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Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)
Autoren: Marisa Brand
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König erkennt, dass er sich zwischen Anne und dem Heiligen Vater entscheiden muss. Kurzerhand wendet er das praktische »praemunire«Gesetz nun auf alle Bischöfe Englands an, die sich ja zunächst dem Papst und erst an zweiter Stelle ihrem König verpflichtet fühlen. Hochverrat! Die eingeschüchterten Prälaten zahlen hohe Bußgelder und lassen sich vom König seine Anerkennung als »Oberhaupt der englischen Kirche gleich unter Gott« abpressen. Eine endgültige Trennung von Rom ist dies noch nicht, aber die Drohung ist unüberhörbar.
    Bis zum Sommer 1531 leitet Katharina weiterhin den königlichen Haushalt, näht wie gewohnt des Königs Hemden, harrt duldsam aus. Heinrich – der angebliche Wüstling und Ehebrecher – führt ein zweifaches Zölibat, was seiner Laune abträglich ist. Der Vierzigjährige schläft weder mit seiner Noch-Ehefrau noch mit seiner Geliebten, die bei offiziellen Anlässen stets an seiner Seite ist und in den verschiedenen Palästen eigene Zimmerfluchten bewohnt.
    Anne kleidet sich immer prunkvoller, verhält sich hochmütig und brüskiert die Königin, indem sie die Livreen ihres Gefolges mit einem kecken Spruch besticken lässt: »Murre, wer will, es wird doch geschehen.«
    Es murren so einige, denn Katharina ist beliebt. Missfallen erregen auch der kometenhafte Aufstieg des unbedeutenden Boleyn-Clans und Annes Interesse für reformatorische Schriften.
    E INE AUSGEMUSTERTE K ÖNIGIN
    Im August 1531 reißt dem Monarchen der Geduldsfaden. Er verlässt Windsor mit Anne. Die Königin bleibt zurück und muss ihre Kronjuwelen an die Rivalin übersenden. Für den Rest ihres Lebens wird Katharina in wechselnde Landhäuser verbannt, bevorzugt in klimatisch rauen Gegenden, die tödliche Krankheiten begünstigen. Unter dem Vorwand, sie plane eine »Verschwörung gegen den König«, wird der Verbannten jeglicher Kontakt zu ihrer inzwischen fünfzehnjährigen Tochter Maria untersagt.
    Im Herbst 1532 brechen Anne und Heinrich zu einem Staatsbesuch in Frankreich auf. Anne, die am dortigen Hof erzogen wurde, hofft auf Anerkennung als Heinrichs künftige Frau, doch Frankreichs Königin empfängt sie nicht.
    Die inzwischen Einunddreißigjährige entschließt sich zum letzten Gunstbeweis für Heinrich, um sich den Thron zu sichern, bevor auch sie in die unfruchtbaren Jahre gerät. Zur damaligen Zeit geschah das – aufgrund mangelhafter Ernährung und allgemein größerer Strapazen und Gesundheitsgefahren – früher als heute.
    Anne hat Glück, sie wird unmittelbar nach der ersten fleischlichen Begegnung von Henricus Rex schwanger. Im Januar 1533 heiratet Heinrich sie heimlich. Queen Annes Wappenspruch lautet: »The moost happi of wifes«. Doch noch leben beide – aus römischer Sicht – in Bigamie.
    Im April lässt Heinrich kurzerhand jede Einflussnahme des Papstes auf Englands Politik und Kirche verbieten. Dies handhabt er mithilf e von Parlament und Gesetz, denn als willkürlicher Despot will er wie immer nicht dastehen. Auch Kirchenämter darf in England fürderhin nur er besetzen – etwa mit Thomas Cranmer, der als neuer Erzbischof von Canterbury Heinrichs Ehe mit Katharina für null und nichtig erklärt. Im Sommer wird Anne gekrönt.
    E INE WEITERE T OCHTER
    Der prachtvolle Krönungsumzug durch Londons Straßen wird von sehr verhaltenem Beifall und wenigen Rufen begleitet. Hochrufe sind dies allerdings nicht, die gewitzten Londoner skandieren lediglich die Initialen des neuen Herrscherpaars: »HA, HA, HA!«
    Wenige Wochen später kommt Anne mit Heinrichs Kind nieder. Zu ihrem und Heinrichs Entsetzen ist es ein Mädchen – hübsch und gesund, aber genauso untauglich für Thron und Regierungsgeschäfte wie ihre ältere Halbschwester Mary. Das Mädchen wird auf den Namen Elizabeth getauft. Weder ihr Vater noch ihre Mutter konnten damit rechnen, dass der kleine Rotschopf einmal die bedeutendste Monarchin Englands sein würde.
    Der Papst fordert Heinrich bei Androhung des Kirchenbanns auf, »die Großhure aus seinem Bett zu werfen«. Zu spät. 1534 stimmen Heinrichs handverlesene Bischöfe der Trennung vom Pontifex zu, der fortan in England nur noch der »Bischof von Rom« genannt wird. Angenehmer Nebeneffekt: England braucht an diesen Bischof keine Kirchenabgaben mehr zu zahlen.
    Trotz dieser »Reformation von oben« lässt Heinrich – der im Herzen Katholik bleibt – weiterhin protestantische Ketzer foltern und hinrichten. Nicht weniger beharrlich verfolgt er all jene Katholiken, die sich
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