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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)
Autoren: Laura Walden
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aussah.
    »Ich fahre diese Kiste seit über zehn Jahren. Und das ist das Umweltschonendste, was man überhaupt tun kann.« Hori lachte.
    »Ich habe auch so eine alte Schleuder«, sagte Grace, während Hori ihr Gepäck in den Kofferraum wuchtete. »Bei uns in Deutschland gab es sogar eine Prämie, damit du deine alte Karre verschrotten lässt und dir einen Neuwagen kaufst. Was meinst du, wie oft ich gefragt worden bin: ›Willst du deins nicht auch endlich loswerden?‹ Aber ich habe mich doch so an meinen fahrenden Untersatz gewöhnt.«
    Hori lachte schon wieder.
    »Bei uns ist es normal, alte Autos zu fahren. Die meisten denken: Hauptsache, ich kann mich damit fortbewegen.« Er lachte so herzlich, dass seine blendend weißen Zähne zu sehen waren.
    Das sollte er viel öfter tun, dachte Grace, er hat so ein ansteckendes Lachen. »Und was hast du damals auf Breaksea genau gemacht?«, fragte sie, als sie nebeneinander im Wagen saßen, da sie das Gespräch unbedingt in Gang halten wollte. Es war angenehm, sich mit ihm zu unterhalten, und machte die Reise kurzweilig.
    »Wir haben die Ratten ausgerottet. Das mag komisch klingen, aber das war die Voraussetzung, um dort Vögel und Robben erneut anzusiedeln. Ratten und Opossums sind die größten Feinde der Vögel. Wir mussten das biologische Gleichgewicht wiederherstellen, das vor der Ankunft der ersten Siedler in Neuseeland geherrscht hat. Vor fünf Jahren waren wir das letzte Mal dort. Da konnten wir uns mit eigenen Augen davon überzeugen, dass sich unsere Mühe wirklich gelohnt hat und sich alles vollkommen natürlich entwickelt.«
    Grace betrachtete Hori unauffällig. Seine Wangen glühten, während er über seine Aufgaben sprach. Grace beneidete ihn ein wenig, weil er viel in der freien Natur arbeiten konnte. Sie dagegen brütete die meiste Zeit in ihrem Zimmer an der Universität oder in der Seminarbibliothek über dicken Büchern.
    Plötzlich schweiften ihre Gedanken zu jenem kalten Tag vor vier Monaten ab, als ihr Chef, Professor Heinkens, sie während ihrer Arbeit mit ernster Stimme angesprochen hatte: »Entschuldigen Sie, Grace, dass ich Sie störe, aber mich hat gerade ein Anruf erreicht. Sie mögen bitte sofort Ihren Vater aufsuchen.«
    Grace war aufgesprungen. »Bitte sagen Sie mir, was geschehen ist! Hat man sie gefunden?«
    Der Professor hatte nur die Schultern gehoben, aber in seinem Blick hatte Grace die Wahrheit lesen können: Claudia war tot!
    »Wir sind da.«
    Grace zuckte zusammen. Über ihre Erinnerungen hatte sie kurzzeitig vergessen, wo sie war.
    Der Maori hatte vor einem Holzhaus gehalten, das einen heruntergekommenen Eindruck machte. Auf der Terrasse standen gammelige Gartenmöbel, auf denen sich junge Männer herumlümmelten, die alle nicht mehr ganz nüchtern zu sein schienen.
    Grace warf Hori einen fragenden Blick zu.
    Er räusperte sich verlegen. »Das sind seine lieben Mitbewohner.« Wieder war die Ironie in seiner Stimme nicht zu überhören.
    »Hey, George, hast du Speights für uns besorgt?«, grölte einer der Männer und deutete auf seine leere Bierflasche. Dann pfiff er durch die Zähne. »Deine neue Braut? Wow!«
    Hori ignorierte ihn und wuchtete das Gepäck von Grace aus dem Kofferraum. »Barry wohnt mit ein paar schrägen Typen zusammen«, erklärte er.
    »Und du? Wohnst du auch hier?«, fragte sie.
    »Gott bewahre!«, rutschte es ihm heraus. »Früher habe ich hier gelebt. Das ist mein Elternhaus, aber nach dem Tod meiner Eltern bin ich bald ausgezogen und nach Auckland gegangen. Ich habe dort für das Department of Conservation gearbeitet«, fügte er hastig hinzu.
    »Barry hat mir gar nicht erzählt, dass eure Eltern so früh gestorben sind.«
    »Ach, die hatten auch nicht immer das beste Verhältnis. Mein Dad hat stets mit Strenge versucht, uns mit den Traditionen unserer Väter vertraut zu machen, aber Barry ist nicht besonders stolz darauf, ein Maori zu sein. Kurz vor seinem Tod besuchte mein Vater das Dorf seiner Ahnen. Die Missionare haben es Korinti getauft, und es liegt malerisch an unserem heiligen Fluss, dem Whanganui River. Er war der Einzige, der die Gegend verlassen hat, der Einzige der Seinen, der nach Süden gegangen war und studiert hat. Auf dem Rückweg sind unsere Eltern verunglückt. Ein Tourist überholte an einer unübersichtlichen Stelle und raste in ihren ...« Er stockte. »Aber ich will dich nicht mit traurigen Familiengeschichten langweilen.«
    »Das tust du nicht. Meine Mutter wurde vor vier Monaten in
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