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Das Geiseldrama

Das Geiseldrama

Titel: Das Geiseldrama
Autoren: Stefan Wolf
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Bombe explodiert, sobald das Fach geöffnet wird. Diesen
Schlüssel behalte ich. Wenn Schorbach mich findet, wird er ihn nehmen. Nun, er
hat nichts anderes verdient, dieser Mörder. Ja, Elly. Er hat mindestens zwei
Menschen getötet. Bei den Überfällen. Er ist ein grausamer, brutaler Kerl. Ein
Verrückter. Ihm gönne ich den Tod. Bitte, laß mich ausreden. Du verwahrst den
Schlüssel, bis ich mich bei dir melde. Versprich es! Geh nicht zur Polizei!
Denk daran, ich lebe nicht mehr lang.“
    „Erwin!“ rief sie.
    Aber er hatte schon aufgelegt.
    Er trat zum Tisch und
adressierte einen Briefumschlag. Den Schlüssel mit der Zahl 811 legte er
hinein. Dann verschloß er den Umschlag.
    Als er sich zur Tür wandte,
hörte er ein Geräusch hinter sich.
    Heinz Schorbach trat aus dem
Badezimmer. Auf seinem rohen Gesicht glänzte Genugtuung. Er hielt eine Pistole
in der Hand, aber die Mündung wies nach unten.

     
    „Hallo, Erwin!“
    Erwin Roland sah ihn an, ohne
sich zu rühren.
    Schorbach strich sich über die
Unterlippe.
    „So sieht man sich wieder“,
sagte er höhnisch. „Der liebe Erwin, der immer so kumpelhaft tut. Ich habe dir
nie getraut. Und die andern erleben jetzt die Pleite. Aber Heinz Schorbach bügelt
alles wieder aus.“
    „Wie... wie hast du mich
gefunden?“
    „Gedächtnis!“ Er tippte an
seinen eckigen Schädel. „Es ist ein halbes Jahr her, da hast du dieses Hotel
mal erwähnt. Nur so nebenbei, in keinem besonderen Zusammenhang. Wahrscheinlich
weißt du’s gar nicht mehr. Aber Heinz Schorbach vergißt nichts. Und ich dachte
mir: Zu seiner Schwester geht er nicht gleich. Das wäre plump. Siehst in dem
Laden mal nach. Ich habe dich beobachtet, Mann. Und mein Nachschlüssel paßt
überall.“
    „Mach’s kurz!“ flüsterte Erwin
Roland. „Schieß! Lieber so als...“ Er sprach nicht weiter.
    „...als an der Krankheit
kaputtgehen“, ergänzte Schorbach. „Das wolltest du sagen, nicht wahr?“
    Roland antwortete nicht.
    Schorbach grinste. „Jeden
andern würde ich umlegen. Aber du sollst genießen, was das Schicksal mit dir
vorhat.“
    „Du gemeiner Hund!“
    Schorbach riß ihm den Brief aus
der Hand. „Es war interessant, dein Telefongespräch anzuhören. Ich fürchte,
dein Schwesterchen kriegt keinen Brief von dir. Und du wirst in Armut sterben,
Erwin.“
    Schorbach rückte die blonde
Perücke zurecht, die seinen Typ stark veränderte. Er setzte die Sonnenbrille
auf, steckte die Pistole unter die Jacke und ging grinsend hinaus.
    Die Tür fiel ins Schloß. Auf
dem Flur verklangen Schritte.
    Roland verharrte, ohne sich zu
rühren. Als er zum Fenster trat, sah er, wie Schorbach die Gasse überquerte und
in einen Wagen stieg. Ohne Hast fuhr er ab.
    Idiot! dachte Roland. Du hast
den Schlüssel für 811. Aber dort ist die Bombe. Du hast dich verraten,
Schorbach. Kaum daß ich hier im Zimmer war, habe ich dich gerochen. Dein
pfefferminzhaltiges Öl gegen die Gallensteine stinkt. Es umgibt dich wie eine
Wolke. Du selbst merkst es nicht mehr. Aber der Geruch ist nicht auszulöschen.
Du verströmst ihn mit deinem Atem. Ich war gewarnt, hahah! Also habe ich
behauptet, in 811 wäre das Geld. Wirst dich wundern, Schorbach. Nein, wirst du
nicht. Dazu bleibt dir keine Zeit.
    Er überlegte einen Moment. Dann
griff er abermals zum Hörer. Der Mann am Empfang meldete sich.
    „Können Sie mir eine Flasche
Champagner aufs Zimmer schicken?“ sagte Roland.
    „Selbstverständlich, mein Herr.
Der Kellner bringt sie sofort. Eine bestimmte Sorte.“
    „Ist egal. Jedenfalls trocknen
Champagner. Und bitte zwei Gläser. Zwei!“

2. Vorsicht
ist besser als — Peng!
     
    Nach der fünften Stunde war für
die 9 b Feierabend.
    Tarzan klemmte seine Mappe
unter den Arm und sprintete in den zweiten Stock hinauf, zum ADLERNEST, wo er
die Mappe aufs Bett warf. Er war schon auf dem Rückweg, als ihm Klößchen
begegnet. Keuchend nahm sein dicker Freund die letzten Stufen.
    „Aber... ihr wartet unten“,
japste er.
    „Beeil dich!“
    Er rannte hinunter. Gaby und
Karl standen beim Schwarzen Brett und betrachteten den Steckbrief der
Terroristen.
    „Jetzt sieht man diesen Erwin
Roland mit anderen Augen“, meinte Tarzan. Er stellte sich neben Gaby. „Darf ich
Ihre Mappe tragen, schönes Fräulein?“
    „Oh!“ flötete sie mit
Kirschmund und benutzte die gespitzten Lippen gleich, um gegen den Pony zu
pusten. „Ein Kavalier. Bitte, Elerr Carsten. Aber heben Sie sich keinen Bruch.“
    Grinsend nahm er ihre
Ledermappe, die
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