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Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)
Autoren: Marisa Brand
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Vierunddreißigjährige die Tochter eines Landadeligen aus Norfolk. Er übersendet Juwelen, die sie zurückweist, und verfasst – obwohl notorisch schreibfaul – Liebesbriefe, von denen siebzehn erhalten sind, die mysteriöserweise bereits 1529 im Vatikan auftauchen und noch heute dort verwahrt werden. Heinrichs Liebelei war von Beginn an auch Staatsaffäre.
    Vom gezierten Minne-Französisch wechselt er in seinen Liebesbriefen im Laufe der Monate ins Englische und wird immer deutlicher, je distanzierter Anne sich zeigt: »Ich wünsche mich besonders am Abend in die Arme meines Schatzes, dessen hübsche Brüste ich bald zu küssen hoffe.«
    D IE H EXE MIT DEM SECHSTEN F INGER
    Anne – so vermuten ihre Biographen – gewährte ihrem glühenden Verehrer zwar gelegentlich das, was heute als »heavy petting« bekannt ist, verweigert aber – um es im Ton des Mittelalters zu formulieren – »die Entsiegelung ihres Brünnleins« mit dem geschickten Hinweis, dass sie nur eheliche Kinder (und mögliche Thronerben für England) empfangen will.
    Anne möchte werden, was Katharina um jeden Preis bleiben will: Königin von England und nicht nur Nachfolgerin ihrer Schwester im Bett des Königs.
    Heinrichs Berater Kardinal Wolsey durchschaut das Spiel der Hofdame früh und nennt sie fürderhin »die Natter« oder »Black Nan«. Überhaupt ist die zielstrebige und selbstbewusste Aufsteigerin, deren Verwandte immer höhere Posten einstreichen, bei Hof bald unbeliebt.
    Erste Gerüchte über einen sechsten Finger von Heinrichs Favoritin und ein erdbeergroßes Hexenmal an ihrem Hals kursieren in den Palastkorridoren. Wohlweislich verbirgt die Boleyn-tochter die Makel, indem sie enge Halsbänder trägt und überlange Ärmel. Bei dem sogenannten sechsten Finger handelt es sich nur um den Ansatz eines zweiten Nagels am kleinen Finger ihrer linken Hand. Die Gerüchte verebben, als Heinrichs Obsession unvermindert anhält. Die Damen kopieren das Erfolgsmodell Anne: Lange Ärmel, Halsbänder und frivoles Flirten kommen allgemein in Mode. Die Boleyn ist eine begabte Trendsetterin mit Starqualitäten – genau wie ihr Verehrer Heinrich.
    E INE SÜNDHAFTE E HE
    Angesichts der lebensprühenden Anne, die so ganz anders als die inzwischen vierzigjährige, kränkelnde, verbitterte Katharina ist, befragt der verliebte König schließlich sein Gewissen, und das meldet ihm freundlicherweise, dass seine Leidenschaft keine blinde Vernarrtheit, sondern ein Wink Gottes sein muss. Eigentlich nämlich sei er gar nicht verheiratet, sondern habe mit Katharina achtzehn Jahre in schwärzester Sünde gelebt, da der vom Papst einst erteilte Ehedispens ungültig sei.
    Der theologisch versierte König findet eine Bibelstelle, die ihm die Augen für seinen Frevel öffnet: »Wenn einer seines Bruders Weib nimmt, ist das schändlich«, heißt es im 3. Buch Mose, und: »Die sollen ohne Kinder sein.« Darum also fehlt es am Thronerben! Wer hinter solchen Argumenten für eine Trennung blanken Zynismus vermutet, der irrt. Heinrich legt Wert darauf, dass »zwischen Gott und meinem Gewissen völlige Übereinstimmung herrscht«. Dass sein Gewissen mitunter bemerkenswert elastisch ist, entgeht ihm dabei.
    Aufs Höchste alarmiert, bittet Heinrich hinter Katharinas Rücken Papst Clemens VII. 1527 um eine Annullierung seiner gott- und fruchtlosen Ehe. Solche Annullierungen sind in Fürstenhäusern durchaus üblich und – bei angemessen gottgefälliger Honorierung – eine Formsache. Heinrich ist sich sicher, dass der Papst ihm helfen wird, schließlich ist er für ihn schon in den Krieg gegen Frankreich gezogen, hat Luthers Schriften verbrennen lassen und mit der Feder die römische Kirche verteidigt. Ungehorsam gegen den Papst, so hieß es in seiner Streitschrift damals, sei eine Todsünde.
    Über den Verbleib von Katharina macht er sich keine Sorgen, sie kann in ein Kloster gehen. Trägt sie nicht ohnehin schon das härene Gewand, und ist ihr nichts widerwärtiger als der Geruch von Sünde?
    Doch was Heinrich für eine Gefälligkeit hält, ist für Clemens ein Problem. Er müsste etwas für unrecht erklären, was einer seiner unfehlbaren Vorgänger verfügt hat. Außerdem kommt die Bitte des englischen Königs höchst ungelegen. Rom ist soeben von den spanischen Landsknechttruppen des Kaisers eingenommen worden. Der Heilige Vater ist ein Gefangener Karls V. Und Kaiser Karl ist nicht nur Europas mächtigster Herrscher, sondern dummerweise auch Katharinas Neffe.
    Clemens ist
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