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Das Gehirn der Galaxis

Das Gehirn der Galaxis

Titel: Das Gehirn der Galaxis
Autoren: Jack Vance
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genauso. Verrückt, alle sehen gleich aus. Gerade. Leute werden verrückt. Wir sie töten.«
    »Ich glaube«, bemerkte Direktor Birch, »wir können jetzt nichts anderes tun, als diesen Fall genauer zu studieren.«
    »Ja, wir müssen gründlich darüber nachdenken«, pflichtete ihm Raymond bei.
    Sie verließen das Ruheheim durch die Empfangshalle. Auf den Bänken drängten sich die Bewerber um Zulassung und ihre Verwandten, auch die Verwahrungsbeamten und Personen in ihrer Obhut. Draußen war der Himmel wie mit Watte bedeckt. Schwaches Licht deutete darauf hin, daß Urban irgendwo am Himmel stand.
    Am Rand des Verkehrskreises warteten Mary und Raymond auf den Bus. »Da stimmt etwas nicht, ganz und gar nicht«, sagte Raymond.
    »Und ich bin nicht sicher, daß dies nicht in uns ist.« Schwester Mary schaute sich ein wenig um, blickte über den jungen Obstgarten, die Sarah Gulvin Avenue entlang in die Mitte von Gloria City.
    »Ein fremder Planet bedeutet immer Kampf«, bemerkte Bruder Raymond. »Wir müssen Gottvertrauen haben – und kämpfen!«
    Mary griff nach seinem Arm. »Was ist los?« fragte er.
    »Ich glaube etwas gesehen zu haben, das durch die Büsche lief.«
    Raymond streckte den Hals. »Ich sehe nichts.«
    »Ich glaube, das war der Häuptling.«
    »Liebes, das meinst du nur.«
    Sie bestiegen den Bus und waren bald sicher in ihrem Haus mit den weißen Mauern und dem Blumengarten.
    Der Kommunikator summte. Es war Direktor Birch. »Ich will euch keine Angst machen, aber der Häuptling läuft frei herum«, sagte er mit besorgter Stimme. »Wir wissen nicht, wo er ist.«
    »Ich wußte es doch«, flüsterte Mary.
    »Glaubst du, daß Gefahr besteht?« fragte Raymond nüchtern.
    »Nein. Seine Psychomuster sind nicht gefährlich. Ich würde trotzdem mein Haus absperren.«
    »Danke für den Anruf, Direktor.«
    »Das war selbstverständlich, Bruder Raymond.«
    »Und was jetzt?« fragte Mary nach einer kurzen Pause.
    »Ich sperre die Türen ab, und wir schlafen diese Nacht gut.«
    Irgendwann in der Nacht wachte Mary ganz plötzlich auf. Bruder Raymond rollte sich auf die Seite. »Was ist los?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Mary. »Wie spät ist es?«
    Raymond schaute auf die Wanduhr. »Fünf vor eins.« Mary lag still da. »Hast du etwas gehört?«
    »Nein«, antwortete Mary. »Es war nur … so eine komische Ahnung. Etwas stimmt nicht, Raymond.«
    Er zog sie an sich, so daß ihr blonder Kopf in seiner Halskuhle ruhte. »Liebes, wir können nur unser Bestes tun und beten, daß dies Gottes Wille sei.«
    Sie dösten ein, warfen sich unruhig hin und her, Raymond stand auf und ging ins Badezimmer. Draußen war Nacht, nur im Norden glühte ein rosiger Schein am Himmel.
    Raymond schlurfte schläfrig zurück ins Bett.
    »Wie spät ist es, Lieber?« fragte Mary.
    Raymond spähte auf die Uhr. »Fünf vor eins.« Er ging ins Bett. Mary versteifte sich. »Sagtest du fünf vor eins?«
    »Na, natürlich.« Ein paar Sekunden später kletterte er heraus und schlurfte in die Küche. »Dort ist’s auch fünf vor eins«, berichtete er, als er zurückkam. »Ich rufe die Zeit an, sie sollen einen Puls ausschicken.«
    Er drückte den Knopf am Kommunikator. Nichts. »Keine Antwort.«
    »Versuch’s noch mal«, bat Mary neben ihm.
    Raymond tippte die Nummer. »Sonderbar«, stellte er fest.
    »Ruf die Auskunft an.«
    Raymond rief die Auskunft an. Ehe er seine Frage formulieren konnte, meldete eine knappe Stimme: »Die Große Uhr ist momentan nicht in Ordnung. Bitte, habt Geduld. Die Große Uhr ist nicht in Ordnung.«
    Raymond glaubte die Stimme zu erkennen. Er drückte den Sichtknopf. »Gott erhalte dich, Bruder Raymond«, sagte die Stimme.
    »Dich auch, Bruder Ramsdel … Was, um Himmels willen, ist da los?«
    »Einer deiner Schützlinge, Raymond. Einer der Flits. Verrückt, total verrückt. Er hat Steinblöcke zur Uhr hinabgerollt.«
    »Ha-hat er?«
    »Er hat einen Erdrutsch ausgelöst. Wir haben keine Uhr mehr.«
     
    Inspektor Coble fand auf dem Raumhafen von Gloria City keinen Menschen vor, der ihn abgeholt hätte. Wirklich, er war allein, sosehr er auch schaute. Ein Papierfetzen wehte über das Feldende. Sonst rührte sich nichts.
    Inspektor Coble fand das merkwürdig. Immer und überall stand ein Empfangskomitee bereit mit einem ehrenden, wenn auch ermüdenden Programm. Erst ging es immer zum Bungalow des Erzdiakons, wo ein Bankett stattfand mit heiteren Reden und stolzen Fortschrittsberichten, dann zum Gottesdienst in der Kapelle,
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