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Das Geheimnis von Ella und Micha: Ella und Micha 1 - Roman (German Edition)

Das Geheimnis von Ella und Micha: Ella und Micha 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis von Ella und Micha: Ella und Micha 1 - Roman (German Edition)
Autoren: Jessica Sorensen
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Mom, meinen Bruder – jeden aus diesem Teil meines Lebens – im Dunkeln ließ, konnte ich mich in jemanden verwandeln, der nicht mit meinen Problemen klarkommen muss.
    »Mein Dad arbeitet nachts«, erfinde ich. »Und meine Mom ist schon vor längerer Zeit ausgezogen. Sie wohnt oben in Cherry Hill.«
    Lila beugt sich vor, um ein Bild von meiner Mutter an der Wand zu betrachten: Von ihr habe ich das rotbraune Haar, die blasse Haut und die grünen Augen geerbt. Auch ihr Lächeln ist so gekünstelt wie meines. »Ist das deine Mom?«, fragt Lila, und ich nicke. »Die sieht ja genauso aus wie du.«
    Meine Brust wird eng, und ich laufe eilig weiter nach oben. Am Ende des oberen Flurs steht die Badezimmertür weit offen, sodass ich die Badewannenecke und den Fleck auf dem Fliesenboden sehe. Mein Herz krampft sich fester zusammen, als mich die Erinnerungen überfluten, und vor Panik bekomme ich keine Luft mehr.
    »Liebling«, sagte sie. »Ich lege mich einen Augenblick hin, nur kurz. Ich bin bald wieder da.«
    Meine Knie zittern, als ich die Tür schließe. Prompt öffnet sich mein Brustkorb wieder, und Sauerstoff strömt in meine Lunge.
    »Und wo wohnt dein Bruder?« Lila sieht in sein Zimmer, das voller Trommeln, Gitarrenplektren, CDs und Platten ist. An den Wänden hängen Bandposter, und eine Gitarre steht auf einem Ständer.
    »In Chicago, glaube ich.«
    »Glaubst du?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Wir verstehen uns nicht besonders.«
    Sie nickt, als könnte sie es nachvollziehen. »Spielt er in einer Band?«
    »Ich weiß nicht, ob er das noch tut. Aber da sein ganzer Kram hier ist, wohl eher nicht«, antworte ich. »Er hat nur gespielt, weil er mit Micha befreundet war, und der ist in einer Band. Oder war. Ich habe keine Ahnung, was er heute so macht.«
    »Hast du etwa zu allen aus deinem Leben den Kontakt abgebrochen?«, fragt sie vorwurfsvoll und zupft an dem Kissen unter ihrem Arm.
    Ihre Neugier macht mich nervös. Ich drehe mich um und schalte das Licht in meinem Zimmer an. Bei dem Anblick fröstele ich. Es ist wie eine Ausstellung meiner Vergangenheit. Zeichnungen von mir kleben an den Wänden, verziert von der Skelettborte, die Micha angebracht hat, als wir zwölf waren und mein Zimmer »männlicher« machen wollten. Eine Plektrensammlung liegt aufgereiht auf der Kommode, und in der Ecke stapeln sich Stiefel von mir. Auf meinem Bett liegt die übliche lila Tagesdecke, und darauf steht ein Teller mit einem halb gegessenen, verschimmelten Cookie.
    Ich werfe ihn in den Müll. War mein Dad gar nicht hier drin, seit ich weg bin?
    Lila nimmt eine Gitarre und sinkt aufs Bett. »Ich wusste gar nicht, dass du spielst.« Sie hält das Instrument auf ihrem Schoß und schrammt über die Saiten. »Ich wollte immer Gitarre lernen, aber meine Mom hat’s verboten. Vielleicht kannst du es mir beibringen.«
    »Ich spiele nicht.« Ich lasse meine Tasche auf den Boden fallen. »Das ist Michas. Seine Initialen stehen auf der Rückseite.«
    Sie dreht die Gitarre um und sieht sich die Initialen an. »Der heiße Typ nebenan ist also Musiker. Gott, ich werde gleich ohnmächtig.«
    »Keiner wird hier wegen irgendwem ohnmächtig«, sage ich. »Und seit wann stehst du auf Musiker? Ich höre heute zum ersten Mal, dass du Typen magst, die Gitarre spielen.«
    »Nur solche, die wie er aussehen.« Sie zeigt über ihre Schulter zu Michas Haus, das man von meinem Fenster aus sieht. »Der ist wahnsinnig sexy.«
    Eifersucht regt sich in meiner Brust, und ich sage ihr im Geiste, sie soll die Klappe halten. Ich nehme ein Foto von meiner Mom und mir im Zoo vom Schreibtisch auf; da war ich sechs. Wir sind fröhlich, lächeln und blinzeln in die grelle Sonne. Es bricht mir das Herz, und ich lasse das Bild wieder auf den Schreibtisch fallen. »Unterm Bett ist eine Rollliege, auf der du schlafen kannst, wenn du willst.«
    »Klingt gut.« Sie stellt die Gitarre beiseite, geht ans Fenster und zieht die Vorhänge zurück. »Wollen wir nicht rüber auf die Party gehen? Die scheint witzig zu sein.«
    Ich streiche mir das Haar aus dem Gesicht, bevor ich die Liege unter dem Bett vorziehe. »Versteh mich nicht falsch, Lila, aber ich glaube, Michas Partys sind nichts für dich. Da geht es meistens ziemlich verrückt zu.«
    Sie sieht mich beleidigt an. »Ich war schon öfter auf Partys. Du bist diejenige, die nie auf welche will. Und bei denen, zu denen ich dich überreden konnte, hast du nur schmollend in der Ecke gestanden und Wasser getrunken.«
    Ich falle
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