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Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)
Autoren: Marisa Brand
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schweren Hufen, spürten den Schub und zogen an. Goswin kletterte zurück auf den Kutschbock. Ein Schnalzen, und der Wagen fuhr an. Ein gutes Gefährt, sogar gefedert. Für seine einzige Tochter scheute der Graf von Löwenstein keine Kosten.
    »Was ist das?«, wollte Lunetta wissen und zeigte auf den Melatenhof. Eine scharfe Böe riss ihr die Worte aus dem Mund.
    »Das Haus der lebenden Toten samt Gottesacker und Kapelle«, brummte Goswin knapp.
    »Lebende Tote?« Lunettas Gesicht nahm einen kindlichen Ausdruck an, war ganz Aufmerksamkeit.
    »So nennt man die Aussätzigen. Gehören nicht mehr zu dieser Welt.«
    »Halt an!«
    Verblüfft zügelte Goswin die Pferde. »Was ist?«
    »Ich möchte in die Kapelle!«
    »Niemand möchte dorthin!«
    »Eben sah ich eine Schar Bettler und Wanderkrämer in den Friedhof einbiegen.«
    »Die suchen Schutz vor dem Wetter, sonst würden sie Melaten meiden wie die Pest. Siehst du die Galgenbäume dort drüben? Käme der Wind von Süden, könntest du sie sogar riechen, irgendwelche armen Teufel hängen immer im Gebälk.« Er spuckte angewidert aus. »Ein verfluchter Ort. Die Seelen der Sünder gehen hier überall um.«
    Lunettas nussfarbene Augen weiteten sich, ein Zittern ging durch ihren schmalen Körper. »An einem Ort wie diesem starb meine Mutter.«
    Goswin biss sich auf die Lippen. Bei Gott, er hatte ihr keine Angst machen und sie noch weniger an die Mutter erinnern wollen. Doch als Lunetta sich ihm wieder zuwandte, waren ihre Augen nicht dunkel vor Furcht, sondern leuchteten. Mild und honigfarben wie Bernstein.
    »Ich will, dass du sofort wendest und zu der Kapelle fährst.«
    »Der Sturm wird uns einholen.«
    »Ein Grund mehr, für eine sichere Reise zu beten.«
    »Die in einer halben Stunde zu Ende sein kann!« Goswin sah, wie der Regen in Streifen über das Mädchengesicht lief.
    »Nun mach schon, wende.«
    Die Pferde scheuten. Der Wind rüttelte zur Bestätigung von Goswins Wettervorhersage an der Wagenplane, löste ein Befestigungsseil und ließ es wie eine Peitsche durch die Luft knallen.
    »Beim Blute Gottes, Lunetta! Uns ist ein gewaltiger Sturm auf den Fersen! In Köln erwarten uns ein gastliches Haus, Eure Verwandten und Freunde.«
    Eine Zornesfalte teilte die glatte Stirn. »Ich habe es nicht eilig, nach Köln zurückzukehren. Als ich das letzte Mal ankam, wollte man mich auf den Turm sperren, ich wurde verfolgt und beinahe getötet.«
    »Was Eure Freunde verhinderten! Sie suchten und fanden Euren Vater, den Grafen von Löwenstein. Diesmal kommt Ihr als seine Tochter in die Stadt!«
    »Nur als die seine? Ich bin zur Hälfte ein spanisches Gauklerkind, Goswin. Vergiss das nicht. Das letzte Mal führte ich einen Bären mit. Du selbst wolltest mich verhaften.«
    Goswins Miene verfinsterte sich. Oh ja, der Bär. Er hatte sich die Hosen nass gemacht beim Anblick des dürren Kindes mit der fürchterlichen Bestie im Rücken. Natürlich hatte er sie bei der ersten Begegnung für ein Kind der Straße gehalten.
    »Das ist acht Jahre her«, rief er schroff in den brausenden Wind. »Seither bin ich Euer Beschützer.«
    »Und ich bin und bleibe die Tochter der Tarotspielerin Mariflores Zimenes.«
    »Nicht in diesen Kleidern.«
    Lunetta lachte bitter und sah mit einem Male sehr viel älter aus als ihre achtzehn Jahre. »Kleider! Ist das alles, was mich von der Welt der Vaganten und Bettler trennt?«
    »Ihr vergesst Euren Titel und Euer Vermögen.«
    »Es sind Titel und Vermögen meines Vaters, dem es gefallt, mich fortzuschicken, um ohne mich auf Reisen zu gehen. Was, wenn er nicht wiederkehrt?«
    »Er reist als Diplomat im Auftrag des Kaisers nach London. Niemand wird es wagen, ihm etwas anzutun.«
    »Und warum hat er mich nicht mitgenommen, wie sonst auch?«
    Goswin zuckte die Achseln. »Es ist eine geheime Mission.«
    Ein gefährliches Funkeln stahl sich in Lunettas schwarze Augen. »Vielleicht sollte ich das Tarot danach befragen?«
    Goswin erbleichte. »Das ist Blendwerk des Teufels.«
    »Es ist das Vermächtnis meiner Mutter!«
    »Euer Vater hat es verboten. Er will Euch beschützen.«
    »Wovor? Als er das letzte Mal allein auf Reisen ging, war ich ein Kind. Er ließ Mariflores und mich in Spanien zurück. Alle Welt glaubte, er sei in der Neuen Welt verschollen. Sein Bruder Aleander verfolgte uns mithilfe der spanischen Inquisition, um uns zu vernichten. Wir waren ihm schutzlos ausgeliefert.«
    »Ihr seid es nicht mehr. Aleander hat alle Macht verloren«, unterbrach Goswin sie
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