das nicht zu tun.
    “Wo ist Leslie Anne?”, fragte Tessa.
    “Was? Oh, Tad ist bei ihr”, erwiderte Sharon. “Als Olivia mich holen kam, hatte sie Tad bei sich. Er bot an, auf Leslie Anne aufzupassen.”
    “Oh nein”, rief Tessa. “Bitte nicht!”
    “Wieso? Was ist denn?”, fragte Dante.
    “Tad ist der Letzte, mit dem Leslie Anne jetzt zusammen sein sollte”, sagte Tessa. “Sie ist überzeugt davon, dass er derjenige ist, der ihr die Zeitungsausschnitte geschickt hat. Und gestern Morgen wachte sie von einer mysteriösen Stimme auf, die immer wieder ihren Namen rief und sagte: “Leslie Anne, wer ist dein Vater?” Kurz darauf fand sie in der Serviette auf ihrem Frühstückstablett einen Zettel mit derselben Frage. Gestern Abend hat sie mir gesagt, sie glaubt, dass Tad hinter all dem steckt.”
    “Warum sollte Tad so etwas tun?” Sharon sah Tessa an.
    “Verdammt noch mal, diesem Nichtsnutz ist so einiges zuzutrauen!” G. W. schoss regelrecht aus seinem Sessel hoch. “Wir müssen sie finden!” Jetzt sah er Dante an. “Um Sie kümmere ich mich später. Fürs Erste sind Sie wieder engagiert. Gehen Sie und finden Sie meine Enkeltochter, bevor dieser Trottel ihr wieder dummes Zeug einredet!”
    “Es tut mir leid”, sagte Sharon. “Das wusste ich nicht. Dann hätte ich natürlich nicht …”
    Tessa und Dante rannten gleichzeitig aus dem Zimmer und den Gang hinunter. Als sie den Treppenabsatz erreicht hatten, blieb Tessa kurz stehen und sagte: “Leslie Anne hat jetzt oberste Priorität, aber sobald sie in Sicherheit ist, müssen wir beide uns unterhalten.”
    Er nickte. “Gehen wir sie suchen.”
    Tessa war dankbar, dass sie Dante an ihrer Seite hatte. Ihre Tochter zu retten, war ihr einziger Gedanke, während sie die Treppe hinunterrannte.
    “Soll ich dir beim Feuer machen helfen?”
    Leslie Anne erschrak und drehte sich blitzschnell um, entspannte sich aber und lächelte, als sie den Eindringling erkannte. “Ich hab's gleich. Danke trotzdem.”
    “Wie geht's dir heute Morgen?”
    “Okay.”
    “Sicher? Du weißt, du kannst immer mit mir reden. Du hast zwar deine Mutter und G. W., aber seit sie dich angelogen haben, vertraust du ihnen vielleicht nicht mehr so wie früher.”
    Leslie Anne seufzte. “Ich war zuerst ganz schön sauer auf sie, als das herauskam. Aber wegzurennen war auch ganz schön bescheuert von mir. Ich habe mir vorgenommen, auf die ganze Sache jetzt nicht mehr wie ein Kind zu reagieren. Lucie Evans hat mir gesagt, wenn ich wie eine Erwachsene behandelt werden möchte, sollte ich mich auch so verhalten.”
    “Soll das heißen, eine erwachsene Person wäre nicht schockiert, wenn sie herausfände, dass ihr biologischer Vater ein Serienmörder war, der ihre Mutter vergewaltigt und geschwängert hat?”
    Leslie Anne schnappte nach Luft. “Bin ich für dich vielleicht weniger wert, seit du weißt, dass Eddie Jay Nealy mein Erzeuger ist?” Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. “Du … du hast das alles schon gewusst, hab ich recht? Du wusstest, was meiner Mutter zugestoßen ist! Du wusstest, dass es nie einen John Allen gab! Seit wann wusstest du es?”
    “Schon ziemlich lange. Und hat dieses Wissen mein Verhältnis zu dir verändert? Bist du für mich jetzt weniger wert? Natürlich! Ich mochte dich ja eigentlich immer ganz gern, weil du Tessas Tochter bist. Aber seit ich die Wahrheit kenne – dass du die Tochter dieses Monsters bist –, hasse ich dich genauso sehr, wie ich ihn hasse für das, was er Tessa angetan hat.”
    Leslie Anne wich zurück. Sie bekam Angst. Nie hätte sie gedacht, es könnte etwas Schlimmeres geben als das Wissen darum, dass Eddie Jay Nealy ihr Vater war. Aber als sie jetzt in diese kalten, grauen Augen sah, wusste sie, dass es doch noch etwas Schlimmeres gab. Plötzlich fürchtete Leslie Anne um ihr Leben.

23. KAPITEL
    D ante informierte Lucie, die Dom weckte und ihn wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher