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Das Gehirn der Galaxis

Das Gehirn der Galaxis

Titel: Das Gehirn der Galaxis
Autoren: Jack Vance
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Sandalen; der trat zurück, die Kay hinter ihm röhrten. Langsam begann Kallish eine Linie zu ziehen, die über Bernistys Fußknöchel führte. Der eine konnte zurücktreten, der andere mit seinem Strahl ausbiegen …
    Berel seufzte. Der Strahl ging gerade weiter, Bernisty stand still wie ein Stein, der Strahl strich über Bernistys Füße. Und Bernisty lachte noch immer. Er hob seinen Nadelstrahler.
    Kallish drehte sich um und ging davon. Sein weites, schwarzes Cape flatterte im Ammoniakwind.
    Bernisty stand da und sah ihm nach, wie versteinert vor Triumph, Schmerz und Wut. Berel wagte nicht, zu sprechen. Eine Minute verging. Die Kay-Schiffe stiegen auf aus dem Staub der Neuen Erde, und die herabstrahlende Energie verbrannte noch mehr junges Grün.
    Nun taumelte Bernisty. Sein Gesicht war spukhaft verzerrt. Berel fing ihn gerade noch unter den Armen auf. Aus dem Schiff kam Blandwick mit einem Arzt gerannt. Sie legten Bernisty auf eine Trage und brachten ihn zum Lazarett.
    Der Arzt schnitt Stoff und Leder von den verkohlten Knochen. Und da krächzte Bernisty: »Berel, heute habe ich gewonnen. Sie sind noch nicht erledigt … Aber gewonnen habe ich.«
    »Das hat dich deine Füße gekostet.«
    »Ich kann mir neue wachsen lassen.« Bernisty stöhnte, als der Arzt einen lebenden Nerv traf. »Aber einen neuen Planeten kann ich mir nicht erschaffen …«
     
    Die Kay versuchten, entgegen Bernistys Erwartungen, keine neue Landung. Die Tage vergingen in trügerischer Ruhe. Die Sonne ging auf, gleißte eine Weile über dem Ocker, Gelb und Grau der Landschaft und versank in einem westlichen See aus Grün- und Rottönen. Die Winde waren allmählich nicht mehr so stürmisch; über die Lößebene lag bald eine merkwürdige Stille. Der Arzt brachte durch Hormongaben, mit Kalzium angereicherten Transplantaten und viel Geduld und Geschick Bernistys Füße wieder zum Wachsen. Bald hoppelte er in Spezialschuhen herum, er hielt sich jedoch immer in unmittelbarer Nähe des Schiffes auf.
    Sechs Tage nach der Ankunft und dem Verschwinden der Kay kam die Beaudry vom Blauen Stern. Sie brachte ein komplettes ökologisches Labor mit, auch Saaten, Sporen, Eier, Sperma, Zwiebeln, Pfropfreiser, tiefgefrorene Fingerlinge, Kokons und Brutvorrichtungen, Experimentalzellen und Embryos, Futter, Larven, Puppen, Amöben, Bakterien, Viren, Nährkulturen und Nährlösungen; natürlich auch vieles für die Bearbeitung und Kultivierung verschiedener Spezies, Rohnukleine, neutrales Gewebe, klares Protoplasma, aus dem einfache Lebensformen gezüchtet werden konnten. Nun mußte Bernisty entscheiden, ob er zum Blauen Stern zurückkehren oder bleiben wollte, um die Neue Erde zu entwickeln. Impulsiv entschloß er sich zum Bleiben. Zwei Drittel seines technischen Personals trafen die gleiche Wahl. Am Tag nach der Landung der Beaudry hob die Blauelm ab, um zum Blauen Stern zurückzukehren.
    Dieser Tag war in verschiedener Hinsicht bemerkenswert. Er war ein Wendepunkt in Bernistys Leben. Vom einfachen Forscher wurde er zum hochspezialisierten Meisterökologen, und sein Prestige wuchs. Um diese Zeit nahm die Neue Erde auch das Gesicht eines bewohnbaren Planeten an und war nicht mehr die kahle Masse aus Stein und Gasen. Die Basispflanzen der Lößebene hatten sich zu einer grünfleckigen See entwickelt, die mit Flechten durchsetzt und gepolstert war. Alles näherte sich der ersten Samenbildung. Die Flechten hatten ihre Sporen schon drei- oder viermal abgeworfen. Die Atmosphäre ließ noch keine merkbare Veränderung erkennen; sie war noch immer ein Gemisch aus Kohlendioxid, Methan, Ammoniak, mit Spuren von Wasserdampf und inerten Gasen, aber die Ausbreitung der Vegetation machte geometrische Fortschritte, wenn sie auch im Verhältnis zur gesamten Landmasse noch recht gering erschien.
    Ein sehr wichtiges Ereignis dieses Tages war Kathryns Erscheinen. Sie kam in einem kleinen Raumboot und landete so grob, daß daraus entweder auf große körperliche Schwäche oder auf sehr wenig Geschicklichkeit zu schließen war. Bernisty beobachtete die Ankunft des Bootes vom Promenadendeck der Beaudry aus. Berel stand neben ihm.
    »Ein Kay-Boot«, flüsterte Berel.
    Bernisty warf ihr einen erstaunten Blick zu. »Was sagst du da? Das kann doch auch ein Boot von Alvan oder Kanopus oder vom System Craemer sein, oder auch von Copenhag. Woher willst du wissen, daß dies ein Kay-Schiff ist?«
    Aus dem Boot stolperte eine junge Frau. Selbst aus dieser Entfernung war zu erkennen, daß sie
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