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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)
Autoren: Laura Walden
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Kokosnuss erschlagen werden könne. Und in dem Augenblick fiel tatsächlich eine vor ihm ins Wasser. Sie hatten wohl vergessen, die Palmen am Pool von diesen gefährlichen Geschossen zu befreien. Na ja, danach sind wir auf den Schrecken noch in eine Bar nach Chaweng gefahren und ...« Sie stockte und sah ihn fragend an.
    »Nein, nein, schon gut, ich will dich nicht ausfragen«, erklärte Hori rasch.
    »Tust du nicht. Ich rede gern darüber, weil es sehr lustig war. Meine Freundin war dabei, und wir haben an dem Abend ziemlich über sein Machogehabe gelästert, aber dann lernte ich seine andere Seite kennen: seinen sprühenden Charme, seine verzaubernden Worte, seine Sinnlichkeit. Ja, da war es um mich geschehen. Von da an waren wir unzertrennlich. Wir haben den Rest meines Urlaubs zusammen verbracht. Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass wir uns jemals wiedersehen, aber Barry hat mir ständig geschrieben und mich in sein Paradies eingeladen. Mein Vater, ein Neuseeländer, hat mir allerdings dringend davon abgeraten. Doch nach allem, was ich eben von oben gesehen habe, bin ich schon jetzt froh, dass ich Barrys Drängen nachgegeben habe.«
    »Du bist wegen einer Urlaubsbekanntschaft um den halben Erdball geflogen?« Die Skepsis in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    Grace fühlte sich ertappt. »Ja, äh ... Nein, eigentlich nicht, also nicht nur. Eine Professorin aus Dunedin hat mir vor ein paar Wochen das verlockende Angebot gemacht, gemeinsam mit ihr ein Buch über den Moa zu schreiben. Sie hatte meinen Artikel über das Ende des Urvogels in einer Fachzeitschrift gelesen. Da Suzan Almond eine Kapazität auf dem Gebiet ist, möchte ich sie unbedingt kennenlernen. Ob tatsächlich ein Buch dabei herauskommt, wird sich zeigen. Kennst du sie zufällig? Sie war bis vor kurzem Professorin an der Universität von Otago und leitet die Ornithologische Gesellschaft Dunedins.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe in Auckland studiert. Und wir arbeiten mehr in der Praxis. Hätte ich die wissenschaftliche Laufbahn eingeschlagen, würde ich sie sicher kennen.«
    Die wissenschaftliche Laufbahn, so wie ich es getan habe, dachte Grace nicht ohne Bedauern, weil sie an ihrem Schreibtisch in Berlin die Natur oft schmerzlich vermisste.
    »Das ist ja spannend, über die Moas zu forschen. Vor allem die ewige Debatte um den Grund für das Aussterben der Riesenvögel finde ich sehr interessant. Welche Theorie vertrittst du? Wurden sie ausgerottet, weil es einen Vulkanausbruch gab oder weil die Ureinwohner sie zu Tode gejagt haben?«, fragte Hori.
    »Wenn ich das so genau wüsste! Ich habe in meinem Artikel alle Theorien erläutert und einander gegenübergestellt. Daraufhin hat Suzan Almond mich angemailt. Sie sei im Besitz einer einzigartigen Privatsammlung, hat sie mir geschrieben und mich eingeladen, sie zu besuchen. Aber nun erzähl mal von dir. Was macht du genau?«
    »Zur Zeit arbeite ich gerade an einem Projekt, bei dem wir junge Kiwis und andere vom Aussterben bedrohte Vögel auf unbewohnten und von Nagetieren freien Inseln aussetzen, um sie die ersten Lebensmonate vor ihren Fressfeinden zu schützen. Sonst erleiden sie bald dasselbe Schicksal wie deine Riesenvögel und verschwinden von diesem Planeten.«
    »Ihr schafft sie eigenhändig auf die Inseln? Oh, das würde ich zu gern mal erleben.« Grace machte aus ihrer Begeisterung keinen Hehl.
    »Na ja, vielleicht kannst du dich als freiwillige Helferin melden, und ich nehme dich mal mit«, erklärte er prompt. Ihre Blicke trafen sich, aber Hori sah gleich wieder weg.
    Ein angenehmer Schauer lief Grace über den Rücken. Hori war ihr für einen winzigen Moment sehr nahegekommen. Ob er diese Nähe genauso gespürt hat wie ich?, fragte sie sich.
    Die Ansage des Kapitäns, dass sich die Passagiere zur Landung bereitmachen sollten, unterbrach ihre Spekulationen. »Wird Barry uns denn wenigstens in Dunedin abholen?«, wollte sie wissen, als sie schließlich aus dem Flugzeug stiegen.
    Hori schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich denke nicht. Er ist bestimmt schon zur Arbeit gegangen.«
    »Was hatte er denn gestern überhaupt, dass er mich nicht abholen konnte? Was Schlimmes?«
    »Nur eine Magenverstimmung, glaube ich«, antwortete Hori ausweichend. »Ich nehme dich in meinem Auto mit.«
    Wenig später auf dem Parkplatz deutete er auf einen Wagen, der schon bessere Zeiten erlebt hatte. Grace grinste beim Anblick der Rostlaube, weil ihr Auto in Berlin nicht viel besser
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