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Das Gesicht der Anderen

Das Gesicht der Anderen

Titel: Das Gesicht der Anderen
Autoren: Beverly Barton
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kein Wort.”
    Tessa betrat das Zimmer und blieb zwischen Dante und ihrem Vater stehen. Sie sah Dante an und fragte: “Was immer es ist – ich will es wissen.”
    Dante schluckte. Er hatte damit gerechnet, dass ihm das leichter fallen würde. Doch plötzlich ging ihm auf, dass es Tessa vielleicht nicht so toll fände wie er, wenn sie ihre wahre Identität erführe. Aber jetzt war es zu spät. Er konnte die Sache nicht mehr rückgängig machen.
    “Du wirst das wahrscheinlich kaum glauben können”, begann er. “Aber es gibt gute Gründe dafür zu glauben, dass du nicht Tessa Westbrook bist.”

22. KAPITEL
    E s war ein kühler Morgen, aber das war Ende Oktober nicht ungewöhnlich für Mississippi. Leslie Anne liebte diese Jahreszeit, wenn die Welt sich mit herbstlichen Farben schmückte. Und sie war gern mit ihrer Großtante Sharon unterwegs, weil sie so unkonventionell war und immer die unglaublichsten Dinge tat und sagte. Und sie behandelte Leslie Anne nicht wie ein Kind. So war es Tante Sharon gewesen, die ihr mit elf Jahren ihre erste Fahrstunde gegeben hatte – noch dazu in Großvaters altem Porsche. Sie war es gewesen, die ihr vom kleinen Unterschied zwischen Jungen und Mädchen erzählt hatte, den Leslie Anne zum ersten Mal entdeckt hatte, als sie und Jason Stuart im Kindergarten beim Spielen die Hosen heruntergelassen und beide ganz verwundert gewesen waren. Jetzt, als sie älter war, verstand sie, warum ihr Großvater seine Schwester oft wegen ihres wilden Lebensstils kritisierte. Sie trank, rauchte und fluchte wie ein alter Seebär und hatte Scharen von Männern, von denen einige so jung waren, dass sie ihre Söhne hätten sein können. Aber trotz alledem vergötterte Leslie Anne ihre Tante.
    Als sie jetzt gemeinsam durch den Garten schlenderten, zog Tante Sharon genüsslich an ihrer Zigarette und sah Leslie Anne an. “Ist es dir auch nicht zu kühl? Wir können auch wieder reingehen.”
    “Nein, wenn es dir nicht zu kalt ist. Ich möchte lieber nicht im Haus sein, wenn jetzt alle aufwachen und dort herumschwirren. Ich weiß überhaupt nicht, warum sie alle über Nacht bleiben mussten. Keiner von denen kann, verdammt noch mal, irgendetwas tun und uns helfen.”
    “Junge Dame, habe ich gerade einen Fluch vernommen?” Tante Sharons Ton war todernst, doch ihr amüsierter Blick verriet sie. Sie presste die Lippen aufeinander, um nicht zu grinsen, doch ein heiseres Kichern entfleuchte ihr trotzdem.
    “Du machst dich gut als Imitatorin von Großvater”, sagte Leslie Anne. “Nur lacht er nie, wenn er mit mir schimpft.”
    Sharon legte den Arm um Leslie Anne und drückte sie an sich. “G. W. will kein Spielverderber sein. Er möchte nur, dass du eine Lady wirst wie deine Mutter und deine Großmutter.”
    “Ich weiß.”
    Sharon nickte. “Lass uns zum Sommerhaus runtergehen und ein Feuer im Kamin machen. Wie findest du das?”
    Noch bevor Leslie Anne etwas sagen konnte, kam Olivia angerannt. Sie war völlig aufgelöst. Erst als sie bei ihnen angekommen war, entdeckte Leslie Anne auch Tad, der auf der Terrasse stand und sie beobachtete. Plötzlich überkam sie ein unangenehmer Schauer. Sie konnte Tad nicht ausstehen – und sie traute ihm nicht über den Weg.
    “Sharon, komm bitte mit!”, sagte Olivia und sah Leslie Anne an. “Du musst dir keine Sorgen machen, Liebes. Es gibt nur einen kleinen Notfall, und ich brauche die Hilfe deiner Tante.” Sie sah Sharon flehentlich an. “Bitte komm mit. Schnell!”
    “Olivia, was ist denn los mit dir? Steht das Haus in Flammen?”, fragte Sharon.
    Olivias nervöses Getue machte Leslie Anne neugierig. “Scheint was Wichtiges zu sein. Lass uns mit Olivia zusammen zum Haus zurückgehen und …”
    “Nein!”, schrie Olivia und holte dann tief Luft, um sich zu beruhigen. “Du sollst ruhig deinen Spaziergang machen. Tad begleitet dich gerne.” Sie blickte über die Schulter und deutete auf ihren Sohn. “Ich würde nicht fragen, wenn es nicht wirklich wichtig wäre.”
    “Aha, ich verstehe.” Sharon zog eine Grimasse und sagte zu Leslie Anne: “Es wird nicht lange dauern. Wir haben noch den ganzen Morgen Zeit. Okay?”
    “Ja, klar, geh nur. Ich komm schon klar.” Allerdings würde sie auf keinen Fall mit diesem Tad Sizemore alleine irgendwo hingehen.
    Nachdem Olivia mit ihrer Tante in Richtung Haus verschwunden war, setzte sich Leslie Anne in Bewegung. Sie hatte keine Lust, auf Tad zu warten, und machte sich rasch auf den Weg zum Sommerhaus. Dort würde
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