Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gehirn der Galaxis

Das Gehirn der Galaxis

Titel: Das Gehirn der Galaxis
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
Vegetation gedieh. Der ganze Planet war nun mit einem braun-grünen Teppich bedeckt. An verschiedenen Stellen erreichte die Vegetation eine Höhe von mehr als zehn Metern, kletternd, einander umschlingend, Stengel an Stengel, Blatt an Blatt. Die Granitfelsen wurden davon übersponnen, sie hing in Girlanden über Abgründen. Und Tag für Tag wurden Tonnen von Kohlendioxid zu Sauerstoff, Methan zu Wasser und noch mehr Kohlendioxid.
    Bernisty beobachtete angestrengt die atmosphärischen Veränderungen. Eines Tages stieg der Anteil von Sauerstoff in der Luft von »kaum wahrnehmbar« auf »Minimalspuren«. An diesem Tag verkündete er einen allgemeinen Feiertag und gab der Besatzung ein Bankett. Auf dem Blauen Stern war es eine formelle Sitte, daß Männer und Frauen getrennt speisten, denn der Anblick offener Münder galt als unanständig. Bei dieser Gelegenheit pflegte man jedoch Kameradschaft und Festlichkeit, und Bernisty, der weder besonders schamhaft noch feinfühlig war, befahl, diesmal die Sitte zu vergessen. Als das Bankett begann, herrschte also schon eine recht ausgelassene Stimmung.
    Götterblut und Alkohol flossen reichlich beim Bankett, die Fröhlichkeit wurde immer hemmungsloser. Neben Bernisty saß Berel. Sie hatte zwar seine Couch auch in den zurückliegenden fiebrigen Wochen geteilt, doch sie wußte, daß seine Aufmerksamkeit unpersönlich war. Sie war nichts als nur ein Spielmädchen. Als sie bemerkte, daß seine Augen selbstvergessen an Kathryns vom Wein gerötetem Gesicht hingen, war sie den Tränen nahe.
    »Das darf nicht sein«, murmelte sie vor sich hin. »In ein paar Monaten bin ich kein Spielmädchen mehr, sondern Studentin. Ich tu mich mit dem zusammen, der mir gefällt. Ganz gewiß wähle ich nicht diesen egoistischen, brutalen Kerl, diesen treulosen Bernisty!«
    Auch Bernistys Geist wurde von merkwürdigen Gefühlen beherrscht. Berel ist angenehm und gutherzig, überlegte er, aber Kathryn! Dieses Temperament! Diese Ausstrahlung! Wenn er fühlte, daß sie ihn anschaute, wurde er verlegen wie ein Schuljunge.
    Broderick, der Kartograph, war schon ziemlich betrunken. Er griff nach Kathryns Schulter und zog sie zurück, um sie zu küssen. Sie riß sich von ihm los und warf Bernisty einen sehnsüchtigen Blick zu. Das genügte. Bernisty war sofort neben ihr, hob sie auf und trug sie zu seinem Stuhl. Er hoppelte noch immer mit seinen verbrannten Füßen. Ihr Parfüm machte ihn ebenso trunken wie der Wein. Berels wütendes Gesicht bemerkte er kaum.
    Nein, das darf nicht sein, überlegte Berel verzweifelt, und da fiel ihr etwas ein. »Bernisty«, flüsterte sie und zupfte an seinem Ärmel. »Bernisty!«
    Er drehte sich zu ihr um. »Ja?«
    »Der Rost … Ich weiß, wie er auf das Grünzeug kam.«
    »Der kam als Sporen aus dem Raum.«
    »Ja, in Kathryns Raumboot! Sie ist keine Spionin, sondern eine Saboteurin.« Aber selbst in ihrem Zorn mußte Berel die ruhige Unschuld von Kathryns Gesicht bewundern. »Sie ist eine Kay-Agentin, eine Feindin!«
    »Ah, Bah«, murmelte Bernisty verlegen. »Weibergeschwätz.«
    »Wirklich? Weibergeschwätz?« schrie Berel. »Und was passiert jetzt, während du feierst und mit ihr zärtelst?« Sie deutete mit dem Finger, an dem die Metallblüte zitterte. »Dieser Besen!«
    »Ich … verstehe nichts …« Bernisty schaute von einem Mädchen zum anderen.
    »Während du dich als Herr aufspielst, säen die Kay Unheil und Verderben aus!«
    »Eh? Was soll das heißen?« Er schaute von Berel zu Kathryn und kam sich selbst plötzlich recht ungeschickt und plump vor. Kathryn rutschte auf seinen Knien herum. Ihre Stimme klang unbekümmert, doch ihr Körper hatte sich versteift. »Wenn du das glaubst, mußt du dein Radar und die Sichtluken überprüfen.«
    »Ah, Unsinn«, meinte Bernisty beruhigt.
    »Nein, nein!« schrie Berel. »Sie will dich nur in falscher Sicherheit wiegen!«
    Bernisty knurrte Bufco an. »Sieh das Radar nach.« Dann stand er auf. »Ich komme mit.«
    »Aber du glaubst doch nicht wirklich …«, wandte Kathryn ein.
    »Ich glaube gar nichts, bevor ich die Radarstreifen sehe.«
    Bufco legte den Schalter um und stellte den Sichtschirm scharf ein. Ein winziger Lichtklecks erschien. »Ein Schiff!«
    »Kommt oder geht es?«
    »Es entfernt sich.«
    »Wo sind die Bänder?«
    Bufco ließ sie abrollen. Bernisty beugte sich darüber. »Hmpf«, machte er.
    Bufco sah ihn fragend an. »Was ist?«
    »Komisch. Das Schiff ist eben erst gekommen und hat fast sofort wieder abgedreht,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher