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Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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fragte sich, was ihn diesmal so in Rage gebracht hatte. Der Unteroffizier, der hinter ihm stand – ein Weber –, wirkte eher amüsiert als besorgt. »Wollen Sie hier auf sie warten?«
    »Ich will nicht warten.« Er trat trotzdem ein und setzte sich auf den weißgepolsterten Stuhl, als sei er entschlossen, ewig zu warten. »Ich will wissen, wie lang es noch dauern wird.« Auf Lunzies nachsichtigen Blick hin fuhr er fort. »Wann wir im … im Sektorhauptquartier eintreffen werden, was immer das ist. Wann Tanegli wegen Meuterei der Prozeß gemacht wird. Wann ich für meine … meine Gleichrangigen sprechen kann.« Er zögerte dabei. ›Gleichrangige‹ war ein neues Wort für ihn, und Lunzie fragte sich, wo er es aufgeschnappt hatte.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie mild. »Sie hat’s mir auch nicht gesagt. Ich bin mir nicht sicher, ob sie es weiß.« Sie warf einen Blick zur Tür, wo entspannt der Weber stand.
    Er strahlte nichts Bedrohliches aus, machte aber einen fähigen Eindruck. »Stört es Sie nicht, wenn Sie verfolgt werden?«
    Aygar nickte und beugte sich näher an sie heran. »Ich verstehe diese Weber nicht. Wie können sie erst etwas anderes und dann wieder Menschen sein? Woher soll man wissen, ob jemand ein Mensch und nicht etwas anderes ist? Und sie erzählen mir von anderen Aliens, nicht nur Webern und Thek, die ich mit eigenen Augen gesehen habe, sondern auch von den Ryxi, die wie Vögel aussehen, und Bronthin und …«
    »Sie haben viele seltsame Tiere auf Ireta gesehen.«
    »Ja, aber …« Er runzelte die Stirn. »Ich nehme an … Ich bin mit ihnen aufgewachsen. Aber daß es so viele raumfahrende Rassen gibt …«
    »Many are the world’s wonders«, zitierte Lunzie unwillkürlich. »But none more wonderful than man … Zumindest sehen wir Menschen das so.«
    Nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, hatte er das Zitat noch nie gehört – aber sie war auch nicht davon ausgegangen, daß Schwerweltler-Rebellen die antike Literatur studiert hatten. Ein Kipling-Vers kam ihr in den Sinn, und sie fragte sich, ob Aygars Osten je die westliche Zivilisation kennenlernen würde, oder ob sie dazu verdammt waren, Feinde zu bleiben. Sie lenkte ihre abschweifenden Gedanken wieder auf den gegenwärtigen Augenblick und stellte fest, daß Aygar sie mit neugierigem Gesicht beobachtete.
    »Sie sind jünger als sie«, sagte er. Es gab keinen Zweifel, wen er mit ›sie‹ meinte. »Aber sie nennt Sie Ihre Urururgroßmutter. Warum?«
    »Wissen Sie noch, wie wir uns über den Kälteschlaf unterhalten haben? Wie die Leichtgewichte in der Expeditionsmannschaft überlebt haben? Es war nicht das erste Mal, daß ich im Kälteschlaf gelegen habe. Ich habe viel Zeit verloren. Ich bin älter, als Sie glauben.«
    Sie wußte nicht recht, warum sie zögerte, ihm die ganze Wahrheit anzuvertrauen. »Commander Sassinak ist meine Nachfahrin, so wie Sie von Leuten abstammen, die jung waren, als ich auf Ireta in den Kälteschlaf versetzt wurde, und die jetzt alt sind.«
    Er wirkte eher interessiert als entsetzt. »Und Sie altern im Kälteschlaf überhaupt nicht?«
    »Nein. Das ist ja der Sinn der Sache.«
    »Und können Sie gleichzeitig etwas lernen? Ich habe etwas über Lernmethoden im Schlaf gelesen … würde das auch im Kälteschlaf funktionieren?«
    »Damit wir vollgestopft mit Wissen aufwachen und immer noch jung sind?« Lunzie schüttelte den Kopf. »Nein, es würde nicht funktionieren, aber es ist eine nette Idee. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, um Informationen einzuspeisen, die einer Person fehlen, wenn sie nach dreißig oder vierzig Jahren wieder aufwacht, wäre das gar nicht so schlecht.«
    »Fühlen Sie sich denn alt?«
    Aygars Frage betraf etwas, das Lunzie noch am wenigsten Sorgen machte. Sie hatte aber keinen Zweifel, daß Sassinak ebenso hin- und hergerissen war, wenn sie mit jemandem konfrontiert wurde, der Generationen hinter ihr lag, eine gewisse Unsicherheit, was das Wort ›Alter‹ in diesem Zusammenhang wirklich bedeutete.
    Lunzie ließ in ihrer Stimme wieder eine Spur ihrer mentalen Stärke mitschwingen. »Jedenfalls nicht alt und schwach, wenn Sie das meinen. Alt genug, um zu wissen, was in meinem Kopf vor sich geht, und jung genug, um …« Wie wollte sie diesen Satz zu Ende bringen? »Um … um zu tun, was ich tun muß«, schloß sie wenig überzeugend.
    Aber Aygar gab sich damit zufrieden und stellte keine so heiklen Fragen mehr. Wonach er sich erkundigte -und worüber Lunzie gern Auskunft hab –, war das
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