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Das Geheimnis von Vennhues

Das Geheimnis von Vennhues

Titel: Das Geheimnis von Vennhues
Autoren: Holtkoetter Stefan
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des Carports. Niemand achtete auf ihn, und er konnte ungesehen in der Dunkelheit verschwinden.
    Er musste etwas tun. Irgendetwas musste ihm einfallen. Und zwar schnell. Keinesfalls durfte es auf diese Weise enden.
    Er sah in das Gesicht von Josef Kemper, der sein Jagdgewehr auf Peter gerichtet hatte. In seinen Augen lag kalte Entschlossenheit. Es gab keinen Zweifel. Er würde ihn töten.
    Was soll ich nur tun?, fragte Manfred sich.
    Die anderen Männer kamen über die Auffahrt in den Garten. Sie reihten sich stumm im Schein der Außenlampe auf und blickten wie unbeteiligt zu Peter. Keiner von ihnen würde dazwischengehen. Sie standen dort, als spielte sich dies alles im Fernsehen ab.
    »Dieses Mal wirst du uns nicht entkommen«, sagte Kemper. »Du wirst jetzt für das bezahlen, was du angerichtet hast.«
    Die Seitentür öffnete sich und Manfreds Frau kam hinausgelaufen. Sie musste den Lärm gehört haben und sah nun erstaunt in ihren Garten. Bewaffnet mit Mistgabeln und Jagdgewehren mussten die Alten aus dem Dorf ein sonderbares Bild abgeben. Zögernd trat sie einen Schritt vor, doch dann entdeckte sie Peter und Josef Kemper. Sie blieb stehen und hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund.
    Manfred hatte keine Zeit, sich um sie zu kümmern. Plötzlich überschlugen sich die Ereignisse. Gerade noch hatte Peter wie erstarrt gewirkt, dann bewegte er sich blitzschnell auf Kemper zu und griff ihn entschlossen an. Ein Schuss löste sich aus Kempers Jagdgewehr, doch Peter hatte den Lauf bereits nach oben geschlagen. Ein unvermutet lauter Knall ertönte und ließ alle zusammenzucken. Manfreds Frau schrie laut auf. Der Schuss hallte noch weit über die Wiesen und Felder. Im nächsten Moment schlug Peter den alten Mann hart gegen die Brust. Er ging mit einem Stöhnen in die Knie. Peter sprang mit einem Satz über den Gartenzaun und verschwand in den Haselsträuchern. Einer der anderen Bauern richtete sein Gewehr auf ihn, zwei Schüsse lösten sich, doch offenbar verfehlten sie ihr Ziel. Peter floh auf das offene Feld.
    Kemper stand wieder auf und lud eilig sein Gewehr.
    »Bleib stehen!«, brüllte er. »Bleib stehen, du Dreckstück!«
    Er lief zum Gartenzaun und zielte mit dem Gewehr auf Peter, der jenseits der Hecke das Weite suchte. Doch bevor er schießen konnte, schob sich eine Wolke vor den Mond und tauchte alles in Dunkelheit.
    Kemper richtete sein Gewehr ins Nichts. Er erkannte, dass es keinen Sinn hatte zu schießen, und stieß einen Fluch aus.
    Manfred sah seine Chance. Die Männer im Garten taten nichts. Sie sahen sich unsicher an und waren offenbar völlig überrascht von dieser Wendung. Er musste den Moment nutzen.
    Lautlos bewegte er sich um den Pfosten herum und ging zu seinem Polo. Aus seiner Jackentasche fischte er die Autoschlüssel. Er zog vorsichtig die Wagentür auf und schlüpfte hinein. Keiner hatte ihn bemerkt.
    »Er flieht! Wir müssen hinterher!«
    Kemper drehte sich zu den anderen Männern um.
    »Was steht ihr denn noch hier herum? Hinterher!«
    Manfred erstarrte, doch dann wurde ihm klar, dass Peter gemeint war und nicht er. Kemper warf sein Gewehr über die Schulter und lief zur Auffahrt.
    »Wir müssen uns verteilen«, rief er. »Klemens, du und Franz, ihr geht zu den Feldwegen. Zwei weitere müssen die Straßen bewachen, und zwei gehen zu den Grenzübergängen. Wir brauchen Leute im Dorf und vor allem am Moor. Er darf uns nicht entwischen.«
    Seine Anweisungen gingen im aufgeregten Stimmengewirr unter. Die Gruppe geriet in Bewegung. Manfred erkannte, dass keiner von ihnen mit dem Wagen gekommen war. Sie alle waren zu Fuß. Das verschaffte ihm einen Vorteil. Dennoch musste er sich beeilen.
    Er schlug die Tür zu und ließ den Motor aufheulen. Seine Scheinwerfer leuchteten auf, und im grellen Licht sah er die erschrockenen Gesichter der Bauern, die sich schützend die Hände vor die Augen hielten. Er trat aufs Gas, die Reifen drehten durch, und dann schoss er aus der Auffahrt. Das Letzte, was er sah, war seine Frau am Seiteneingang des Hauses. Ihre Blicke trafen sich für eine Sekunde, und er sah Angst, Verwirrung und Sorge.
    Mein Gott, was tue ich ihr nur an!, dachte er.
    Sie hatte wahrlich Besseres verdient. Doch darauf konnte er keine Rücksicht nehmen. Er musste Peter einholen. Das war jetzt das Wichtigste. Er musste mit ihm reden. Unmöglich, dass dieses schreckliche Gespräch in seinem Garten das Letzte wäre, das sie für lange Zeit miteinander geführt hätten. Peter hatte ihn am Ende auf
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