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Das Geiseldrama

Das Geiseldrama

Titel: Das Geiseldrama
Autoren: Stefan Wolf
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Dieser
Sympathikus!“
    „Sympathisant“, verbesserte
Tarzan. „Sympathikus ist was Medizinisches, nämlich ein Strang im
Nervensystem.“
    „Klar!“ nickte Klößchen. „Der
hat ja auch Nerven, dieser Molch! Und an einem Strang mit uns zieht er nicht.
Du mußt ihn dem Direx melden.“
    Tarzan schüttelte den Kopf.
„Das hat jetzt keinen Sinn mehr. Ich wette, er prescht vor und meldet
seinerseits, daß jemand den Steckbrief zerfetzt hätte. Bestimmt schimpft er auf
alle Sympathisanten. Ich stände doof da mit meiner Behauptung. Wenn er mit
Terroristen sympathisiert, ist das eine ernste Sache. Aber ohne Beweise können
wir nicht gegen ihn vorgehen. Sonst wäre es Rufmord und Verleumdung.“
    „Stimmt“, nickte Karl. „Doch
wie ich uns kenne, werden wir ihn überwachen. Vielleicht ist er gefährlich.
Vielleicht vergiftet er mit seiner Gesinnung unsere kleineren Mitschüler.
Soviel ich weiß, hat er zwei fünfte und eine sechste Klasse. Die Kleinen kann
man noch hinters Licht führen. Wenn er denen weismacht, ein Terrorist wäre
sowas wie ein moderner Robin Hood, dann sind die hingerissen und träumen davon,
selbst so zu werden.“
    „So behämmert sind sie zwar
nicht“, sagte Tarzan. „Aber um den Molch kümmern wir uns. Er ist abends
ziemlich häufig in der Stadt. Mal sehen, wo er sich rumtreibt.“
    Gaby fuhr sich mit der
Zungenspitze über die Oberlippe. „Ich muß euch was erzählen. Ich weiß das von
meinem Papi. Das heißt, ich hörte es, als sich meine Eltern unterhielten. Es
ist also Amtsgeheimnis. Wir müssen schweigen wie die Gräber.“
    „Wie der Städtische Friedhof
und alle angegliederten Gottesäcker“, nickte Klößchen, was ihm einen
dolchspitzen Blick aus ihren Blauaugen ein trug.
    „Wie ihr wißt“, fuhr sie fort,
„heißt einer der Terroristen Erwin Roland. Stellt euch vor! Der ist aus unserer
Stadt!“
    „Waaas?“ staunte Klößchen. „Ist
ja atemraubend! Sowas Tolles! Da soll noch einer sagen, wir wären keine
Weltstadt. Bin ja Rolands Erwin direkt dankbar, daß er... Ach so!“ Die Blicke
seiner Freunde holten ihn auf den Teppich zurück. „Ich meine: Unerhört! So ein
Schreckensherrscher bringt unsere Stadt in Verruf. Da sorgen Bürger wie mein
lieber Vater für Ansehen und Wohlstand, und Erwin Roland macht alles kaputt.“
    „Wie bist du eigentlich in die
neunte Klasse gekommen?“ erkundigte sich Gaby. „Gibt’s da eine Hintertür, die
wir noch nicht kennen? Wir sind stolz drauf, hier als Jüngste zu sitzen — und
du mit deiner Fünft-Klässler-Naivität machst alles kaputt!“
    Tarzan und Karl grinsten.
Klößchen machte ein Gesicht wie ein Schokoladen-Weihnachtsmann. Ob der Kopf
dahinter hohl war, verriet seine Miene nicht.
    „Dieser Roland hat hier eine
Schwester“, fuhr Gaby fort. „Wir alle kennen sie.“
    „Aber du meinst nicht Elly
Roland?“ fragte Karl.
    „Doch.“
    Bestürzung malte sich auf die
Gesichter der Jungs.
    „Das ist ein Hammer“, meinte
Karl.
    Elly Roland war Sportlehrerin,
aber nicht im Schuldienst, sondern selbständig. In der Stadt betrieb sie ein
Studio. Bei ihr konnten Fettwänste abspecken, sagte Tarzan über die
Gymnastikstunden. Sie unterrichtete Judo, Tennis, Step- und Jazz-Tanz.
Aushilfsweise übernahm sie auch hier an der Schule den Sportunterricht für die
Mädchen, wenn — wie zur Zeit — die Sportlehrerin erkrankt war. Ute Hollmeier
hatte sich einen komplizierten Oberschenkelbruch zugezogen. Seit einer Woche
steckte sie im Gipsverband.
    „Wird Elly Roland überwacht?“
fragte Tarzan.
    Gaby hob die Achseln. „Ich weiß
nicht. Vielleicht ein bißchen. Mein Papi sagte, sie hätte zwar früher ein gutes
Verhältnis zu ihrem Bruder gehabt, aber nichts mehr mit ihm im Sinn — seit er
abgetaucht ist in die Terroristenszene.“
    „Sie ist mit der Hollmeier
befreundet, nicht wahr?“ Karl sah Gaby an, weil sie’s wissen mußte. War doch
allgemein bekannt, daß Ute Hollmeier als H 2 O-Fan (Wasser-Anhängerin) große Stücke auf Gaby hielt. Mehr noch: Sie hatte sich erboten, Gaby im
Rückenschwimmen zu trainieren — seit Kommissar Glockner die Zeit dazu fehlte.
    Gaby nickte. „Aber das heißt
nicht, Ute Hollmeier hätte Kontakt zu Terroristen. Oder wäre Sympathisant.“
    „Um Himmels willen!“ verwahrte
sich Karl. „Das wollte ich damit nicht sagen. Ich meine ja nur.“
    „Nachher besuche ich sie“,
sagte Gaby.
    „Die Roland?“ forschte Tarzan.
    „Nein! Ute Hollmeier. Sie wird
zwar gut versorgt. Aber die langweilt
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