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Das Gesicht der Anderen

Das Gesicht der Anderen

Titel: Das Gesicht der Anderen
Autoren: Beverly Barton
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identifizieren.”
    “Aber es war nicht Ihre Tochter?”
    “Nein, natürlich nicht.”
    “Warum haben Sie dann die Wahrheit über dieses Mädchen verheimlicht? Warum ließen Sie ihre Leiche einäschern? Warum kauften Sie diesen teuren, außergewöhnlichen Grabstein aus rosa Marmor für sie? Und warum sorgten Sie dafür, dass sämtliche Spuren ihrer Existenz ausgelöscht wurden?”
    G. W. hob den Kopf und starrte Dante an, den Blick schwer von Erinnerungen. “Sie wissen und verstehen auch, warum ich alles, was Tessa zugestoßen ist, verheimlicht habe. Ich wollte nicht, dass sie für ihr Leben gebrandmarkt sein würde durch dieses Ereignis. Sie hatte genug durchgemacht. Und als ich feststellte, dass sich niemand um das andere tote Mädchen kümmerte, dass sie offensichtlich keine Familie hatte und niemand sie vermisste, sorgte ich dafür, dass die entsprechenden Dinge in die Wege geleitet wurden.”
    “Aber warum eine Einäscherung?”
    “Was weiß ich! Vielleicht erwähnte der Bestatter, dass das die kostengünstigste Variante war. Ich erinnere mich nicht.”
    “Sicher lag Ihrer Entscheidung nicht die Befürchtung zugrunde, jemand könnte im Nachhinein eine Exhumierung und Identifikation dieser Frau anordnen?”
    “Moran, was wollen Sie? Welchen Unterschied macht es schon, dass es ein weiteres Opfer gab, dessen Bestattung ich übernommen habe?”
    Dante ging mit langsamen, wohlbedachten Schritten einmal quer durch den Raum, und ließ G. W. dabei nicht aus den Augen. Der alte Mann rutschte nervös auf der Couch herum.
    “Warum musste sich Tessa einer plastischen Operation unterziehen?”, fragte Dante.
    “Was?”
    “Sie hatte doch gar keinen Autounfall. Diese Geschichte haben Sie erfunden. Also warum musste man ihr Gesicht operieren?”
    “Weil Nealy sie so brutal zugerichtet hatte. Von ihrem hübschen Gesicht war nicht viel mehr übrig geblieben als eine blutige Masse.”
    “Seltsam”, sagte Dante. “Ich habe mich sehr intensiv mit allen von Nealys Opfern beschäftigt, deren Leichen gefunden wurden. Tessa wäre demnach die Einzige gewesen, deren Gesicht er verstümmelt hätte. Warum gerade bei ihr?”
    “Woher soll ich das wissen? Der Mann war ein Psychopath!”
    “Er war ein Serienmörder mit einem bestimmten Modus Operandi”, erklärte Dante. “Er ging sehr brutal vor. Er schlug seine Opfer. Er fügte ihnen Schnittwunden zu. Er peitschte sie aus. Er vergewaltigte sie mehrfach und folterte sie vermutlich tagelang. Aber das Gesicht der Frauen ließ er immer unberührt.”
    “Tessas Gesicht nicht.”
    “Ich glaube schon. Ich glaube vielmehr, dass Sie aus einem anderen Grund bei Tessa einen kosmetischen Eingriff vornehmen ließen.”
    “Das ist doch absurd! Wieso sollte ich das tun?”
    “Sie identifizierten das fremde Mädchen im Krankenhaus als Ihre Tochter, brachten sie zurück nach Fairport und ließen sie hier von einem Topspezialisten operieren, der ihr Gesicht in das Gesicht von Tessa Westbrook verwandelte. Aber auch der plastischen Chirurgie sind Grenzen gesetzt.”
    G. W. wurde blass. Er schüttelte den Kopf.
    “Sie haben aller Welt erzählt, Tessa hätte einen Autounfall gehabt – allen, bis auf Ihrer Schwester. Haben Sie ihr die volle Wahrheit gesagt?”, fragte Dante. “Weiß sie, dass die Frau, die Sie seit siebzehn Jahren als Tessa Westbrook ausgeben, in Wirklichkeit aus Texas stammt und Amy Smith heißt?”
    “Sie haben wohl den Verstand verloren, Moran!” G. W. sprang auf. “Ich bezahle die Detektei Dundee nicht dafür, dass ich …”
    “Schluss mit den Lügen! Sie sind entlarvt.”
    “Sie sind doch verrückt!”
    “Wussten Sie, dass Leslie Anne genauso aussieht wie Amy Smith?”, fragte Dante.
    “Das ist doch alles nicht möglich! Und woher sollten Sie das beurteilen können? Woher wollen Sie wissen, wie diese Amy Smith aussah?” G. W. wurde mit jedem Wort lauter.
    “Wussten Sie, dass Amy Smith ein blattförmiges Muttermal hatte, genau an derselben Stelle wie Tessa?”
    “Wovon reden Sie überhaupt? Woher wollen Sie wissen …”
    Die Tür zu G. W.s Zimmer flog auf, und Tessa blickte die beiden Männer an. “Was ist denn hier los? Man kann euch bis in die Halle hören! Und was hast du gerade zu meinem Vater gesagt? Amy Smith und ich haben ein identisches Muttermal?”
    “Sagen Sie es ihr!”, forderte Dante G. W. auf. “Oder soll ich es tun?”
    “Mir was sagen?” Tessa sah ihren Vater fragend an.
    “Es ist alles nicht wahr”, sagte G. W. “Glaub diesem Mann
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