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Das Geheimnis von Ella und Micha: Ella und Micha 1 - Roman (German Edition)

Das Geheimnis von Ella und Micha: Ella und Micha 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis von Ella und Micha: Ella und Micha 1 - Roman (German Edition)
Autoren: Jessica Sorensen
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Wagen lieber nicht hier draußen. Sonst hat er morgen früh keine Räder mehr.«
    Beim Klang seiner Stimme fährt ein Zittern durch meinen Körper, das sich tief in mir festsetzt. Ich dachte, das Gefühl wäre vorbei, nachdem ich acht Monate weg war, aber irgendwie wirkt die Zeit paradox: Es ist noch viel stärker und erfasst mich am ganzen Leib. Ich tue so, als würde ich etwas in einem Karton suchen und beuge mich in den Schatten der Kofferraumklappe.
    Lila kichert. »Meinem Wagen passiert schon nichts. Das hier ist das Haus meiner Freundin.«
    »Deiner Freundin«, wiederholt er nachdenklich, und ich bekomme vor Angst keine Luft mehr. »Warte mal. Redest du von Ella Daniels?«
    Ich nehme mich zusammen und knalle den Kofferraumdeckel zu. Als er mich sieht, werden seine Augen größer, und er hat denselben Ausdruck wie damals, nachdem ihm seine Mom gesagt hat, dass sein Daddy nie mehr wiederkommt.
    Er blinzelt seine Verwirrung weg, und ein Anflug von Wut zeigt sich. »Was machst du hier? Ich dachte, du bist in Vegas.«
    Im ersten Moment kann ich nichts sagen, weil es mich völlig durcheinanderbringt, ihn wiederzusehen. Micha war schon immer auf eine Weise schön, bei der jedem Künstler die Finger kribbeln. Er trägt ein rotkariertes Hemd, dunkle Jeans und schwarze Stiefel. Seine Lippen sind voll und mit einem Silberring gepierct; das aschblonde Haar ist leicht gewellt. Er hat eine Haut wie Porzellan, und seine wasserblauen Augen sagen mehr, als ich verkrafte.
    »Ich war zum Studieren da, und jetzt bin ich wieder zurück«, antworte ich in dem höflichen Ton, den ich in den letzten acht Monaten bei jedem benutzt habe. Dabei rast mein Herz, und ich fühle dieselbe irre Sehnsucht nach ihm wie damals, als ich ging. »Moment mal. Du wusstest, dass ich in Vegas war?«
    Er geht um Lila herum und stellt sich direkt vor mich. Micha ist einer der wenigen Jungen, die deutlich größer sind als ich, sodass ich den Kopf in den Nacken legen muss, um ihm ins Gesicht zu sehen. »Ich hatte keinen Schimmer, wo du warst, bis heute Morgen«, sagt er. »Schließlich hast du ja keinem verraten, wohin du wolltest.«
    Seine Stimme klingt so verletzt, dass mir ein Stich durch die Brust fährt, und das Handy mit der nicht abgehörten Mailboxnachricht in meiner Tasche wiegt auf einmal Tonnen. »Tut mir leid, aber ich brauchte mal eine Pause von allem hier. Es war … Die Dinge waren … Na ja, du weißt ja, wie es war.«
    »Nein, ich weiß nicht, wie es war.« Er stützt eine Hand auf den Kofferraum, als fürchtete er umzufallen. »Denn du bist weg und hast mir nie gesagt, wohin.«
    Ich muss gehen, bevor er mir zu nahe kommt und meine Selbstbeherrschung verpufft. Rasch hebe ich meine Tasche auf und winke ihm zu. »War nett, mit dir zu reden, aber wir sind gut zwölf Stunden unterwegs gewesen, und ich will dringend ins Bett.«
    »Ich bin eigentlich nicht müde«, mischt Lila sich ein, worauf ich ihr einen flehenden Blick zuwerfe. »Ähm, na ja, vielleicht doch.« Sie täuscht ein Gähnen vor.
    Ich will zur Seitentür, aber Micha versperrt mir den Weg und knallt seine Hand auf die Kühlerhaube wie eine Eisenbahnschranke. Dann saugt er seinen Lippenring ein und sieht mich an, als wolle er mich küssen.
    Eine Sekunde lang wünsche ich mir, dass er es tut.
    Er neigt sich zu meinem Ohr und raunt leise: »Komm mit mir irgendwo anders hin, bitte . Ich warte seit acht Monaten darauf, mit dir zu reden.«
    Ich zucke zusammen, denn mein Körper reagiert viel zu sehr auf seine Stimme. »Ich kann nicht mit dir reden, Micha«, hauche ich erstickt, weiche zurück und stoße mir die Hüfte am Auto. Tränen brennen in meinen Augenwinkeln. Seit über einem Jahr habe ich nicht geweint, und ich weigere mich, jetzt zusammenzubrechen. Hastig drehe ich mich um und rase zum Haus.
    Er ruft mir nicht nach. Das ist nicht sein Stil. Aber sein Blick bohrt ein Loch in meinem verwirrten Hinterkopf, bis ich endlich in meinem Haus eingeschlossen bin.
    Jetzt bekomme ich wieder Luft.
    MICHA
    Ich träume ja wohl. Vor mir steht Ella und sieht aus wie Stacy Harris, eine Cheerleader-Schlampe, die mit uns auf der Highschool war und die Ella mal zusammengeschlagen hat, weil sie sich über ein Mädchen in einem Rollstuhl lustig machte.
    Das war einer der Gründe, aus denen ich mich in sie verliebte: die Energie, die Leidenschaft und der Drang, sich für Außenseiter einzusetzen, selbst wenn es bedeutete, selbst zur Ausgestoßenen zu werden. Sie fiel nie in irgendeine Kategorie, war
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