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Das Gesicht der Anderen

Das Gesicht der Anderen

Titel: Das Gesicht der Anderen
Autoren: Beverly Barton
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okay?”
    “Okay.”
    “Kennst du das Testament deines Vaters?”
    “Was hat denn diese Frage jetzt zu bedeuten?”
    “Wer sind die Begünstigten? Du und Leslie Anne?”
    “Ja, wir sind die Haupterben”, antwortete Tessa. “Er hat aber auch Tante Sharon und Tante Myrle großzügig bedacht. Und Celia und Charlie erben ebenfalls Anteile an Westbrook, Inc.”
    “Im Falle von G. W.s Tod erbst du Westbrook, Inc., richtig? Und den Großteil von G. W.s Vermögen. Und Leslie Anne ist die Alleinerbin im Fall deines Todes.”
    “Ja, das stimmt, aber …” Tessa atmete tief ein. “Warum fragst du denn jetzt nach Daddys letztem Willen? Du glaubst doch nicht, dass jemand …”
    “Falls es Leslie Anne aus irgendeinem Grund nicht möglich sein sollte, Westbrook, Inc. zu übernehmen, wer übernimmt dann die Leitung der Firma? Wer erbt das Unternehmen und das Vermögen? Wer ist der Nächste in der Reihe? Deine Tante Sharon oder jemand anders?”
    Tessa schrie auf und hob abwehrend die Hände. “Du irrst dich! Das kann nicht sein! Er würde Leslie Anne niemals etwas antun! Er liebt sie! Er wollte mich heiraten und sie adoptieren!”
    Dante schüttelte Tessa sachte, damit sie wieder ruhig wurde. “Heißt das, Charlie Sentell ist derjenige …”
    “Falls ich aus irgendeinem Grund nicht in der Lage sein sollte, Daddys Erbe anzutreten, fällt diese Aufgabe Charlie zu – bis vor einigen Wochen jedenfalls war das so geplant. Dann erzählte mir Daddy, er habe vor, Walker Benson, den Vizepräsidenten von Westbrook, Inc. als seinen Nachfolger einzusetzen. Er habe mittlerweile erkannt, dass Charlie einfach kein guter Geschäftsmann ist.”
    “Wusste Sentell von den Plänen deines Vaters?”
    “Natürlich. Ich war selbst dabei, als Daddy Charlie darüber informierte. Aber Daddy versicherte Charlie gleichzeitig, dass sein Erbteil davon nicht berührt würde. Er würde immer noch …”
    “Wurde das Testament schon geändert?”
    “Nein.”
    “Und wie hat Sentell reagiert, als G. W. ihm von seinem Vorhaben berichtete?”
    “Zuerst hat er sich aufgeregt, sich dann aber sehr schnell wieder beruhigt. Vielleicht ein bisschen zu schnell.” Tessa lehnte ihren Kopf an Dantes Brust. “Ich sage dir trotzdem, es ist nicht Charlie. Er kann keiner Fliege etwas zuleide tun – und Leslie Anne erst recht nicht. Charlie liebt mich, und er liebt Leslie Anne.”
    “Würdest du das Leben deiner Tochter darauf verwetten?”
    Charlie keuchte und schnaufte, als er dem verwilderten Pfad zur Klippe über dem Fluss folgte. Er ging auf einem selten genutzten Weg, falls man schon nach Leslie Anne suchte. Jetzt verlangsamte er seinen Schritt und verlagerte Leslie Anne, die er auf den Armen trug, in eine andere Position. Sie war schwer – viel schwerer, als er gedacht hatte.
    Es war ihm ein Leichtes gewesen, einen der Holzscheite aus dem Korb zu nehmen und ihr auf den Kopf zu schlagen. Gleich würde er sie die Klippe hinunterstoßen, und auf dem Weg nach unten würde sie sich ihren Kopf und ihren Körper so oft anstoßen, dass man den ersten Schlag auf ihren Schädel sicher nicht mehr nachweisen konnte. Man würde denken, sie wäre freiwillig in den Tod gesprungen.
    Leslie Anne kam langsam wieder zu sich. Sie wusste nicht, wo sie war. Ihr Schädel brummte und schmerzte. Sie öffnete die Augen einen kleinen Spalt und bemerkte, dass sie getragen wurde.
    Charlie? Denk nach, Leslie Anne, ermahnte sie sich. Was ist passiert?
    Sie erinnerte sich nur daran, dass sie sich im Sommerhaus über den Kamin gebeugt und dann einen Schlag auf den Kopf bekommen hatte. Aber wie und von wem?
    Charlie war da gewesen. Er musste es wissen. Sie wollte ihn fragen, aber irgendetwas hielt sie davon ab. Es erschien ihr besser, sich ruhig zu verhalten. Warum trug Charlie sie? Brachte er sie zurück zum Haus oder …
    Charlie schnaufte und verlagerte erneut ihr Gewicht in seinen Armen. Sie schloss die Augen wieder und versuchte nachzudenken.
    “Wie kann so ein kleines Ding so schwer sein?”, keuchte Charlie. “Zum Glück ist es nicht mehr weit.”
    Was war nicht mehr weit?, fragte sich Leslie Anne. Das Haus? Hilfe? Was?
    Warum konnte sie bloß nicht klar denken? In ihrem Kopf hämmerte es wie verrückt, ihr war übel und schwindelig.
    Unvermittelt blieb Charlie stehen und seufzte tief. Leslie Anne öffnete die Augen ein wenig. Sie waren nicht in der Nähe des Hauses. Sie waren bei der Klippe über dem Fluss. Aber warum?
    In diesem Moment beugte sich Charlie über den
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