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Das Gehirn der Galaxis

Das Gehirn der Galaxis

Titel: Das Gehirn der Galaxis
Autoren: Jack Vance
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schwammige Masse und kletterte auf die Luftscheibe. Seine spindeligen Beine hingen ins Nichts. »Und wer kommt jetzt?« fragte Finn.
    »Geh doch selbst«, riefen die Frauen und wollten nicht kommen.
    »Euch zurücklassen, meine letzte Garantie gegen den Hunger! Marsch, an Bord mit euch!«
    »Nein. Die Luft ist viel zu klein. Laß doch, wir folgen auf einer größeren Scheibe.«
    »Na schön.« Finn ließ los, die Luft schwamm weg über die Ebene hinaus, und Tagart klammerte sich ängstlich an.
    Neugierig sahen sie ihm nach. »Schaut mal, wie schnell und leicht sich die Luft bewegt.«
    Aber die Luft selbst war unsicher, und das Floß des alten Mannes löste sich auf. Tagart versuchte mit aller Kraft, die sich auflösenden Teile zusammenzuhalten, doch es gelang ihm nicht, und er stürzte ab.
    Die drei auf dem Gipfel sahen, wie die spindeldürre Gestalt auf dem Weg zur Erde weit unten sich verdrehte und überschlug.
    »Jetzt haben wir gar kein Fleisch mehr«, klagte Reak verdrießlich.
    »Keines«, pflichtete ihr Gisa bei, »oder nur den visionären Finn selbst.«
    Sie besahen ihn genau. Gemeinsam könnten sie ihn leicht überwältigen.
    »Vorsicht!« schrie Finn. »Ich bin der letzte der Männer. Ihr seid meine Frauen, müßt also meinen Befehlen gehorchen.«
    Sie achteten gar nicht auf ihn, murmelten miteinander und warfen ihm heimliche Blicke aus den Augenwinkeln zu. »Vorsicht!« wiederholte Finn. »Ich werfe euch beide von diesem Gipfel hinab.«
    »Das haben wir mit dir vor«, sagte Gisa, und sie kamen düster und vorsichtig näher.
    »Halt! Ich bin der letzte Mann!«
    »Wir sind besser dran ohne dich.«
    »Moment. Schaut euch doch die Organismen an!«
    Die Frauen schauten. Die Organismen standen in einem Haufen zusammen und schauten zum Himmel hoch. »Schaut den Himmel an!«
    Die Frauen taten es. Das opale Glas schien zu springen. »Blau! Der blaue Himmel, ganz wie in alten Zeiten!«
    Ein grelles, schreckliches Licht brannte herab und versengte ihnen die Augen. Die Strahlen wärmten ihre nackten Rücken.
    »Die Sonne«, sagten sie voll Verehrung. »Die Sonne ist zur Erde zurückgekehrt.«
    Der graue Himmel war verschwunden, die Sonne stand stolz und hell in einer blauen See. Der Boden unter ihnen bewegte sich, brach auf, hob sich, wurde fest. Sie fühlten, wie sich der Obsidianfels unter ihren Füßen härtete. Die Farbe verschob sich zu einem schimmernden Schwarz. Erde, Sonne, die Galaxis – alles hatte die Region der Freiheit verlassen, sie lebten wieder in einer Zeit mit Logik und Begrenzungen.
    »Das ist die alte Erde!« rief Finn. »Wir sind Menschen der Alten Erde! Uns gehört wieder das Land!«
    »Und die Organismen?«
    »Wenn dies die Alte Erde ist, dann sollen sich die Organismen hüten!«
     
    Die Organismen standen auf einer kleinen Anhöhe neben einem winzigen Wasserlauf, der sich jedoch schnell zu einem Fluß entwickelte und über die Ebene rann.
    »Hier ist meine Intuition!« rief Alpha. »Es ist ganz genau so, wie ich es wußte. Die Freiheit ist vorüber, die Enge, die Beschränkungen sind wieder da!«
    »Wie wollen wir dagegen kämpfen?« fragte ein anderer.
    »Leicht«, meinte ein dritter. »Jeder muß einen Teil der Schlacht kämpfen. Ich werde mich selbst auf die Sonne werfen und sie auslöschen.« Und er duckte sich und warf sich in die Luft. Er fiel auf den Rücken und brach sich das Genick.
    »Der Fehler liegt in der Luft«, erklärte Alpha, »denn die Luft umgibt alle Dinge.«
    Sechs Organismen liefen davon und suchten nach Luft, aber sie torkelten in den Fluß und ertranken.
    »Ich bin auf alle Fälle hungrig«, stellte Alpha fest und sah sich nach passender Nahrung um. Er griff nach einem Insekt, das ihn stach, doch er ließ es fallen. »Mein Hunger ist immer noch da.«
    Da erspähte er Finn und die zwei Frauen, die vom Felsen herabkamen. »Ich werde von diesen Relikten eines essen. Komm, wir wollen alle essen.«
    Drei von ihnen machten sich auf, wie gewöhnlich jeder in eine andere Richtung. Zufällig kam Alpha vor Finn zu stehen. Er bereitete sich zum Essen vor, doch Finn nahm einen Stein. Der Stein blieb ein Stein, hart, scharfkantig und schwer. Finn schwang ihn und genoß die untätige Schwere dieses Steins. Alpha starb mit einem zertrümmerten Schädel. Ein anderer Organismus versuchte über eine Spalte von zwanzig Schritten Breite zu springen, doch er verschwand. Die anderen setzten sich, schluckten Steine, um ihren Hunger zu befriedigen, und sie wanden sich dann in heftigen
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