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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht
Autoren: Wolfgang Ecke
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wirklichen Namen nur die Eingeweihtesten kannten, und fragte: „Mister Püttely??“
    „Ja, Mister Burton. Ich dachte, Sie wollten erst kommen, wenn ich rufe? Sie hat noch nicht gesungen!“
    „Es ist etwas dazwischengekommen!“ wich Burton barsch aus. „Ist sie drin?“
    „Ja!“ nickte Püttely. „Wollen Sie mit ihr sprechen?“
    „Ich will!“ nickte Burton und folgte Püttely in den Vorraum zurück, während sich Aston wieder in seinen Schaukelstuhl fallen ließ. Püttely hob den Schrank zur Seite, schob den Riegel zurück und ließ Burton eintreten. Der Immobilienmakler zog die Tür hinter sich zu.
    Die Frau in dem grauen, leichtverschmutzten Tweedkostüm hatte sich erhoben. Sie sah Burton ohne eine Spur von Furcht entgegen. Ja, es war sogar etwas im Blick ihrer dunklen Augen, das nach Triumph und Schadenfreude aussah.
    „Hallo, Claire... lange nicht gesehen. Tut mir leid, daß ich nicht zu deinem Empfang kommen konnte. Ich war auswärts.“
    „Ich habe dich nicht vermißt!“
    „Wo ist das Geld, Claire!“
    Sie schwieg. Lächelte nur.
    „Wo ist das Geld!“ Er trat auf sie zu. „Ich brauche es. Die Polizei ist hinter mir her, ich muß verschwinden.“ Seine Stimme senkte sich zum Flüstern: „Teile mit mir. Du hunderttausend, ich hunderttausend! Wir gehen nach Mexiko...“
    In Claire Burtons Augen war grenzenlose Verachtung getreten, und aus ihrer Stimme war erkennbar, welche Abscheu sie vor ihrem Schwager empfand: „Dein Bruder hatte recht, als er dich eine hinterhältige, schmierige Krämerseele genannt hat.“
    Nichts erinnerte mehr an den jovialen, immerzu freundlichen Immobilienmakler James Pieter Burton. Sein Gesicht war haßverzerrt, und seine Stimme kreischte: „Sag mir, wo du es versteckt hast, sonst“...Er hob die Hand. Claire Burton, geborene Lamatin, wich keinen Schritt zurück.
    „Sonst? Hör zu, James Burton, was ich dir zu sagen habe! Ich habe meinem Bruder alles geschrieben. Die ganze Wahrheit. Daß du meinen Geschäftsanteil, der mir nach Ronalds Tod zustand, verspielt und verspekuliert hast. Daß du mich schikaniert hast, wann immer es dir paßte. Ich wollte mich mit ihm in München treffen... Ich habe ihm auch geschrieben, wo er zu suchen habe, falls mir etwas zustieße. Dein Teufel Püttely hat ganze Arbeit geleistet. Ja, ich wollte in Deutschland nicht wegen einer Rauschgiftaffäre ins Gefängnis gehen... Solche Untersuchungen, besonders gegen Unschuldige, können lange dauern... Aber ich wollte in erster Linie nicht, daß mein Bruder in so was verwickelt würde. Und was das Geld anbetrifft, James Burton, das wirst du nie in deinem Leben zu Gesicht kriegen...“
    „Das werden wir sehen... das werden wir sehen...“, keuchte Burton und taumelte zur Tür. Er hämmerte dagegen, und Püttely öffnete. Seine Stimme war kalt, seine Stimme war drohend: „Stimmt das, was Sie eben sagten?“ Burton öffnete sich den Hemdkragen, ging zur Haustür, hatte die Hand schon auf der Klinke, als er von Püttely an der Schulter herumgerissen wurde. „Stimmt es, daß die Polizei schon hinter Ihnen her ist?“
    „Ja“, nickte Burton. „Aber sie weiß nicht, daß ich hier bin... Ich brauche frische Luft...“
    Er öffnete die Tür und prallte zurück. „Der Motorradfahrer!“ stammelte er und wich voller Entsetzen in Astons Wohnraum zurück. „Der Motorradfahrer...“ Auch Roger Püttely starrte den Eintretenden wie eine Erscheinung an. Die schwarze Lederkleidung, der Sturzhelm und die abnorm große Brille verliehen ihm etwas Gespenstisches.
    „Wer sind Sie?“ fragte er.
    „Wer sind Sie?“ kam es dumpf unter dem Mundschutz zurück. Püttely war kein Freund von ungeklärten Situationen. Mit einem blitzschnellen Griff riß er dem Ledermann die Brille herunter. Er sah in ein ihm fremdes Gesicht, dafür keifte Burton: „Overgaty... Henry Overgaty, oh, ich hab’s gewußt! Er ist ein Spitzel von Mills. Mein eigener Butler hat mich die ganze Zeit...“
    „Ruhe!“ brüllte Roger Püttely in diesem Moment. Und alle hörten sie es: das näher kommende Geräusch von mindestens zwei Autos. Püttely, der Mann, der unter dem Namen Brian Turner von den Staatsanwaltschaften in vier Ländern gesucht wurde, hetzte zur Tür. Er sah die beiden Polizeifahrzeuge. Noch zweihundert Meter etwa waren sie entfernt. Er riß die Tür des Mercedes-Sportwagens auf, klemmte sich hinter das Steuer und suchte nach dem Zündschlüssel. Dann stieß er einen lästerlichen Fluch aus. Burton hatte den Schlüssel
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