Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geiseldrama

Das Geiseldrama

Titel: Das Geiseldrama
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
ungefähr ein Kilo wog und etwas nach Gabys Seife duftete. Mit
einem Blick durch lange Wimpern zeigte seine Freundin, daß sie gute Manieren
schätzte. Er überlegte, ob er ihr den Arm zum Einhaken bieten sollte. Aber das
wäre wohl übertrieben gewesen. So gebrechlich war sie noch nicht mit ihren 13
Jahren.
    Sie warteten auf Klößchen, der
jetzt die Treppe herunterkam. Er hopste wie ein Ball, allerdings nicht wie
einer aus Gummi — mehr wie ein Medizinball. Er trug ein großkariertes Hemd, in
dem er noch massiger aussah. Aus der Brusttasche ragte eine Tafel Schokolade,
und er kaute bereits.
    „Daß der seiner Schwester
solche Sorgen macht“, keuchte er. Mit seiner Patschhand klatschte er auf Erwin
Rolands Foto. „Eine Schande!“
    „Rühr den Steckbrief nicht an!“
warnte Tarzan. Er blickte sich um, ob der Molch in der Nähe war. „Sonst bist
du’s gewesen. Ich könnte mir vorstellen, jetzt sucht der Molch einen
Sündenbock.“
    „Kommt ihr nun mit?“ fragte
Gaby. Sie meinte den Besuch bei Ute Hollmeier, der Sportlehrerin mit dem
gebrochenen Bein.
    „Wir bringen dich bis zur Tür“,
grinste Karl. „Dann hocken wir uns in die Sonne. Meine Sommersprossen haben
Bleichsucht. Das kann ich nicht verantworten.“
    Sie verließen das Hauptgebäude,
wo eben die letzte Schulstunde begann. Ein verzweifeltes Gähnen schien aus den
noch besetzten Klassen zu dringen. Pauker verließen das Lehrerzimmer und
schlurften zu den Klassen. Einige eilten. Aber im allgemeinen war der Volldampf
verpufft. Schließlich lag ein langer Vormittag hinter allen.
    Die Jungs begleiteten Gaby zum
Pauker-Silo. Das Gebäude stand schräg gegenüber.
    „Also, wir sitzen im Park auf
‘ner Bank“, sagte Tarzan zu seiner Freundin. „Auf deine Mappe passe ich solange
auf.“
    Gaby nickte und trat in das
Haus.
    Die Jungs stiefelten einen
Kiesweg entlang. Die Büsche trugen das frische Grün des frühen Sommers. Lauer
Wind bewegte die Zweige der Birken. Klößchen lutschte Schokolade. Mit vollem
Mund gab er eine Reihe unverständlicher Grunzlaute von sich.
    „Was ist?“ fragte Tarzan.
    Klößchen kaute. Dann: „Ich
sagte, es ist ziemlich heiß.“
    „Dagegen habe ich nichts. Und
am liebsten wäre mir, wir hätten eine heiße Spur.“
    „Wessen Spur?“ erkundigte sich
Karl.
    „Die des Steckbriefdiebes.“
Tarzan verscheuchte eine Stechfliege.
    „Molche schwimmen“, lachte
Karl. „Aber ein menschlicher Molch hinter läßt vielleicht eine heiße Spur.“
    „Wußte gar nicht, daß Molche
schwimmen“, sagte Klößchen. „Ich dachte, die zappeln nur so durchs Gelände.“
    Das war eine Gelegenheit für
Karl, eine Klappe seines Computer-Gehirns zu öffnen und zu einem Kurzvortrag
anzusetzen.
    „Molche“, erklärte er, „gehören
zur Familie der Schwanzlurchen. Wie auch die Salamander. Zusammengefaßt werden
sie unter dem Oberbegriff Salamandridae. Während die Molche einen im
Querschnitt oft ovalen Schwanz haben, ist der Schwanz des Salamanders rund. Die
Molche leben überwiegend im Wasser. Der schwarz-gelbe Feuersalamander, der
leider bei uns immer seltener wird, gebiert in Gebirgsbächen bis zu 70 Larven.
Außerdem gibt es noch den schwarzen Alpensalamander. Er wird bis zu 16
Zentimeter lang und lebt in Höhen zwischen 750 und 3 000 Metern.“
    „Hoffentlich stimmt das alles,
was du uns erzählst“, sagte Klößchen. „Nachprüfen können wir’s ja nicht —
unwissend, wie wir sind.“
    „Na, hör mal!“ empörte sich
Karl. „Ich werde euch doch nicht verarschen! Und geirrt habe ich mich noch
nie.“
    Tarzan steuerte auf eine Bank
zu, die in der Sonne stand, und setzte sich. Karls Erläuterung der Salamander
und Molche hatte er nur mit einem Ohr aufgenommen.
    „Die Sache läßt mich nicht
los“, murmelte er jetzt. „Dikal sympathisiert mit den Terroristen. Daran, meine
ich, besteht kein Zweifel. Wir wissen das, können aber nichts beweisen. Auf die
Finger sehen müssen wir ihm. Und Gabys sensationelle Nachricht über Elly
Rolands Bruder schanzt uns eine Möglichkeit zu. Vielleicht wird das eine heiße
Spur?“
    „Häh?“ Klößchen hatte wieder
Schokolade im Mund und konnte nicht deutlicher fragen.
    „Ich meine“, spann Tarzan
seinen Gedanken weiter, „vielleicht besteht eine Verbindung zwischen dem Molch
und Erwin Roland.“
    „Uiiihhh“, jaulte Karl durch
einen Mundwinkel. „Das wäre ein Hammer! Den möchte ich nicht auf den Nüschel
kriegen.“
    „Aber Elly Roland ist Klasse“,
mümmelte Klößchen durch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher