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Das Gesicht der Anderen

Das Gesicht der Anderen

Titel: Das Gesicht der Anderen
Autoren: Beverly Barton
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Abgrund und ließ sie los.
    Und urplötzlich begriff Leslie Anne. Sie fing an zu schreien und versuchte, sich an Charlie festzuklammern, doch sie bekam nur seine Jacke zu fassen.
    “Verdammt, ich dachte, du wärst bewusstlos!”
    Was sagte er da? Hatte er tatsächlich vorgehabt, sie über die Klippe zu stoßen?
    In Todesangst klammerte sie sich an ihm fest und schrie: “Warum tust du das?”
    Er packte ihre Handgelenke und zerrte ihre Hände von seiner Jacke, dann ließ er das Mädchen über dem Abgrund baumeln. Leslie Annes Füße strampelten hilflos in der Luft, als sie versuchte, Halt zu finden.
    “Hätte Tessa mich geheiratet, hätte sie dich und sich retten können. Hätte sie mich geheiratet, hätte alles mir gehört. Denn genau das war G. W.s Plan – Tessa und ich sollten heiraten. Und obwohl sie mich immer wieder zurückgewiesen hat, dachte ich, sie würde eines Tages nachgeben. Das dachte auch G. W. Darum machte er mich zu seinem Haupterben für den Fall, dass Tessa das Erbe nicht antreten kann. Doch schließlich gab er die Hoffnung auf – und ich auch.”
    “Ich verstehe gar nichts, Charlie. Was soll sich daran ändern, wenn du mich umbringst?”
    “Wenn du stirbst, wird die liebe Tessa einen Nervenzusammenbruch erleiden”, erklärte Charlie. “Noch hat G. W. sein Testament nicht geändert. Und darum erbe ich dann sein Vermögen.”
    “Bitte nicht!” Leslie Anne ruderte wie verrückt mit den Beinen.
    “Hör auf herumzuhampeln!”, befahl Charlie. “Ich lasse dich sofort fallen, wenn du jetzt nicht stillhältst.”
    Er lachte, und sein Lachen klang wie das eines Verrückten.
    Leslie Anne erhaschte plötzlich den Blick auf eine Gestalt, die hinter Charlie aufgetaucht war. Da sie im Moment nur verschwommen sehen konnte, erkannte sie nicht, wer es war. Aber offensichtlich wollte ihr jemand zu Hilfe kommen. Sie musste also alles daransetzen, Charlie noch ein paar Minuten hinzuhalten. Dann hatte sie vielleicht eine Chance zu überleben.
    “Wie hast du das mit Eddie Jay Nealy herausgefunden?”, fragte sie deshalb.
Ich muss ihn zum Reden bringen, um Zeit zu gewinnen.
“Oder wusstest du es schon immer? Hat Großvater es dir erzählt?”
    “Du neugierige, kleine Schlampe! Glaub ja nicht, dass du mich noch irgendwie umstimmen könntest.”
    “Bitte sag es mir, bevor du mich …”
    “Deine Tante Sharon hat diese interessante kleine Information eines Nachts fallen lassen, als sie mal wieder voll wie eine Haubitze und mit mir im Bett war. Am nächsten Morgen erinnerte sie sich nicht einmal daran, dass ich sie gevögelt hatte – geschweige denn, dass sie mir euer Familiengeheimnis verraten hatte.”
    “Bitte, Charlie, tu's nicht! Bitte!” Sie spürte, wie sein Druck auf ihre Handgelenke nachließ. Gleich würde sie fallen und entweder auf den Felsen oder tief unten aufs Wasser oder auf die Uferböschung aufschlagen. Sie würde sterben.
    “Hilfe!”, schrie Leslie Anne, als Charlie sie losließ und sie in die Tiefe stürzte.

24. KAPITEL
    D ante stieß Charlie Sentell hart zur Seite und versuchte mit einem Hechtsprung, Leslie Anne zu packen. Er musste Tessas Kind retten, das Kind, das unter anderen Umständen vielleicht sein eigenes gewesen wäre. Mit einem Bein landete er sicher am Rand des Abgrunds, das andere schwebte gefährlich über der Klippe, aber immerhin gelang es ihm, Leslie Annes Taille zu fassen zu kriegen. Doch in diesem Moment rutschte er ab. Erde und Gras flogen unter seinem Schuh davon, während er auf den Knien landete, das kostbare Bündel fest in seinem Arm. Er warf sich mit aller Kraft nach hinten und landete auf festem Grund. Den Kampf zwischen Tessa und Charlie hörte er mehr, als dass er ihn sah. Der Mann kreischte die ganze Zeit unkontrolliert, während Tessa immer wieder fragte: “Warum? Warum?”
    Dante rollte sich auf die Seite und legte Leslie Anne neben sich ins Gras. Ihre Blicke trafen sich, er streckte die Hand aus und streichelte die Wange des Mädchens. “Du bist in Sicherheit. Bleib einfach so liegen.”
    Sie nickte. Dante sprang auf.
    Tessas Fäuste trommelten auf Charlie ein, der sich duckte und ihr auszuweichen versuchte. Gerade als Dante sich den Mann schnappen wollte, hatte der Tessa bei der Hüfte gepackt und wirbelte sie zu sich herum. Jetzt lag ihr Rücken an seiner Brust. Dante musste mit ansehen, wie Tessa Charlie einen Stoß versetze, dann fielen die beiden zusammen über den Rand des Abgrunds. Dante schrie auf und versuchte, nach Tessa zu greifen,
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