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Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)
Autoren: Marisa Brand
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die Heinrich noch seinem Parlament zuschiebt: die eines einflusslosen, bloß repräsentativen Schmuckstücks.
    E IN HARMLOSER C ASANOVA UND NEUN S CHWANGERSCHAFTEN
    Als letzter Ritter im Stil der Tafelrunde sucht Heinrich nicht nur ruhmreiche Schlachten, sondern auch die höfische Minne. Er komponiert für die Hofdamen seiner Königin Katharina und flirtet hingebungsvoll. Besonders gern trägt er selbst gedichtete Lieder vor – etwa Pastime With Good Company. Erstaunlich ist die hohe Fistelstimme des stämmigen Athleten. Zunächst sind diese außerehelichen Bemühungen rein platonisch.
    Doch zur gängigen Ausstattung eines Monarchen gehört auch die Mätresse. Und während Katharina von einer Schwangerschaft in die nächste wechselt, ist es Heinrichs königliches Recht, sich anderweitig zu amüsieren. Katharina ist klug genug, diese Tatsache still hinzunehmen. Und tatsächlich ist ihr Gatte – verglichen mit anderen Monarchen seiner Zeit – ein vergleichsweise harmloser Casanova. Von 1516 bis 1519 hält er der Hofdame Bessie Blount – einer üppigen Blondine, nicht mehr als ein Bettschatz – die Treue.
    Sie gebiert ihm 1519 einen gesunden Sohn, während Katharina nur wenige Monate zuvor mit ihrem letzten Kind niederkommt, einer Tot- und – was den abergläubischen Heinrich beunruhigt – wahrscheinlichen Missgeburt. Möglich, dass er zu diesem Zeitpunkt erstmals an der Gottgefälligkeit seiner Ehe mit der Witwe seines Bruders zweifelt. An seiner Zeugungsfähigkeit hingegen zweifelt er – dank Bessies Sohn – nicht länger. Er nennt den Bastard Henry Fitzroy und verleiht ihm den königlichen Titel eines Herzogs von Richmond. Bessie allerdings wird verheiratet und in den Norden geschickt. Sie hat weder Talent noch Geist genug, um sich als einflussreiche Mätresse zu etablieren.
    Als Ersatz bringt sich Heinrich 1520 von einem Versöhnungsbesuch bei König Franz I. aus Frankreich Mary Boleyn – die ältere Schwester von Anne Boleyn – mit an den englischen Hof. Sie wird seine erotisch versierte Geliebte. Heinrichs Interesse an der als nymphomanisch beschriebenen Mary rührt vielleicht daher, dass sie zuvor mit seinem Erzrivalen König Franz eine kurze Liaison hatte. Heinrich ist wie stets daran gelegen, seine Waden, seine militärischen Leistungen, seine Kleidung, seinen Bartwuchs oder eben seine erotische Leistungsfähigkeit mit der des drei Jahre jüngeren Franzosen zu vergleichen.
    In Sachen Frauen hat er gegen Franz jedoch keine Chance. Der nämlich gehört zu den tatsächlich aktivsten Casanovas seines Jahrhunderts. Zeitweise wechselt er die Bettpartnerinnen täglich, und das nicht immer auf galante Art. Die Tochter eines französischen Bürgermeisters verunstaltet sich selbst mit Kupfervitriol, um seinen groben Avancen und einer Ansteckung mit der Syphilis, unter der Franz leidet, zu entgehen.
    Heinrich scheint sich derweil mit einem doppelgleisigen Ehe- und Liebesleben zu arrangieren, mit Katharina, einer würdevollen und beim Volk beliebten Königin, mit Mary Boleyn, einer erotisch raffinierten Geliebten, und seinem illegitimen Sohn Henry Fitzroy. Katharina, inzwischen fünfunddreißig und nach neun Schwangerschaften ausgelaugt, unförmig und unattraktiv, hofft weiterhin, einen Thronfolger zu gebären. Sie unterzieht sich medizinischen Rosskuren, unternimmt Wallfahrten im Namen der Fruchtbarkeit, trägt das härene Hemd des franziskanischen Tertianerordens unter ihren Gewändern und geißelt sich. Heinrich kommt seinen ehelichen Verpflichtungen sporadisch nach, aber Katharinas Leib »bleibt stumm«, wie es Zeitgenossen ausdrückten.
    D IE SCHWARZE N AN
    Die relativ stabile Ménage-à-trois gerät ins Trudeln, als Mary Boleyns jüngere Schwester Anne 1521 ebenfalls aus Frankreich zurückkehrt und in die Gruppe der Hofdamen um Katharina eingereiht wird. Die glutäugige, gertenschlanke Zwanzigjährige ist bei Hof ein unmittelbarer Erfolg. Sie ist zwar keine atemberaubende Schönheit, aber, gekleidet nach freizügiger französischer Art, mit ausgeschnittenen Roben und koketten Käppchen, die ihre rabenschwarze Mähne und den überschlanken Hals betonen, eine auffallende Erscheinung.
    Am französischen Hof hat Anne alle Finessen der Galanterie studiert. Sie ist schlagfertig, gebildet, bissig und »hard to get«: Sie ermutigt alle Höflinge und gewährt keinem ihre Gunst. Auch Heinrich nicht, der um das Jahr 1525 auf sie aufmerksam wird und in Leidenschaft entbrennt.
    Wie ein Gockel umwirbt der
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