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Das Geheimnis von Ella und Micha: Ella und Micha 1 - Roman (German Edition)

Das Geheimnis von Ella und Micha: Ella und Micha 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis von Ella und Micha: Ella und Micha 1 - Roman (German Edition)
Autoren: Jessica Sorensen
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nur genervt wegen etwas, das ich getan habe.«
    Sie reißt die Augen weit auf, hält aber das Lenkrad umklammert und blickt geradeaus. »Und was war das?«
    Ich sehe durch den Rückspiegel auf die verlassene Straße hinter uns. »Nichts, worüber ich reden will.«
    Sie wird langsamer, weil das Tempolimit gesenkt wird. »Das war beachtlich. Wie konntest du so cool bleiben, als er die Tür aufgerissen hat? Ich habe echt Angst bekommen.«
    »Reiner Reflex«, lüge ich. Wüsste sie den wahren Grund, wären wir ganz sicher nicht befreundet.
    Je näher wir meinem Zuhause kommen, umso dringender will ich Lila sagen, sie soll umkehren und nach Vegas zurückfahren. Lila entspannt sich, was die Grantford-Geschichte angeht, als der Rastplatz weit hinter uns liegt. Den Rest der Fahrt reden wir über Kurse und Wohnheimpartys. Beim Einbiegen vor meinem Haus jedoch wird sie wieder nervös und ängstlich.
    »Das ist … nett.« Sie erschaudert beim Blick durch die Windschutzscheibe. »Hier bist du also aufgewachsen?«
    Vom Sternenhimmel leuchtet der Vollmond auf den Müllhaufen in der Einfahrt, den alten Cutlass auf dem Holzstapel vor der Garage und die abblätternde Farbe an der Fassade meines zweistöckigen Heims mit dem kaputten Regenrohr, das im Wind wippt. Der Baum neben meinem Fenster sieht abgestorben aus. Er war früher mal mein Fluchtweg, über den ich mich aus meinem Zimmer geschlichen habe. Aber das letzte Mal, dass ich auf diesem Weg aus dem Haus geklettert bin, war in der Nacht, in der meine Mutter starb.
    Nie wieder klettere ich auf den verfluchten Baum.
    »Ja, das ist mein Zuhause.« Ich steige aus dem Wagen in die kühle Brise. Nebenan dröhnt Rise Againsts»Like an Angel« ins Freie. In dem Haus brennen Lichter, und drinnen wird laut geschrien und gekreischt. In der Auffahrt reihen sich Wagen Stoßstange an Stoßstange, und auf der Veranda und im ausgedörrten Vorgarten stehen Leute und rauchen.
    Eine von Michas Partys. Als wäre die Zeit eingefroren und hätte auf meine Rückkehr gewartet.
    »Die guten Sachen hier ändern sich nie.« Ich gehe um das Auto herum. »Lila, machst du mal den Kofferraum auf?«
    Die Klappe ploppt auf, und Lila steigt vorsichtig aus dem Wagen. Sie sieht hinüber zur Party und kaut an ihrem Daumennagel – eine nervöse Angewohnheit von ihr. »Wow, da ist ja mehr los als bei einer Wohnheimfete. Hätte nicht gedacht, dass das geht.«
    Ich hänge eine schwere Tasche über meine Schulter. »Meinst du wirklich, dass du heute bei mir übernachten willst?« Ich wühle im Kofferraum nach der Tasche mit meinem Kulturbeutel. »Im nächsten Ort gibt es einige ziemlich anständige Hotels.«
    »Nein, ich bin bloß zum ersten Mal in dieser Gegend. Aber das ist schon okay.« Sie holt eines meiner Kissen aus dem Kofferraum und drückt es sich vor die Brust.
    »Bist du sicher?«, frage ich und klemme mir einen kleinen Karton unter den Arm. Ich will nicht, dass sie bleibt und diese Seite meines Lebens sieht. »Es kann heftig sein, wenn man damit nicht vertraut ist.«
    Sie verengt die Augen und zeigt mit dem Finger auf mich. »Ich mag ja aus einer vornehmen Gegend sein, aber das heißt nicht, dass ich noch nie irgendwo anders war. Und übrigens war es in dem Viertel in Vegas, wo wir mal bei dem Pfandleiher waren, um einiges heftiger.«
    Eigentlich war das gar keine so üble Ecke, aber ich lasse es gut sein, denn sie bleibt ja nur eine Nacht.
    »Tut mir leid, ich … ich will nur nicht, dass du dich unwohl fühlst.« Ich verlagere die Tasche auf meine Hüfte und taste im dunklen Kofferraum nach der anderen.
    »Mit einer Nacht komme ich klar, ehrlich.« Sie legt die gekreuzten Finger an die Brust und grinst. »Kann sogar gut sein, dass ich ganz mutig werde und mir mal die Party nebenan ansehe.«
    Ich wechsele sofort das Thema. »Wir holen die übrigen Sachen lieber morgen rein, denn im Dunkeln sehe ich hier so gut wie nichts. Und ich weiß nicht, wie es mit dir ist, aber ich bin erledigt.«
    »Ich glaube …« Ihr Blick wandert zur Einfahrt. »Allmächtiger, wer ist er denn? Warte mal. Ist das nicht … Ja …« Sie stößt ein leises Quieken aus und hüpft auf und ab. »Ella, ich glaube, das ist der Typ von deiner Zeichnung, dieser Micha, mit dem du angeblich nie zusammen warst.«
    Meine Taschen fallen zu Boden, als ich mich ducke und überlege, ob ich fliehen soll. Unters Auto kriechen? Ins Haus rennen? In den Kofferraum springen?
    »Hallo, meine Hübsche«, sagt Micha in seinem Flirttonfall. »Park deinen
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