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Das Gehirn der Galaxis

Das Gehirn der Galaxis

Titel: Das Gehirn der Galaxis
Autoren: Jack Vance
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Keefer mit seinen eigenen Worten.
    »Sie hatten gut die Hälfte ihrer Energien daran verschwendet, sich an eine … hm … falsche Wirklichkeit zu klammern. Alle hatten Angst vor dem neuen Planeten. Sie gaben vor, es sei die Erde, versuchten sie dort mit Gewalt neu zu schaffen, hypnotisierten diese neue Welt, die alte Erde zu sein. Natürlich mußten sie damit Schiffbruch erleiden. Gloria ist eine Welt, die absolut tut, was sie will, völlig regellos wie sonst keine. Die armen Teufel wollten Erdenrhythmen und Erdenroutine auf diese herrliche Unordnung pfropfen, auf dieses monumentale Chaos!«
    »Kein Wunder, daß sie alle überschnappten.«
    Inspektor Coble nickte. »Erst, unmittelbar nachdem die Uhr den Geist aufgegeben hatte, dachten sie, jetzt gehe es mit ihnen zu Ende. Sie empfahlen Gott ihre Seelen und waren bereit, sich in alles zu schicken. Ein paar Tage vergingen, und da wunderten sie sich plötzlich, daß sie noch lebten. Und plötzlich gefiel es ihnen, zu leben. Sie genossen es. Schlafen, wenn es dunkel wird, arbeiten, wenn die Sonne scheint.«
    »Klingt ganz so, als sei dies ein guter Planet für die Pensionierung«, sagte Inspektor Keefer. »Wie steht es mit dem Fischen dort?«
    »Nicht so besonders gut. Aber Ziegenherden gibt es, Ziegenherden …!«
     

 
Die Menschen kehren zurück
     
    Das Relikt kam den Felsgrat entlanggerast, ein hinkender, hagerer Mann mit gequälten Augen. Er bewegte sich immer in mehreren schnellen Sprüngen und versteckte sich in jedem Schattenfleck, rannte hinter jeden flüchtigen Schatten, kroch oft auf allen vieren und hatte den Kopf dicht am Boden. Als er den letzten größeren Felsblock erreichte, hielt er an und schaute über die Ebene.
    In der Ferne erhoben sich niedrige Hügel, die fast mit dem Himmel verschmolzen, der fleckig und farblos war wie schlechtes Milchglas. Die Ebene sah aus wie verrotteter Samt, schwarzgrün und verknittert, mit rostfarbenen und bräunlichgelben Streifen. Ein Springbrunnen aus flüssigem Stein sprang hoch in die Luft und verzweigte sich zu schwarzer Koralle. Etwa in der mittleren Ferne entwickelte sich eine Familie grauer Gegenstände zu einer anscheinend zweckvollen Bestimmung: Kugeln verschmolzen zu Pyramiden, wurden Kuppeln, zu Gruppen weißer Spitztürme, zu hohen Masten, die sich in den Himmel bohrten, dann durch einen Kraftakt zu einem Mosaik.
    Dem Relikt bedeutete das alles nichts. Er brauchte Nahrung: Draußen auf der Ebene gab es Pflanzen. Sie mußten genügen, wenn es nichts Besseres gab. Sie wuchsen im Boden, manchmal auch auf einem im Wasser schwimmenden Klumpen, oft auf einem Kern harten, schwarzen Grases. Die Blätter waren groß, feucht und schwarz, die Stengel dornig, blaßgrün die Zwiebeln, dann wieder Stengel mit Blättern und grotesk verzerrten Blüten. Es gab keine besonders charakteristischen Pflanzen oder Arten, und das Relikt konnte nicht wissen, ob die Blätter und Blüten, die es gestern gegessen hatte, es heute vergiften würden.
    Mit dem Fuß prüfte der Hagere die Oberfläche der Ebene. Die glasige Fläche, die gleichzeitig aus roten und graugrünen Pyramiden zu bestehen schien, trug sein Gewicht, saugte dann aber unvermittelt an seinem Bein. Erschreckt riß er sich los, sprang zurück und hockte sich auf einen wenigstens vorübergehend festen Stein.
    Hunger schnitt in seinen Magen. Er mußte essen und musterte die Ebene. Nicht zu weit entfernt spielten ein paar Organismen, die schlitterten, tanzten, tauchten, stellten sich in großartigen Posen auf. Falls sie herankämen, könnte er versuchen, eines dieser Dinger zu töten. Sie ähnelten Menschen, und daher würden sie wohl eine gute Mahlzeit abgeben.
    Er wartete. Lange? Kurze Zeit? Zeit war für ihn weder eine Menge noch eine Eigenschaft. Die Sonne war verschwunden. Es gab keinen Standard-Zyklus, keine Wiederkehr. Das Wort Zeit hatte keine Bedeutung.
    So war es nicht immer gewesen. Das Relikt hatte ein paar bruchstückhafte Erinnerungen an alte Tage, ehe System und Logik bedeutungslos wurden. Der Mensch hatte die Erde beherrscht und ging dabei von der Annahme aus, daß eine Wirkung zu einer Ursache zurückverfolgt werden könne, die wiederum die Wirkung einer Ursache sei.
    Manipulierte man dieses Grundgesetz, so erhielt man reiche Ergebnisse; es schien keine Notwendigkeit für ein anderes Werkzeug, ein anderes Instrument zu bestehen. Der Mensch beglückwünschte sich selbst zu dieser generalisierten Struktur. Er konnte in einer Wüste leben, auf einer Ebene
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