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Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)
Autoren: Marisa Brand
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– erfolgreich bemüht haben. Als Appetitanreger für weitere Lektüre hier einige Stichworte zu seiner Person.
    D ER D ICKE
    Heinrich Tudor, englischer König von 1509 bis zu seinem Tod 1547, gehört zu den Monarchen, die sogar eingefleischten Geschichtsmuffeln vertraut sind: der mit den sechs Frauen, von denen er zwei köpfte. Der Dicke. Verfressen, skrupellos und gnadenlos selbstverliebt. So meinen wir ihn zu kennen.
    Durch die Porträts seines deutschen Hofmalers Hans Hohlbein d. J., der ihn zwischen 1537 und 1547 für die Nachwelt festhielt, ist uns sein Äußeres überliefert: Rauschebart und Doppelkinn in überladenen Gewändern mit fantastischen Schulterpolstern. Die exzellent gemalten Nahaufnahmen zeigen den Herrscher jenseits seines vierzigsten Lebensjahres und veranlassen den Romancier Charles Dickens im 19. Jahrhundert zu einem vernichtenden Urteil: »Ein unerträglicher Rohling, ein Blut- und Fettfleck in der englischen Geschichte.« Das sitzt.
    Jedoch: Heinrichs Untertanen haben ihn vollkommen anders gesehen.
    D ER P OPSTAR DER R ENAISSANCE
    Für die Menschen seiner Zeit ist der junge Heinrich, der 1509 mit knapp achtzehn Jahren und nach dem frühen Tod seines älteren Bruders Arthur den Thron erbt, eine Art Popstar der Renaissance. Damit haben sie nicht unrecht. In jungen Jahren ist Heinrich alles andere als ein unförmiger Feistling. Der rotblonde Hüne überragt mit knapp einem Meter neunzig seine Zeitgenossen um einiges. Als begeisterter Sportler ist er zudem schlank und athletisch. Mit Erfolg bestreitet er regelmäßig Ritter-Turniere, liebt Ringkämpfe und Boxen, macht das Tennisspiel populär, frönt dem Volkssport Fußball. Als exzellenter Bogenschütze reitet der zweitgeborene Sohn von Heinrich VII. bis zu acht Pferde und sämtliche Begleiter bei einer einzigen Jagd müde.
    Neben seinem hübschen, leicht femininen und glatt rasierten Gesicht fasziniert Europas Botschafter die Tatsache, dass Henricus Rex äußerst muskulöse Waden vorweisen kann – eine Seltenheit zu seiner Zeit. Heinrich betont diesen Vorzug durch enge Strümpfe und ist sehr angetan, als ein italienischer Diplomat ihm versichert, dass sein lebenslanger Rivale, der französische König Franz L, überhaupt keine Waden und eine überlange Pferdenase habe. Beides stimmt. Heinrich ist unbestritten der schönste Thronerbe seines Jahrhunderts und weiß sein blendendes Aussehen zu nutzen.
    Doch des Königs Vorliebe für prunkvolle Kleidung, perlenbesetzte Wämser, pelzverbrämte Samtmäntel, Juwelen und Ringe verdankt sich nicht nur übertriebener Eitelkeit. Der Urenkel eines Gewandmeisters und Schafzüchters aus niederem walisischem Adel weiß, dass Macht im Wesentlichen auch eine Folge des äußerlichen Eindrucks ist. Selfpromotion gehört zu Heinrichs größten Talenten – weshalb er auch heute noch so berühmt ist.
    U RENKEL VON S CHAFZÜCHTERN
    Sein Motto lautet: »Willst du ein König sein, dann benimm dich wie einer.« Er trägt die Maske der Royalität nicht ohne Grund perfekt bis zur Übertreibung. Sein Vater sicherte sich bei der letzten, entscheidenden Schlacht der Rosenkriege – in deren Verlauf sich die altadligen Dynastien von York und Lancaster im Kampf um die Krone fast vollständig ausgerottet hatten -Englands Thron quasi als Seiteneinsteiger. Bei Heinrichs Machtantritt ist die Tudordynastie also blutjung und sitzt auf einem wackligen Thron, für den es noch immer Anwärter mit weit dickerem Adelsblut gibt. Heinrich kaschiert seine etwas halbseidene Herkunft durch eine nie gekannte Prunkentfaltung, die seinen Gegnern unermesslichen Reichtum demonstrieren soll. Der Erfolg: Europas Machthaber beginnen die bislang unbedeutende Nebelinsel im Norden mit ihren knapp 2,3 Millionen Untertanen (Frankreich hatte fünfzehn Millionen, der Kaiser fünfundzwanzig) als Bündnispartner zu umwerben.
    T AUSENDSASSA DER T UDORS
    Nicht nur mit strahlendem Aussehen, sondern auch mit beachtlichen Talenten weiß Heinrich zu betören: Er spricht fließend Französisch, Latein, später Spanisch, er komponiert und spielt Messen und Lieder, beeindruckt als Tänzer durch enorme Sprungkraft, weiß über Schiffsbau, Architektur und Theologie Bescheid, betätigt sich als Mediziner, der – wie alle Ärzte jener Zeit – zweifelhafte Salben aus Perlenmehl oder Stierhoden mixt. Als Hobby-Astronom skizziert er Sternbilder, als Juwelier Tafelaufsätze und Weinbrunnen.
    Der Hofstaat seiner ersten Regierungsjahre gilt unter den großen Humanisten
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