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Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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vielleicht sagten, daß der Admiral sich verspätet oder überhaupt nicht kommt. Und dann – ich schwöre dir, Lunzie, keiner von uns hat ihre Sterne gesehen, bis sie es wollte, bis sie sich vor uns verwandelte, ohne einen Muskel anzuspannen. Sie sagte kein Wort. Sie mußte nichts sagen. Wir sprangen auf und salutierten, bevor wir wußten, was mit uns geschah.«
    »Und dann?« Lunzie konnte sich die Frage nicht verkneifen, Sie war fasziniert.
    »Und dann lächelte sie und sagte: ›Das, meine Damen, war eine Demonstration von autoritärer Präsenz<. Und dann ging sie hinaus, während wir immer noch um Atem rangen.«
    »Bei Mullah!«
    »Genau. Die ganze Vorlesung in einer einzigen Demonstration. Ich kann dir sagen, diese Lektion haben wir nie vergessen, und wir haben Stunden damit verbracht, uns gegenseitig zu überprüfen, ob wir schon etwas gelernt hatten. Sie zeigte uns alles, was wichtig ist: es liegt nicht an der Größe oder am Aussehen oder an der Kraft oder wie laut man brüllt – es ist etwas anderes, etwas Innerliches, und wenn man es nicht hat, kann keine Größe, Kraft, Schönheit oder Stimmgewalt diesen Mangel aufwiegen.« Der Lift öffnete sich in eine kleine Kammer, umschlossen von farbigen Röhren, in denen es gurgelte und zischte. Auf einem Schild stand LEBENSERHALTUNGSANLAGEN DECK 1.
    »Vielleicht war sie eine Adeptin?« fragte Lunzie und war neugierig, was Sass dachte.
    »Vielleicht. Bei einigen hilft es. Weißt du, in der Flotte haben wir Grundkurse in mentaler Disziplin belegt. Aber es muß ein gewisses Potential vorhanden sein oder etwas anderes, das sich später entfaltet. Die Fähigkeit zur Konzentration ist sicher damit verwandt.« Sassinak legte die Stirn in Falten.
    »Du hast es auch«, sagte Lunzie. Sie hatte gesehen, wie die Mannschaft auf Sassinak reagierte, und sie kannte ihre eigene Reaktion – ein fast reflexhafter Respekt und der Wunsch, ihr gefällig zu sein.
    »Oh … Nun ja. Zumindest ein wenig. Ich kann wilden jungen Fähnrichen den Respekt vor der Wirklichkeit einimpfen. Aber es ist nicht mit ihr zu vergleichen.« Sie lachte und schob die Erinnerung beiseite. »Jahrelang wollte ich dasselbe erreichen … dasselbe sein.«
    »Sie war also dein Kindheitsidol? Hast du schon von der Flotte geträumt, bevor du entführt worden bist?« Hatte das ihre geistige Gesundheit bewahrt?
    »Oh, nein. Ich wollte Carin Coldae sein.« Lunzie machte offenbar ein verständnisloses Gesicht, denn Sassinak fügte hinzu: »Entschuldige … Ich habe nicht daran gedacht. Dreiundvierzig Jahre … Sie war wohl noch kein Videostar, als du das letzte Mal – ich meine …«
    »Keine Sorge.« Ein weiteres Beispiel dafür, was sie alles verpaßt hatte. Sie hatte sich nie sonderlich viel aus populären Videostars gemacht, aber so wie Sassinak den Namen ausgesprochen hatte, mußte Coldae eine Galionsfigur gewesen sein.
    »Nur ein Actionstar«, erklärte Sassinak. »Sie hatte Fan Clubs, es gab Poster von ihr und so weiter. Meine beste Freundin und ich haben davon geträumt, in der ganzen Galaxis Abenteuer zu erleben, mit Männer, die uns zu Füßen liegen …«
    »Tja, dann hast du’s wohl geschafft«, sagte Lunzie trocken. »Zumindest habe ich diesen Eindruck, wenn ich mich mit deiner Mannschaft unterhalte.«
    Sassinak wurde tatsächlich rot. Die Wirkung war verblüffend. »Es ist nicht ganz so wie in meinen Tagträumen. Carin hat sich nie eine Schramme zugezogen, abgesehen von ein paar kunstvoll plazierten Rußflecken. Manchmal verhüllte sie nur noch der Ruß, aber meistens trug sie silberne oder goldene Kostüme, die sie vorn zu einem imposanten Ausschnitt aufgeknöpft hatte. Sie konnte mit einer Hand zwanzig Piraten über den Kopf schleudern und mit der anderen zehn Schurken niederschießen und gleichzeitig den Titelsong krakeelen, ohne aus dem Rhythmus zu kommen. Als ich ein Kind war, ist mir nie der Gedanke gekommen, daß jemand, der angeblich in einer Thoriummine hungert und geschlagen wird, wohl kaum so üppige Kurven haben kann. Oder es nicht gut für die scharlachroten Nägel ist, wenn man nackt einen Vulkanhang hochklettert.«
    »Hmm. Ist sie immer noch so beliebt?«
    »Nicht sehr. Ihre Abenteuer werden immer wieder ausgestrahlt, zumindest solche Klassiker wie Die dunkle Seite des Mondes oder Die eiserne Kette. Sie spielt heute in konventionellen Dramen mit und ist in die Politik gegangen.« Sassinak zog eine Grimasse, als sie sich an Dupaynils Enthüllungen über ihr früheres Idol erinnerte. »Ich
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